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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Hirnmasse. Er würde keine fünf Minuten mehr durchhalten.
    Ich spürte mehr, als dass ich sah, wie Rachel sich bewegte. Ich blickte auf und stellte fest, dass sie das Küchentelefon in der Hand hielt und eine Nummer wählen wollte.
    »Legen Sie das weg!«
    »Ich rufe den Notarzt!«
    »Er hat keine Chance.«
    »Das können Sie nicht wissen!«
    »Selbstverständlich kann ich das. Untersuchen Sie ihn selbst, wenn Sie mir nicht glauben.« Ich richtete mich auf. »Selbst wenn er eine Chance hätte, könnten wir es nicht riskieren.«
    »Was soll das heißen?«
    »Was glauben Sie, wer der Kerl ist? Ein Penner von der Straße? Ein Junkie, der am helllichten Tag in mein Haus einbricht? Sehen Sie sich den Burschen doch an!«
    Rachel betrachtete den blonden Mann einige Sekunden. »Ich weiß nicht, wer das ist. Kennen Sie ihn?«
    Als ich erneut in das ruinierte junge Gesicht sah, wurde mir bewusst, dass ich ihn tatsächlich kannte. Zumindest hatte ich ihn schon einmal gesehen. Nicht sehr häufig, doch ich war ihm auf dem Parkplatz hinter dem Trinity Building begegnet. Er war ein großer, geschmeidiger Blondschopf gewesen und hatte ausgesehen wie jemand, dem man beim Bergwandern in den europäischen Alpen begegnet. Die gleiche Sorte wie Geli Bauer; er besaß die Physis eines Kletterers. Oder eines Elitesoldaten.
    »Ich kenne ihn tatsächlich«, sagte ich. »Er arbeitet für Geli Bauer.«
    Rachel blinzelte verwirrt. »Wer ist Geli Bauer?«
    »Sie ist Trinity. Sie ist Godin. Sie ist die NSA.« Ich legte die beiden Schusswaffen auf den Küchentresen. »Irgendjemand hatihr den Befehl gegeben, mich ebenfalls auszuschalten. Und Sie obendrein, wie es scheint.«
    Irgendetwas in mir widerstrebte der Vorstellung, Peter Godin könnte meinen Tod befohlen haben. Und doch geschah nichts im Projekt ohne seine Zustimmung.
    »Wir müssen die Polizei alarmieren«, sagte Rachel. »Uns wird nichts geschehen. Herrgott, er wollte mich erschießen! Es war Notwehr, zumindest gerechtfertigter Totschlag, oder wie immer das heißt.«
    »Sie können nicht die Polizei anrufen, um einen Fall zu untersuchen, in den die NSA verwickelt ist. Das habe ich Ihnen doch schon erklärt.«
    »Warum denn nicht? Er wollte mich umbringen! Das ist ein Kapitalverbrechen!«
    Fast hätte ich aufgelacht. »Die NSA ist die mächtigste und geheimste Behörde der Vereinigten Staaten. Alles, was die NSA macht, ist geheim. Wir müssten einen Gerichtsbeschluss erwirken, um einen Cop auch nur durch den Haupteingang von Fort Meade zu schicken.«
    »Wir sind hier aber nicht in Fort Meade.«
    »Für die NSA schon. Hören Sie, bevor ich nicht mit dem Präsidenten gesprochen habe, sind wir auf uns allein gestellt. Verstehen Sie, was ich sage?«
    Sie starrte nach unten auf die größer werdende Blutlache. »Vielleicht ist er ja doch irgendein Penner.«
    »Begreifen Sie nicht? Das ist der Grund, weshalb man meine Akte aus Ihrer Praxis gestohlen hat!«
    »Was?«
    »Man hat beschlossen, Sie zu eliminieren!«
    Sie öffnete den Mund, sagte aber nichts.
    »Ansonsten hätte man wie bisher die Akte lediglich fotokopiert und wieder zurückgelegt. Aber man wollte verhindern, dass in Ihren Räumen etwas übrig bleibt, das der Polizei von Durham irgendeine Verbindung zu Project Trinity hätte liefern können.«
    Sie schüttelte den Kopf, doch meine Logik war kaum zu widerlegen. Ich steckte die Automatik in meinen Hosenbund und nahm den .38er in die Hand.
    »Wir müssen von hier verschwinden. Schnell. Möglicherweise lauern noch andere NSA-Typen in der Nähe.
    Ihre Augen wurden weit. »Andere?«
    Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. »Die NSA hört meine Telefone ab. Als Ewan McCaskell die Nachricht für mich auf meinen Anrufbeantworter sprach, wusste die NSA, dass ich noch nicht mit dem Präsidenten gesprochen hatte. Das war es, worauf sie gewartet haben. Ich war zu aufgeregt, um es gleich zu erkennen.«
    Ich nahm Rachels Hand. Sie war kalt und schlaff. »Wir müssen fliehen, Rachel! Jetzt gleich! Wenn wir es nicht tun, werden wir hier sterben.«
    »Fliehen? Aber wohin?«
    »Irgendwohin, egal wo. Wir müssen verschwinden.«
    »Nein. Wir haben nichts Falsches getan.«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte ich und deutete auf den Mann am Boden. Er atmete nicht mehr. »Glauben Sie vielleicht, dieser Kerl dort ist auch eine von meinen Halluzinationen?«
    »Sie haben ihn getötet«, sagte sie mit der störrischen Stimme eines Kindes.
    »Und ich würde es jederzeit wieder tun! Er wollte Ihnen

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