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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Wasserstoffbombe war. Dad hatte außerdem meine Mutter in Oak Ridge kennen gelernt. Die Dinge waren besser dort. Sie bekamen meinen Bruder. Ich wurde erst viel später geboren. Ein Unfall, genau genommen.« Ich lächelte bei der Erinnerung daran, wie meine Eltern mir diese Tatsache enthüllthatten. »Ich wuchs in Oak Ridge auf, doch als ich Teenager war, stieg Dad aus der Nuklearforschung aus, und wir zogen nach Huntsville, Alabama, wo er am Weltraumprogramm arbeitete.«
    »Ich sehe immer noch nicht die Verbindung zur Medizin«, sagte Rachel.
    »Meine Mutter war Kinderärztin in Oak Ridge. Sie hat viel Gutes getan. Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass sie mit ihrer Arbeit sehr viel glücklicher war als Dad. Das hat meine Entscheidung beeinflusst.«
    Ich blickte ungeduldig auf das Telefon. Warum läutete es nicht endlich wieder? »Ich habe Ihnen gestern Abend nur die halbe Wahrheit erzählt. Als der Präsident mir diesen Posten anbot, empfand ich es wie eine höhere Art von Gerechtigkeit. Ich bekam die Gelegenheit, die meinem Vater in Los Alamos stets verweigert worden war. Die Chance, ein wenig Kontrolle über ein großartiges Projekt auszuüben, das die Welt wahrscheinlich für immer verändern wird. Zum Guten oder zum Schlechten. Das spürte ich an jenem Tag, als ich das Oval Office besuchte, und das ist der Grund, warum ich hier bin.«
    Rachel atmete tief ein und stieß langsam die Luft wieder aus. »Das alles ist real, nicht wahr?«, fragte sie leise. »Ich meine Trinity?«
    »Ja. Und ich bin heilfroh, dass McCaskell zurückgerufen hat. Wir brauchen den Präsidenten, und zwar dringend.«
    Ich erhob mich, um McCaskells Nachricht noch einmal abzuspielen, als urplötzlich eine Woge der Müdigkeit über mir zusammenschlug. Ich hoffte inbrünstig, dass es nur Erschöpfung war, doch dann begann das vertraute hochfrequente Klappern der Backenzähne. Ich besaß keine Amphetamine mehr, deswegen nahm ich hastig eine Dose Mountain Dew aus dem Kühlschrank, riss sie auf und trank in tiefen Zügen das stark koffeinhaltige Getränk.
    »David?«, fragte Rachel, die mich mit merkwürdigen Blicken beobachtet hatte. »Alles in Ordnung? Sie sehen ganz zittrig aus.«
    »Ich … ich fürchte, ich falle gleich um«, sagte ich zu ihr und nahm einen weiteren Schluck aus der Dose.
    »Sie fallen um?« Ihre Augen weiteten sich. »Sie meinen einen narkoleptischen Anfall?«
    Sie hatte noch nie einen meiner Anfälle miterlebt. Als ich nickte, schien sich ein Schatten über mein Gesichtsfeld zu legen. Er hinterließ ein undeutliches Gefühl von Gefahr, als wäre jemand mit uns im Zimmer, jemand, den ich nicht sehen konnte. »Ich habe etwas übersehen«, sagte ich laut.
    »Wovon reden Sie?«
    In Gedanken sah ich ein Bild von Geli Bauer vor mir. »Wir sind in Gefahr.«
    Rachel blickte mich verunsichert an, mehr in Sorge um mich als aus Angst vor irgendeiner Gefahr von außen. »Was für eine Gefahr?«
    »Die Art und Weise, wie alles zusammenpasst … Godin hat uns freigegeben … meine Akte wird aus Ihrer Praxis gestohlen … der Anruf von McCaskell … ich übersehe irgendwas, aber ich bin zu müde, um darüber nachzudenken.«
    »Ich dachte, der Anruf von McCaskell wäre eine gute Neuigkeit gewesen?«
    »Ist er auch. Nur …« So schläfrig ich auch war, ich hatte das dringende Bedürfnis, meine Waffe in der Hand zu halten. »Ich möchte, dass Sie mir einen Gefallen tun. Warten Sie bitte zwei Minuten auf mich. Ich bin gleich wieder da.«
    Ihre Augen waren dunkel vor Besorgnis. »Wohin gehen Sie?«
    »Zum Haus meines Nachbarn.« Ich rannte bereits zur Hintertür.
    »David! Und wenn Sie dort zusammenklappen?«
    »Gehen Sie nicht an die Tür!«, rief ich. »Aber wenn das Telefon läutet, gehen Sie ran und sagen, dass ich sofort wieder da bin!«
    Ich rannte nach draußen und warf mich durch die dichte Hecke, die die Gärten hinter den Häusern in meiner Straße säumte. Ich sprintete drei Grundstücke weiter; dann brach ich erneutdurch die Hecke und kam hinter einem Geräteschuppen wieder heraus. Ich war in der Nacht zuvor gegen zwei Uhr morgens aus dem Haus geschlüpft und hatte die Schachtel von Fielding hier versteckt. In der Schachtel befanden sich Fieldings elektronische Spielzeuge, mein teilweise bespieltes Videoband, Fieldings Brief und mein Revolver. Ich kniete mich hin und zog die Schachtel unter ihrem Versteck hervor; dann kroch ich wieder durch die Hecke und rannte bis zu meinem eigenen Garten zurück. Als ich dort

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