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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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eine Kugel in den Schädel jagen!«
    Rachel wankte unsicher. Ich hielt sie, bis sie sich gefangen hatte; dann führte ich sie ins Schlafzimmer, wo ich bis vor wenigen Minuten gelegen und geträumt hatte.
    »Bleiben Sie hier«, sagte ich zu ihr. »Ich muss schnell noch etwas holen.« Ich wollte ihr meinen .38er in die Hand drücken, doch sie zuckte vor der Waffe zurück. »Nehmen Sie«, drängte ich und bog ihre Finger um den Kolben. »Wenn Sie dieses Haus allein verlassen, wird man Sie töten.«
    Sie starrte mich aus leeren Augen an.
    Ich nahm die Automatik mit dem Schalldämpfer aus demHosenbund und überprüfte die Waffe, um mich zu überzeugen, dass der Sicherungshebel umgelegt war. »Versprechen Sie mir, dass Sie nicht weglaufen.«
    »Ich laufe nicht weg«, sagte sie benommen.
    Ich verließ das Gästezimmer und rannte nach oben. Mein Schlafzimmer befand sich auf der linken Seite der Treppe. Zur Rechten lag ein weiteres Zimmer, das ich als Abstellkammer benutzte. Ich rannte hinein, nahm einen alten Stuhl, trug ihn in das kleine Bad, das sich an das Zimmer anschloss, und stieg hinauf. Mit ausgestreckten Armen gelang es mir, das Sperrholzpaneel zu erreichen, hinter dem sich der Zugang zum Dachboden verbarg. Ich drückte gegen das Paneel und schob es zur Seite; dann wuchtete ich mich hoch und zwängte mich durch die kleine Öffnung.
    Als ich hindurch war, richtete ich mich vorsichtig halb auf und balancierte auf zwei Balken, während ich mich umsah, bis ich die Orientierung wieder gefunden hatte. Zwischen den Dachschindeln und Windbrettern kam genügend Licht hindurch, dass ich etwas sehen konnte. Ich kroch sechs Meter nach links und hielt an. Vor mir lagen ein Hammer und eine Brechstange auf einem Stück rosafarbener Glasfaserisolierung. Ich hatte beides vor vier Wochen dort liegen lassen, als hätte ich es vergessen. Jetzt nahm ich beides zur Hand und bewegte mich damit rasch zu einer Stelle des Dachbodens, die mit viertelzölligen Dielenbrettern vernagelt war.
    Ich rammte die Schmalseite der Brechstange in einen Spalt zwischen zwei Brettern und drückte den Hebel mit meinem Körpergewicht nach unten. Das Holz splitterte. Ich schob die Stange durch das entstandene Loch und hebelte weiter, bis ich ein sechzig Zentimeter langes Stück Holz herausgerissen hatte. Aus dem dunklen Hohlraum darunter nahm ich eine kleine Sporttasche aus Nylon und öffnete den Reißverschluss. Das zwischen den Schindeln hindurchfallende Licht fiel auf einen Pass und zwei dicke Bündel Geldscheine. Es waren zwei Stapel Hundertdollarnoten, insgesamt zwanzigtausend Dollar.
    Fünf Wochen zuvor hatte Fielding mir geraten, ein Versteck mit Bargeld anzulegen. Ich hatte ihn ausgelacht, doch er hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Ich schloss die Tasche wieder und kroch rückwärts über die Balken zum Zugangsloch, wo ich die Tasche nach unten auf den Boden warf. Meine Arme zitterten vor Anstrengung, als ich mich anschließend selbst wieder nach unten ließ und auf dem Stuhl landete. Ich zog das Sperrholzpaneel wieder an seinen Platz und stellte den Stuhl zurück.
    Als ich fertig war, sah ich vor meinem geistigen Auge Rachel aus dem Haus flüchten, und Panik stieg in mir auf. Ich packte die Tasche und rannte nach unten.
    Sie saß immer noch regungslos auf dem Bett, die Augen vom Schock weit aufgerissen.
    »Wir müssen verschwinden«, sagte ich zu ihr. »Sind Sie so weit?«
    Sie blinzelte und schwieg.
    Ich nahm sie bei der freien Hand und zog sie auf die Beine. »Sie müssen sich jetzt fünf Minuten lang zusammenreißen, Rachel«, sagte ich. »Danach können Sie meinetwegen zusammenbrechen, wenn es sein muss. Los jetzt, wir verschwinden.«
    Ich führte sie durch den Flur und die Küche in den Wäscheraum, von wo die Tür zur Garage abging. Ich ließ sie kurz allein, um Fieldings Schachtel von der Hintertür zu holen, wo ich sie vorhin hatte liegen lassen. Als ich wieder bei Rachel war, nahm ich ihr den .38er aus der Hand und drückte ihr stattdessen die Schachtel in die Arme. »Halten Sie das«, sagte ich. »Und warten Sie, bis ich Sie rufe.«
    Ich hielt nicht lange genug inne, damit Angst in mir aufsteigen konnte, sondern wandte mich zur Garagentür und stieß sie auf. Dann sprang ich hinein, die Automatik am langen Arm vor mich gehalten. Ich wirbelte einmal um meine Achse und zielte hierhin und dorthin, um jeden Winkel abzudecken.
    Die Garage sah verlassen aus.
    Ich umrundete meinen Acura, ließ mich auf alle viere sinkenund blickte unter

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