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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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den Wagen. Die Luft schien rein. »Los jetzt, kommen Sie!«, rief ich Rachel zu. »Beeilung!«
    Rachels Schuhe klapperten über den nackten, glatten Beton. Ich öffnete die Beifahrertür, nahm ihr die Schachtel weg und warf sie auf den Rücksitz. »Falls etwas passiert, dann jetzt gleich, sobald das Tor auf ist«, sagte ich, während ich hinter dem Lenkrad Platz nahm. »Rutschen Sie nach unten in den Fußraum und machen Sie sich ganz klein.«
    Sie gehorchte und glitt nach vorn. Rachels Kopf war noch oberhalb der Türkante zu sehen. Ich drückte ihn tiefer nach unten; dann ließ ich den Motor an und legte den Rückwärtsgang ein.
    »Bleiben Sie unten.«
    Ich drückte den Knopf auf der Fernbedienung für das Tor, die ich an die Sonnenblende geklippst hatte. Der Elektromotor summte, und das breite Tor glitt nach oben. Mit der Waffe des Killers in der einen Hand und dem Lenkrad in der anderen wartete ich darauf, dass in dem größer werdenden hellen Rechteck unter dem Tor Beine auftauchten.
    Ich sah keine.
    Als das Tor bis auf Dachhöhe oben war, gab ich Gas. Der Acura schoss rückwärts durch das Tor und in das blendend helle Sonnenlicht. Ich drückte auf die Fernbedienung, um das Garagentor wieder zu schließen; dann kurbelte ich das Lenkrad hektisch nach links. Ich trat nicht auf die Bremse, bevor der Wagen nicht auf der Straße war und die Schnauze die Willow Street hinaufzeigte.
    »Was ist los?«, schrie Rachel angsterfüllt, weil wir so plötzlich angehalten hatten.
    »Bleiben Sie unten!«
    Ich hatte eigentlich vorgehabt, unauffällig und langsam wegzufahren, falls die Straße sich als frei von Gegnern erweisen sollte, doch sobald wir angehalten hatten, beschlich mich das Gefühl, ein unsichtbarer Heckenschütze hätte mich im Visier. Ich schob den Wählhebel der Automatik nach vorn und trat das Gaspedalvoll durch. In einer blauen Wolke verbrannten Gummis schoss der Acura nach vorn. Wir jagten die Willow Street entlang, hinter uns zwei zwanzig Meter lange schwarze Schlangenlinien auf dem Asphalt.

13
    I m Kontrollzentrum des Trinity Building saß Geli Bauer regungslos vor ihrem Monitor und sprach in ihr Headset.
    »Wir haben eben einen Schuss gehört. In David Tennants Haus.«
    »Hatten Sie das denn nicht erwartet?«, antwortete John Skow.
    Idiot. »Nein. Kurt Bock hatte einen Schalldämpfer auf seiner Waffe.«
    »Und Tennant hatte gestern Abend seinen Revolver bei sich.«
    »Das ist richtig.«
    Skow schwieg, während er über das Gehörte nachdachte. »Das muss noch nicht heißen, dass Ihr Mann versagt hat«, sagte er schließlich.
    »Nein. Das kann ich mir auch nicht vorstellen.«
    »Gut. Was möchten Sie unternehmen?«
    Geli hatte Skow stets als Theoretiker abgetan, und nun, da die Kugeln flogen, suchte er tatsächlich ihren Rat. »Ich habe meine übrigen Leute zurückgezogen, damit wir keinen Verdacht erwecken. Aber wenn ich nicht innerhalb der nächsten fünf Minuten eine Erfolgsbestätigung erhalte, werde ich ein Team in Tennants Haus schicken, um die Sache zu überprüfen.«
    »Haben sie eine Tarnung?«
    »Einen Lieferwagen von einem Teppichreinigungsunternehmen.«
    »Könnte die hiesige Polizei informiert worden sein, dass in Tennants Haus ein Schuss gefallen ist?«
    »Möglich. Falls ein Streifenwagen auftaucht, bevor wir fertig sind …«
    »Benutzen Sie Ihre NSA-Vollmacht, um das Haus unter Quarantäne zu stellen«, beendete Skow ihren Satz. Endlich zeigte er Mumm. »Und dann setzen Sie sich augenblicklich mit mir in Verbindung.«
    »Mach ich.«
    »Bis dann.«
    »Augenblick noch.«
    »Was denn noch?«
    Geli war es allmählich leid, ständig im Dunkeln gelassen zu werden. »Tennant hat mich nach Fieldings Taschenuhr gefragt.«
    »Was für eine Taschenuhr?«
    Sie wusste, dass er log. »Ich habe den Lagerraum heute Morgen überprüft. Fieldings persönliche Sachen. Alles war da, bis auf die Taschenuhr.«
    Skow schwieg eine ganze Weile. Als er redete, klang es fast wie ein Selbstgespräch. »Fielding muss ihm irgendwas über die Taschenuhr erzählt haben.«
    »Möchten Sie mir nicht etwas über diese Taschenuhr erzählen?«
    »Dieses Wissen ist zur Erledigung Ihrer Arbeit nicht erforderlich.«
    Zorn stieg in Geli auf. »Wenn Tennant diese Taschenuhr will, ist es vielleicht doch wichtig.«
    »Die Uhr ist wichtig, da haben Sie Recht, Miss Bauer. Nur nicht für Sie. Halten Sie mich auf dem Laufenden über die Lage bei Tennants Haus.«
    Skow legte auf.
    Geli saß in ihrem Sessel und schäumte. Sie hasste es,

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