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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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verabschieden.«
    »Das stimmt nicht unbedingt. Geben Sie mir einen Augenblick Zeit.«
    Während Skow über die neue Lage nachdachte, rief Geli eine Karte von North Carolina auf den Bildschirm. Was würde Tennant tun, nachdem er auf dem Fluss angekommen war? Wohin konnte er gehen? Zwischen der Fähre und dem Sound waren es fünf Meilen Wasser, und auf der Südseite gab es keine Straße, von der aus man den Fluss überwachen konnte. Falls Tennant dies wusste, konnte er mit dem Kanu überall an Land gehen.
    »Was gedenken Sie zu unternehmen?«, fragte Skow unvermittelt.
    »Ich möchte Echtzeit-Satellitenüberwachung des gesamten Gebiets, von diesem Augenblick an. Höchstmögliche Auflösung. Sie geben die Genehmigung, und ich gebe der NRO die Koordinaten.«
    »Was noch?«
    »Ich brauche zusätzliche Leute. Ich verfüge nicht annähernd über die taktische Stärke, um eine weitflächige Suche in bewaldetem Terrain durchzuführen.«
    »Das ist ein Problem. Solange wir uns nicht mit irgendeiner Geschichte an die Öffentlichkeit wenden, sind unsere personellen Mittel beschränkt.«
    »Dann denken Sie sich etwas aus, das wir der Öffentlichkeit erzählen können, und zwar schnell.«
    »Hören Sie, Geli, wenn wir Tennant jetzt verlieren, haben wir noch immer eine Chance, ihn wieder zu finden. Ich werde Ihnen bald ein paar Informationen zukommen lassen, die Sie einen Schritt vor Tennant bringen können.«
    Gelis innerer Alarm schrillte los. »Was für Informationen sind das?«
    »Sie werden es sehen, sobald Sie sie bekommen. Sie stammen aus einer untadeligen Quelle.«
    »So etwas gibt es nicht. Handelt es sich um NSA-Erkenntnisse?«
    »Ja.«
    »Die NSA hat mir bisher überhaupt keine verlässlichen Informationen zukommen lassen.«
    »Das wird sich jetzt ändern. Ich bin in Eile, Geli. Haben wir alles besprochen?«
    »Nein. Die Gefechtsbedingungen.«
    Skow atmete hörbar ein. »Ich bin durchaus vertraut mit Ihrem Geiselrettungsszenario.«
    »Jede Wette. Ich will einen ausdrücklichen Schießbefehl.«
    Skow antwortete nicht.
    Geli spürte wieder Zorn in sich aufsteigen. »Hören Sie, wir haben gewartet …«
    »Lassen Sie mich einen Augenblick nachdenken.«
    »Warum sind Sie so verdammt schwammig wegen dieser Geschichte?«
    »Hören Sie … es ist eine Geiselnahme. Sie verfügen über dietaktische Erfahrung. Ich überlasse es Ihrer Einschätzung, wie Sie vorgehen.«
    Geli schüttelte den Kopf und murmelte: »Die Geister, die ich rief, wie?«
    »Die Bürde des Kommandierenden, Miss Bauer.«
    »Das Kommando ist keine Bürde, Skow. Es ist ein Nirwana. Die eigentliche Bürde besteht darin, sich mit sesselfurzenden Bürokraten abzumühen, die nach jedem Zug überlegen, was man hätte besser machen können.«
    Skow kicherte leise. »Sie klingen genau wie Ihr Vater, Geli. Ich werde es ihm gegenüber erwähnen.«
    Seine Bemerkung ließ Geli erstarren. »Tun Sie das«, sagte sie vorsichtig.
    Nachdem Skow aufgelegt hatte, saß sie schweigend da und betastete die Narbe auf ihrer Wange. Also kannten sich Skow und ihr Vater doch mehr als nur flüchtig. Der Gedanke gefiel ihr nicht. Überhaupt nicht.

18
    I ch paddelte seit einer Stunde, als ich den Landesteg erspähte. Er befand sich am Fuß der Hochbrücke über den Cashie River, der gleichen Brücke, die wir auf unserem Weg zur Fähre überquert hatten. Der Fluss war breiter geworden, seit wir ins Kanu gestiegen waren, und früher oder später würde er in den weiten Albemarle Sound münden. Auf dem offenen Wasser war die Gefahr ungleich größer, vom Himmel aus entdeckt zu werden. Ich hatte zwar nichts mehr von dem NSA-Flugzeug gesehen, doch das beruhigte mich nur ein klein wenig. Während wir unter den überhängenden Zweigen auf der rechten Seite des Flusses trieben, überlegte ich, was uns am Bootssteg erwartete. Ohne Zweifel gab es dort einen Parkplatz. Zugmaschinen und Bootstrailer. Wahrscheinlich Angler auf dem Heimweg nach einem Tag am Wasser.
    Rachel drehte sich um und beobachtete mich aufmerksam, während ich paddelte. »Sie haben das schon mal gemacht«, stellte sie fest.
    »Was? Geflüchtet?«
    »Ein Kanu gepaddelt.«
    Ich nickte. »Mein Bruder und ich waren häufig zusammen mit meinem Dad in der Gegend von Oak Ridge unterwegs. Wir haben gezeltet, gejagt und geangelt.«
    Sie sah zu den Bäumen am Ufer. Die Sonne blieb hartnäckig in unserem Rücken, doch die Schatten wurden bereits länger und tiefer.
    »Sind wir jetzt in Sicherheit?«, fragte sie.
    »Für eine Weile. Die

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