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Geraubte Erinnerung

Geraubte Erinnerung

Titel: Geraubte Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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einen Lügner.
    »Und doch ist das Licht für eine kleine Weile mit euch«, sagte ich. »Geht, solange ihr sehen könnt, denn die Dunkelheit wird über euch kommen. Er, der mir folgt, wandert niemals im Dunkeln.«
    Ich beobachtete sie und sah meinen Untergang in ihren Augen, und doch konnte ich nicht von meinem Pfad abweichen. In den Augen des einen Priesters erkannte ich offenen Hass und den Tod, den er mir wünschte … einen römischen Tod. Doch Schmerzen waren nicht das, wovor ich mich am meisten fürchtete. Was ich nicht ertragen konnte, war die Einsamkeit. Wieder allein, bis ans Ende aller Tage …
    Rachel schrie. Ich blinzelte verwirrt, und dann wurde die Fahrertür aufgerissen. Ich wollte den Kopf heben, um zu sehen, wer dort war, doch der Schlaf umfing mich erneut wie Treibsand.

22
    G eli Bauer rieb sich mit der freien Hand über die Augen, während sie mit der anderen starken Kaffee in einen Becher goss. Sie wartete darauf, dass John Skows Ehefrau ihren Mann ans Telefon rief. Sie hatte drei Stunden auf der Pritsche geschlafen, wo sie sich mit Kurt Bock in der Nacht vor seinem Tod geliebt hatte. Sie träumte in letzter Zeit so gut wie nie, doch in der vergangenen Nacht war ein alter Albtraum wiedergekehrt, in dem sie von Soldaten verfolgt wurde. In ihrem Traum tötete sie sich stets selbst, bevor die Soldaten sie stellen konnten. Das Entsetzen und die Angst vor jenem finalen Akt der Befreiung waren nahezu unerträglich.
    »Geli?«, fragte Skow mit erschöpfter Stimme in ihrem Headset.
    Er hatte die ganze Nacht am Godin Four Supercomputer gesessen und aus den digitalen Aufzeichnungen von Tennants Stimme eine Drohung gegen den Präsidenten zusammengebastelt. Geli hatte ihn schon einmal geweckt, um ihn zu informieren, dass eines der SWAT-Teams das Verschwinden eines seiner Männer gemeldet hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte es noch keinen Beweis gegeben, dass Tennant dahinter steckte, doch jetzt sah es anders aus …
    »Das SWAT-Team beim Frozen Head State Park hat den Vermissten gefunden«, sagte sie. »Er wurde von einer Highwaybrücke in eine Schlucht geworfen. Er hatte einen Pfeil in der Kehle.«
    »Hat Tennant das getan?«
    »Ich denke ja. Ich habe mich über seinen Hintergrund informiert. Er war als Kind und Jugendlicher häufig auf der Jagd. Wahrscheinlich mit Pfeil und Bogen, in der Vorsaison.«
    »Woher zum Teufel soll er einen Bogen und Pfeile genommen haben?«
    »Wir überprüfen gerade die Sicherheitsbänder sämtlicher Läden auf dem Weg zwischen der Fähre und Oak Ridge. Er hatte offensichtlich vor, sich für eine Weile dort oben zu verkriechen. Ich möchte Folgendes wissen, Skow. Woher wussten Sie, dass er dorthin wollte?«
    »Ich sagte Ihnen bereits, darüber kann ich nicht sprechen.«
    »Ihre geheime Quelle ist Dr. Weiss, nicht wahr?«
    »Geli …«
    »Wer sonst könnte es sein? Woher sonst konnten Sie von Frozen Head wissen?«
    »Wäre es Dr. Weiss, wüssten Sie das längst.«
    Geli war anderer Meinung. »Das ist der Grund, aus dem Sie so gezögert haben, mir einen direkten Schussbefehl zu geben, nicht wahr? Sie wussten, dass Ihre Informantin getötet werden könnte. Ich begreife nicht, warum Sie mir nicht gesagt haben, dass Weiss auf unserer Seite steht. Ich hätte sie schützen können.«
    »Sie haben die lästige Angewohnheit, Fragen zu stellen, die Sie einfach nichts angehen. Sie werden nicht dafür bezahlt.«
    »Wie steht es denn mit Ihnen, Skow? Ich verdiene zehnmal so viel wie Sie!«
    »Aber Sie haben sich trotzdem meinen Befehlen zu fügen.«
    Geli wäre ihm am liebsten an die Kehle gesprungen, doch ihre Selbstdisziplin gewann rasch wieder die Oberhand. »Wann haben Sie zum letzten Mal mit Godin gesprochen?«
    »Das ist länger her, als mir selbst lieb ist«, gestand Skow. Der NSA-Mann klang nervös, und er bemühte sich erst gar nicht, dies zu verbergen.
    »Welchen Zweck hatten die ausgedehnten Trips, die Godin und Nara in letzter Zeit unternommen haben? Sie fliegen nachWesten und verschwinden jedes Mal für drei oder vier Tage. Wohin fliegen sie?«
    »Bestimmt haben Sie mehr darüber in Erfahrung gebracht, als Sie selbst zugeben.«
    So leicht ließ sie sich nicht besänftigen. »Wer immer die Sicherheitsvorkehrungen für diese Trips arrangiert, er ist verdammt gut.«
    Ein trockenes Kichern von Skow. »Sie haben keine Ahnung.«
    »Warum sind Sie nicht bei ihnen?«
    Keine Antwort.
    »In welchem Zusammenhang steht dies alles mit Fieldings Taschenuhr?«
    »Es tut mir Leid, Geli, ich

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