Geraubte Herzen
und Freundlichkeit beraubt. Seine wirkliche Stimme.
Hopes Blick wanderte von den Schuhen den schwarzen Anzug und die rote Krawatte hinauf, zu dunklen Augen, die sie vorwurfsvoll anstarrten. Die dunklen Augen eines Fremden. Nicht Griswalds Augen, nicht die ihres Geliebten.
Nur der Mann, der sie belogen hatte, der letzte Nacht mit ihr geschlafen hatte und sie jetzt anstarrte, als hätte sie etwas falsch gemacht.
»Du hast also die ganze Zeit über gewusst, wer ich bin.« Mr. Givens bewegte kaum die Lippen und sprach so leise, dass sie sich anstrengen musste, ihn zu verstehen. »Du hast nur mit mir gespielt.«
»Du … hast mich angelogen.« Ihre Miene war starr vor Schock.
»Du hast mir Hühnersuppe gebracht, was für ein Schwachsinn! Spätestens da hätte ich es wissen müssen.« Sein Körper, sein schöner Körper hielt unnatürlich still, während er sie verstieß. »Du hast mich mit deinen großen blauen Augen angeklappert. Du hast mich mit deinem Mitgefühl und deiner Güte verführt.« Aus seinem Mund hörte es sich an, als spräche er von Obszönitäten.
Baxter redete immer noch, aber sie konnte nicht verstehen, was er sagte.
Sie hörte nur, wie Mr. Givens sie mit angewidertem Zug um den Mund und peitschender Stimme verdammte. »Ich nehme an, Mrs. Monahan gehört auch zu dieser Verschwörung, und Madam Nainci. Die liebe alte irische Lady und die Immigrantin, die einen Auftragsdienst betreibt.«
»Nicht. Geh nicht hin«, sagte sie unsicher. »Mach ihnen keine Vorhaltungen wegen irgendwas.« Er tötete sie mit jedem seiner Worte, er zerstörte ihre Welt und ihre Illusionen.
»Und das Schlimmste von allem, du hast auch noch so getan, als wärst du Jungfrau!«
Sie schnappte nach Luft.
Er sah es. Natürlich sah er es. Er beobachtete sie genauso konzentriert wie immer, nur dass seine dunklen Augen jetzt so mitleidlos waren, wie Hope es sich vorgestellt hatte.
Er spöttelte: »Oh, warte. Du warst Jungfrau. Du hast dich mir hingegeben, und Süße, es war gut. Du hast dir für dein Jungfernhäutchen eine kleine Zulage verdient. Was verlangst du?«
»Was … verlange ich?« Als sei sie eine Prostituierte? Seine Häme schabte wie Stahlwolle über ihre Nerven. »Ich habe dich geliebt.«
»Das hast du, und es war sehr gut. Aber verzeih, da fällt mir ein, Geld hilft dir auch nicht weiter, schließlich gehst du ins Gefängnis.«
Auf einmal kam sie wieder zu Atem.
Immerhin war ihr genau dasselbe schon einmal passiert. In der High School. An der Tankstelle in Cincinnati. Jedes Mal, wenn sie jemandem erzählte, wer sie war und wo sie herkam. Jedes Mal hatte man sie zurückgewiesen, brutal behandelt und wie Abfall weggeworfen.
Dieses Mal war es noch schlimmer, doch er hatte sie angelogen. Er hatte gelogen .
Sie wusste, wie sie zu reagieren hatte. Sie wusste, wie sie ihn verletzen konnte.
Sie schaute ihm in die Augen und sagte: »Natürlich habe ich gewusst, wer Sie wirklich sind, Mr. Givens. Wenn ich schon spiele, dann spiele ich ums große Geld.«
»Jesus!« Baxter wich zurück, als fürchte er, sein hässlicher, teurer Pullover könne Blutspritzer abbekommen.
Aber Hope wusste, dass Givens sie niemals schlagen würde. Er war nicht der Typ Mann, der zu körperlicher Gewalt neigte. Er übte psychische Gewalt aus, und das war viel, viel schlimmer. Sie hielt ihren Tonfall kühl und gefasst. »Ohne diese dumme Verhaftung hätte ich es geschafft, Sie vor den Altar zu zerren. Ich hätte in Ihrem Haus gelebt, an Ihrer Tafel gegessen, und Sie wären glücklich gewesen - und hätten niemals mitbekommen, dass ich Sie die ganze
Zeit nur auslache.« Als das Blut aus seinem Gesicht wich, empfand sie eine kalte, bittere Befriedigung. »Sie haben Angst. Sie sind ein Feigling. Sie beschweren sich ständig, dass alle Sie nur wegen Ihres Geldes mögen. Vielleicht haben Sie sich deshalb dazu entschlossen, Ihr Misstrauen als Schwert und Ihr Vermögen als Schild zu benutzen. Die glänzende Klinge Ihres Misstrauens hält alle auf Abstand, und Ihr Geld beschützt das kümmerliche Ding, das Sie ein Herz nennen.«
Baxter flüchtete praktisch zur Fronttheke.
Mit gefühlloser klarer Stimme sagte Hope: »Auf Wiedersehen, Mr. Givens. Genießen Sie das Leben. Mögen Sie immer bekommen, was Sie verdienen.«
22
Zack hinterließ eine Gummispur auf der Straße, die einen halben Block lang war, ihm tat nur Leid, dass Colin Baxter nicht vor seinen Wagen lief. Er hätte ihn mit Freuden überfahren, um dann zurückzusetzen und auf dem Bastard
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