Geraubte Herzen
zu parken.
Als Zack die Polizeistation betreten hatte, hatte er Baxter mit Hope sprechen und den Arm um sie legen sehen, als seien sie alte Freunde, da hatte ihn schwarzer, tiefer, tödlicher Zorn überkommen. Er umfasste das lederbezogene Lenkrad so fest, dass er Fingerabdrücke hinterließ.
Hope hatte ihn hintergangen.
Er ließ einen Augenblick das Lenkrad los und schlug die Hände an den Kopf.
Nein, es war noch schlimmer. Hope war wie jede andere. Sie hatte von Anfang an gewusst, wer er war, und eine
oscarreife Vorstellung hingelegt, um ihn und sein Vermögen zu gewinnen. Sie hatte es selbst gesagt. Er hatte gehofft, sie werde alles abstreiten, doch sie hatte ihn nur verlacht. Hatte ihn verlacht, weil er sich echte Freunde und aufrichtige Zuneigung wünschte. Sie hatte sogar anzudeuten gewagt, dass es seine eigene Schuld war, wenn er keine Liebe fand.
Angedeutet? Zur Hölle, sie hatte es gesagt!
Mit quietschenden Reifen bremste er vor einem Stadthaus. Tante Cecilys Stadthaus. Er parkte im Halteverbot, stürmte die Treppe hinauf und läutete. Dann trat er so lange gegen die Tür, bis Sven mit einem Knurren, das sich nach einem skandinavischen Fluch anhörte, endlich öffnete.
»Wo ist Tante Cecily?«, wollte er wissen.
Sven begutachtete ihn von Kopf bis Fuß, und der schweigsame, ruhige Mann kam zu einem Urteil, das nicht besonders schmeichelhaft zu sein schien. Zack trat mit geballten Fäusten vor und hoffte halb, dass Sven versuchen würde, ihn hinauszuwerfen, denn Sven mit seinen Muskeln und seiner Geschicklichkeit wäre der passende Gegner für einen fabelhaften Faustkampf gewesen.
Zack, der seit dem Pfadfinder-Camp in Montana bei keiner wilden Schlägerei mehr mitgemacht hatte, musste jetzt irgendwen zu Brei schlagen. Er war kurz davor gewesen, den feixenden Baxter zu Brei zu schlagen. Nur die Anwesenheit von ungefähr einhundert gelangweilten Polizeibeamten hatte ihn abgehalten.
Aber wie alle anderen an diesem Dreck von einem Tag war auch Sven nicht kooperativ. Er trat zur Seite, wies zur Bibliothek und blieb Zack dicht auf den Fersen.
Angst. Verdammt! Zack hatte keine Angst vor einem Kampf . Wie hatte Hope es wagen können, ihn einen Feigling zu nennen?
Ihr Geld beschützt das kümmerliche Ding, das Sie ein Herz nennen.
Sein Geld hatte sein Herz anscheinend nicht gut genug geschützt, denn als der Schock sich legte, fing sein Herz zu schmerzen an. Ein gebrochenes Herz , was für ein dummes Bild. Diese Pein konnte nicht von einem gebrochenen Herzen stammen, nur vom Zorn.
Zack betrat die Bibliothek und sagte: »Hope ist eine Betrügerin, sie sitzt im Gefängnis, und weißt du, was sie gesagt hat?«
Nicht einer, sondern drei Köpfe drehten sich nach ihm um.
Er warf Sven einen vernichtenden Blick zu.
Sven lächelte sanft und verbeugte sich.
Wenn Zack gescheit war, trat er auf der Stelle den Rückzug an. Aber dafür war es zu spät. Mit nicht gerade erfreuter Stimme sagte er: »Oh. Hallo, Vater. Hallo, Mutter. Schön euch zu sehen.«
»Schön, dass sich das Geld, das wir ausgegeben haben, um dir Manieren beizubringen, bezahlt macht.« Sein Vater stellte klirrend die Teetasse ab. Zacks Vater war einundachtzig, dürr und groß, hatte die Pergamenthaut eines alten Mannes sowie den Scharfsinn und die Schlagfertigkeit eines Zwanzigjährigen. Er hatte Givens Enterprises vierzig Jahre lang erfolgreich geleitet, und Zack war nicht so dumm, seinen Vater anzuschnauzen. Vater hätte ihn geköpft.
Im Gegensatz zu Vater war Mutter klein, lieb und süß. Noch nicht ganz sechzig, war sie dazu erzogen worden, die Frau eines reichen Mannes zu sein, und sie spielte ihre Rolle bewundernswert. Jetzt tätschelte sie seinem Vater die Hand. »Lieber, du weißt doch, dass Zachariah normalerweise immer höflich ist. Vielleicht sollten wir ihn fragen, ob ihn etwas verstört hat.«
»Hat es, würde ich sagen. Er sieht aus, als sei er mit den Haaren in eine Wäscheschleuder geraten.« Tante Cecily betrachtete ihn kritisch. »Und er plappert dummes Zeug.«
»Ich plappere kein dummes Zeug. Hope hat die ganze Zeit gewusst, wer ich bin.«
Sven stellte sich schützend vor Tante Cecily. Tante Cecily winkte ihn auf seinen Posten neben der Tür zurück.
»Wer ist Hope?«, fragte sein Vater.
»Die junge Lady, von der Cecily uns gerade erzählt hat«, sagte seine Mutter.
»Wenn sie wirklich die ganze Zeit gewusst hat, wer du bist, dann geschieht dir das recht, muss ich sagen.« Tante Cecily schien mit ihrem wütenden
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