Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geraubte Herzen

Geraubte Herzen

Titel: Geraubte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
Vom Netzwerk:
dem Erscheinungsbild, brachte ihr Herz zum Donnern.
    »Bin ich. Ich bin …« Ich bin eine Idiotin.
    »Hope, ich hätte nie gedacht, dass Sie so … hübsch sind.« Offenkundig begriff er nicht recht, was er da sah, anderenfalls hätte er nie etwas so Unbutlermäßiges gesagt.
    Sie tat so, als zitterten ihre Knie nicht wie Götterspeise auf einem Juli-Picknick und setzte ihr impertinentestes Grinsen auf. »Das nenne ich ein Kompliment, dem ein Mädchen trauen darf.«
    Er antwortete nicht, schien seinen Fauxpas gar nicht zu bemerken, und sie hätte wetten können, dass ihm das nicht oft passierte. Er hatte das Formelle, das sie von einem Butler erwartete, aber sie hätte nie gedacht, dass er so groß wäre und so jung, nicht älter als fünfunddreißig und so … gut aussehend. Ziemlich gut aussehend zumindest. Ein wenig streng für ihren Geschmack, mit schrägen Wangenknochen, breitem Kinn und Augen, die nicht gerade freundlich unter den dunklen Brauen hervorblickten. Genau genommen blickten sie so, als hätten sie im Leben schon zu vieles gesehen und dabei zu wenig Erfreuliches entdeckt.
    Aber auch wenn die Realität anders aussah als erwartet, hier draußen auf Mr. Givens’ großer Treppe war ihr in ihrem Secondhand-Mantel kalt, und sie gab sich einen Stoß. »Darf ich hereinkommen?«
    »Herein?« Er schaute sie an, als bemerke er jetzt erst, dass sie vor der Tür standen wie die Ritter vor der Kokosnuss. »Gott, ja. Kommen Sie herein.« Er trat zur Seite und winkte sie mit einer altmodischen Verbeugung herein.
    Sie lachte und rauschte über die Schwelle. »Jetzt sehe ich es. Sie sind wirklich ein Butler.«
    »Wie meinen Sie das?« Seine fabelhafte tiefe volle Stimme
hörte sich an, wie heiße Schokoladensoße auf Vanilleeis schmeckte.
    »Ihnen steckt diese nette, unterkühlte Förmlichkeit in den Knochen.«
    Er sah beleidigt aus, und Hope hätte am liebsten gelacht. Aber im Licht des Foyers sah er noch besser aus, als im Schatten auf der Treppe. Seine Augen waren schwarz - ein Schwarz ohne die geringste Spur von Braun - und von dichten Wimpern gerahmt, um die ihn jede Frau beneiden musste. Hope jedenfalls schon. Auch sein Haar war schwarz, glatt und glänzend, exakt geschnitten wie bei einem Geschäftsmann. Die Haare, die gebräunte Haut, die Augen und die Wangenknochen ließen Hope sich fragen, ob er eine Spur Indianerblut in sich hatte. Aber vielleicht war er auch slawisch oder … sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass ihn eine Aura aus Dominanz umgab, die man besser nicht in Frage stellte.
    Doch sein Haar wirkte zerrauft, und seine breite Stirn trug Falten, die wie in die Haut geritzt schienen. Seine gerade, aristokratische Nase war rot und sah entzündet aus, und seine Gesichtsfarbe war fahl.
    »Armer Griswald.« Sie hob die Hand und strich ihm über die stoppelige Wange. »Sie sehen erbärmlich aus.«
    Er wich zurück. »Sind Sie deswegen hier? Um mir das zu sagen?«
    Er war immer noch quengelig, aber das überraschte sie nicht. Er war nicht der Typ von Mann, der sich resigniert mit einer Schwäche abfand. »Nein, ich wollte Ihnen das hier bringen.« Sie drückte ihm den Kunststoffbehälter in die Hand. »Hühnersuppe.« Während er den Behälter anstarrte, als hätte er nie eine Tupper-Schüssel gesehen, zog Hope die Fäustlinge aus und wickelte den Schal ab. »Wo kann ich das hintun?«

    Er schaute sie fassungslos an. »Sie haben mir Hühnersuppe gebracht?«
    »Die ist gut bei Erkältungen. Erinnern Sie mich, dass ich den Behälter wieder mitnehme. Ich brauche ihn morgen für mein Mittagessen.« Sie entdeckte die Garderobe und hängte den Schal auf. Dann steckte sie die Fäustlinge in die Taschen, knöpfte den Mantel auf, hängte ihn gleichfalls auf und überlegte sich, dass dieses elegante Foyer wohl nie zuvor derart schäbige Sachen gesehen hatte. »Das Haus ist sehr schön. Sie haben Glück, dass Sie hier arbeiten.«
    Sein Blick war auf ihren Pullover geheftet.
    Der Pullover war nicht secondhand. Madam Nainci hatte ihn gestrickt, und Madam Nainci strickte wundervoll. Das Garn war goldgelb, walnussbraun und rot. Die Töne wirkten Wunder an den Farbreflexen in Hopes prosaisch braunem Haar.
    Griswald schien es nicht zu bemerken. Wenn ein Mann Hopes Pullover anstarrte, als bewundere er das Farbenspiel - das wusste Hope genau -, dann gaffte er ihre Brüste an, die den Pullover, wenn man das so sagen konnte, zwei hübsche Hügel werfen ließen. Nicht, dass es sie gekümmert hätte, was Griswald von ihr

Weitere Kostenlose Bücher