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Geraubte Herzen

Geraubte Herzen

Titel: Geraubte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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»Das sind Sie.«
    »Aus Ihrem Mund klingt das wie eine Frage.« Sie grinste und beugte sich zu ihm hinüber. »Sie sind vielleicht ein Bursche.«
    »Das letzte Mal, als ich nachgesehen habe, war ich jedenfalls noch einer.« Ein geiler Bursche. Einer, der alles tat, die Jagd anzuheizen.
    »Mein Dad und mein Bruder haben mich vor Kerlen wie Ihnen gewarnt. Und meine Mutter war dabei so freimütig, dass sie mir fast schon Angst gemacht hat. Sie hat mich mit ihren Ratschlägen höllisch verlegen gemacht, aber sie hat darauf bestanden, dass ich ihr zuhöre, und jetzt bin ich froh, dass ich es getan habe. Es hat schon Situationen gegeben, wo ich -« Vielleicht bemerkte sie, was sie da heraussprudelte. Vielleicht bemerkte sie, wie reglos er sich auf jede Nuance konzentrierte, wie er jedes bisschen Information sammelte und zuordnete. Jedenfalls hielt sie unwiderruflich den Mund.
    Was hatte sie zu verbergen, dass sie so mit Informationen knauserte? Er erhob sich, ging um den Tisch herum und blieb hinter ihr stehen. Sie wollte sich umdrehen. Er legte die Hände auf ihre Schultern und hielt sie am Platz.
    Sie saß steif und gerade da. »Was machen Sie da?«
    »Sie arbeiten zu viel. Madam Nainci sagt es, und ich sage es auch.« Er drückte die Daumen in die verspannten Nackenmuskeln. »Ich kann wunderbar massieren. Entspannen Sie sich und lassen Sie mich … Sie durcharbeiten.«
    Sie holte schnell und erschrocken Luft.
    Er konnte fühlen, wie sie zur Gegenwehr ansetzte. Also sagte er im harmlosesten Tonfall, den er zu Stande brachte:
»Sie haben mich erwischt, was die Lasagne angeht, aber immerhin habe ich sie selbst gekauft.«
    »Und den Wein haben Sie selber gekeltert.« Sie hörte sich fast normal an.
    Er bewegte die Finger so, wie seine Masseurin es immer machte, drückte und strich an jedem festen Muskel entlang und arbeitete, bis die Knoten sich lösten.
    Ihre Stimme hörte sich ein wenig verschwommen an. »Es war alles ganz wunderbar.«
    »Sogar der Wein. Beugen Sie sich vor. Legen Sie den Kopf auf den Tisch.« Als sie zögerte, neckte er sie: »Die Gesetze der Physik sind in fünf Minuten noch dieselben.«
    »Physik«, ächzte sie, legte die Arme auf den Tisch und den Kopf auf die Arme.
    Natürlich wusste er, dass sie nicht zögerte, weil sie es eilig hatte, Physik zu lernen. Nein, sie zögerte, weil sie begriff, wie entspannt sie in seiner Gesellschaft war, und sie fürchtete, er könne es ausnutzen, wenn sie sich noch weiter entspannte.
    Sie war ein kluges Mädchen. Natürlich hatte er vor, die Situation auszunutzen. Aber sie unterschätzte seine Raffinesse. Jedes Mal, wenn sie sich zurückzog, ließ er sie gehen, um sie dann näher zu sich zu holen als zuvor.
    Im Moment streckte sie sich, ließ sich von ihm reiben, gewöhnte sich an seine Berührung und konnte sich nicht vorstellen, wie gern er ihren Pullover hoch geschoben hätte, um die samtige Haut darunter zu sehen, die kleinen Erhebungen ihres Rückgrats, die schlanke Taille. Er wollte sie in seinen Armen umdrehen und sie schmecken, und sie hatte von alledem keine Ahnung.
    Sie war ein Wunder an Unschuld. Er wusste diese Rarität zu schätzen und freute sich an dem Wunder. Ihre Unschuld machte die Verführung nur leichter.

    Als sie sich so weit entspannt hatte, dass sie fast schon einschlief, beugte er sich nah an ihr Ohr. »Liebling …«
    Ihre Wimpern flatterten. Ein Lächeln umspielte ihren Mund. »Hm?«
    Er strich ihr das Haar von der Wange und flüsterte: »Zeit zum Aufwachen.«
    Ihre Augen flogen auf. Sie starrte ihn an.
    »Ich muss den Tisch abräumen.« Er küsste sie auf die Stirn. »Wir müssen lernen.«
    Sie wirkte verärgert - und verwirrt.
    Genau, was er wollte. Sie sollte aus der Balance geraten, nicht wissen, welchen Schachzug er als Nächstes plante, ihn die ganze Zeit ansehen und die ganze Zeit an ihn denken. Je mehr Zeit er mit Hope verbrachte, desto mehr wollte er unter ihre Maske sehen, herausfinden, warum ihre Eltern tot waren, wo ihre Geschwister hingekommen waren … warum sie auf dieser Welt so dezidiert alleine war. Hope war ein Rätsel, das er zu lösen beabsichtigte.
    »Erzählen Sie mir von Ihrer Familie.«
    Er dachte, es habe ganz beiläufig geklungen, interessiert, aber nicht neugierig. Doch ohne auch nur die Körperhaltung oder die Miene zu wechseln, wies sie ihn zurück. »Wir müssen jetzt wirklich arbeiten.«
    Er würde herausfinden, weshalb sie so zäh war, so misstrauisch, so unwillig, Hilfe anzunehmen. Aber nicht

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