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Geraubte Seele

Geraubte Seele

Titel: Geraubte Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Zander
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Fahrweise. Ein Feuerzeug klickte und trotz des Sacks drang mir bald darauf Zigarettenrauch in die Nase. Ich schloss meine Beine und presste die Knie fest aneinander, bis sie schmerzten. Dann rollte ich mich erschöpft zur Seite.
     
    Die Stimmen entfernten sich vom Wagen und kamen wieder zurück. Etwas Schweres wurde über die Ladefläche geschoben, dann aus dem Wagen gehoben. Der Wagen schwankte. Ich kippte dabei unkontrolliert auf den Bauch und plötzlich drang Licht in meinen Leinensack, denn der Knoten in der Kordel hatte sich gelöst. Ich überlegte, ob diese merkwürdige Taubheit zurückgekehrt war, denn ich war auf einmal von Stille umgeben. Meine Bedenken entpuppten sich als unbegründet, denn kurz darauf entflammte irgendwo eine hitzige Diskussion. Zu weit, als dass ich den Inhalt des Gesprächs verstehen konnte.
     
    Etwas später hörte ich Kieselsteine rasseln. Jemand schlug mit der Faust auf die Seitenwand des Wagens.
    „Fuck!“, wurde laut geflucht.
    Es raschelte im Gebüsch.
     
    „Sie ist weg!“
     
    Ich war das, was im Gebüsch raschelte. Es war mir gelungen, den Sack abzustreifen und aus dem Wagen zu rutschen. Nun versank ich mit meinen Absätzen in der weichen Erde und sämtliche Sträucher ritzten mir mit ihren dünnen Ästen ihre Initialen in meine Haut. Meine gefesselten Arme machten aus dieser Flucht einen regelrechten Balanceakt, sodass ich nur langsam vorankam.
    Aber schließlich sollte ich hier keine Wunder vollbringen und mich nur so weit entfernen, damit sie mich auch wieder einfingen, ohne den ganzen Nachmittag mit Suchen zu verbringen. Trotzdem rechnete ich nicht damit, dass man sich auf mich stürzen und mich zum Boden reißen würde. So lag ich plötzlich mit dem Gesicht im nassen Moos am Rande eines kleinen Teiches, versteckt hinter einer hohen Wand aus Schilf.
     
    Als man mich auf den Rücken drehte, starrte ich plötzlich in ein Gesicht, dass ich noch nie gesehen hatte.
    „Die Frau Parson?!“ Mein Anblick schien ihn sehr überrascht zu haben, im Gegensatz zu mir. Dass er mir völlig fremd war, störte mich nicht im Geringsten. Ich schien ihm vertraut. Die anderen Männer kamen nach, mittlerweile sechs an der Zahl. Vereinbart waren acht.
    Wer glaubte, in der Gruppe könnte man sich mein Honorar aufteilen, der irrte. Egal wie viele sich an einem Treffen mit mir beteiligten, jeder hatte den vollen Betrag zu bezahlen. Dessen Höhe hing von der Art des Auftrages ab, den ich zu erfüllen hatte. Ob sich jetzt die letzten zwei im Haus versteckten, später dazu stoßen wollten, oder kalte Füße bekamen und deshalb auf ihr Vergnügen verzichteten, spielte für mich keine Rolle. Bezahlt wurde im Voraus und Gutschriften erstellte ich keine.
     
    Diese acht Männer wünschten sich eine Entführung mit allem Drum und Dran, was in ihren Fantasien dazugehörte. Natürlich so real, wie nur möglich. Ihre Vorstellung vom Opfer war ziemlich konkret. Frau Dr. Parson, ein junges Vorstandsmitglied eines großen und bekannten Unternehmens.
     
    Ich wurde nie direkt kontaktiert. Die Männer hinterließen mir stets eine telefonische Nachricht, und erst wenn ich mich für den Auftrag entschied, rief ich zurück. So auch diesmal. Beim Rückruf bekam ich den Wunsch mit sämtlichen Einzelheiten mitgeteilt. Unter anderem sollte ich mich bitte so zurechtmachen, dass ich dieser Frau wenigstens annähernd ähnlich sah. Der Mann nannte mir ihren Namen und auch den Ort und die Zeit, wo ich sie antreffen könnte. Ich fragte selten nach weiteren Details, vor allem nicht nach den Beweggründen. So wusste ich nicht, ob diese Männer auch zum Vorstand dieses Unternehmens gehörten und auch nicht, warum sie es auf diese Frau abgesehen hatten. Für meinen Auftrag war es nicht von Bedeutung und mich persönlich interessierte es auch nicht.
    Nun lag ich da, im nassen Gras und ließ mich erstmals betrachten. Ich trug den gleichen weißblonden Dutt, mit dem sie jedem in ihrer Umgebung Tag für Tag begegnete. Ich habe mir das gleiche Kostüm besorgt, das sie sich erst letzten Donnerstag gekauft hatte. Ich habe meinen Rock um mehr als die Hälfte gekürzt, damit die Männer die Strapse zu sehen bekamen, die sie unter dem Rock von Frau Parson vermuteten. Meine Füße steckten in Schuhen der gleichen Marke wie ihre, auch wenn ihre Absätze wesentlich niedriger waren, als meine. Aber mit genau solch hohen Absätzen wollten die Männer diese Frau laufen sehen. Ich roch nach dem gleichen Parfum wie sie, verwendete den gleichen

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