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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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jemand Porzellan gegen die Wand.
    Als Zweites fiel ihr auf, was für ein Durcheinander das Zimmer darbot.
    Bree konnte zunächst nicht feststellen, woher die Geräusche kamen, weil zu viele Eindrücke auf einmal auf sie einstürzten. Der Raum, der sich über die gesamte Länge des Gebäudes erstreckte, war früher zweifellos der Ballsaal des Herrenhauses gewesen. In die hintere, nach Süden gehende Wand waren große Glastüren eingelassen, durch die man den Savannah sehen konnte. An der linken Wand befand sich ein riesiger Kamin, dessen marmorner Sims von Marmorputten mit vergoldeten Flügeln getragen wurde. Über dem Kamin hing ein großes Ölgemälde, das eine ausdruckslos lächelnde Frau in Ballrobe zeigte, die von zwei fade wirkenden blonden Kindern flankiert wurde. Diese Hälfte des Raums war mit damastüberzogenen Sofas, kunstvoll geschnitzten Tischen und Unmengen frischer Blumen – Lilien, Rosen, Lavendel und Freesien – ausgestattet. Auf den alten Eichenholzdielen lag ein Orientteppich in leuchtenden Farben.
    Die andere Hälfte des Ballsaals war ein Durcheinander von Scheinwerfern, Monitoren, großen fahrbaren Kameras, Sackkarren, Abfalltonnen auf Rädern, Klapptischen und Klappstühlen mit Segeltuchlehnen.
    Nach dem Ameisenhaufen draußen hatte Bree hier zahlreiche Leute erwartet.
    Es waren aber nur vier da.
    Justine thronte majestätisch auf einem Diwan links vom Kamin. Sie trug ein erlesenes Kostüm von Chanel, eine große Perlenkette sowie Schuhe, die zum Kostüm passten und von der Art waren, die Francesca Beaufort immer als Pumps bezeichnete. Am Revers der Kostümjacke steckte ein Pfau aus Edelsteinen.
    An der rechten Wand lehnte ein muskulöser Mann mit orangefarbenem Haar. Bree brauchte einen Moment, um zu registrieren, dass dies der Regisseur Phillip Mercury war, dessen seltsame Haarfarbe dank Facebook und YouTube auf der ganzen Welt bekannt war, ebenso wie seine eindrucksvolle Oberarmmuskulatur und der mürrische Gesichtsausdruck. Weniger bekannt war seine geringe Körpergröße. Er war nicht viel größer als Antonia, die einen Meter vierundsechzig maß.
    Als Bree die dritte Person im Raum erkannte, wurde ihr leicht flau im Magen. Craig Oliver. Als er damals die Hauptrolle in Bristol Blues gespielt hatte, waren Bree und Antonia total auf ihn abgefahren. Seine Augen waren von einem blassen, fast durchsichtigen Blau. Sein Blick wirkte ruhig und direkt. Bree erwartete fast, dass er seinen berühmten Spruch – Dann mal los! – von sich gab.
    »Seine Haare sind grau geworden«, zischte Antonia. »Trotzdem sieht er immer noch umwerfend aus.«
    Bei der vierten Person handelte es sich um Tyra Steele, die damit beschäftigt war, sich Kaffeebecher aus Keramik von einem Tablett zu grapschen und sie mit anmutigen Bewegungen nacheinander auf den Boden zu schmettern. Selbst mitten in einem Wutanfall wirkte sie unglaublich schön. Sie hatte dichtes glänzendes Haar von der Farbe dunklen Eichenholzes, eine makellose, olivfarbene Haut und Augen, die genau dem Ton des Karibischen Meers entsprachen.
    »Nur noch ein paar Becher«, sagte Flurry. »Dann können wir rein.«
    Der letzte Becher knallte zersplitternd gegen die Wand. Tyra riss die Arme hoch und ballte die Fäuste. Dann schlug sie die Hände vors Gesicht und krümmte sich nach vorn, sodass ihre Haare den Fußboden berührten. Anschließend stieß sie ein Jammern aus, dessen Lautstärke derart zunahm, dass Bree sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Doch dann brach das Jammern ganz plötzlich ab.
    Tyra sackte dramatisch zusammen und sank völlig gebrochen zu Boden.
    Niemand rührte sich. Phillip Mercury kratzte sich am Kinn. Justine starrte mit finsterem Blick auf den reglosen Körper der jungen Frau. Nach einer Weile ging Craig Oliver zu ihr hinüber. »Soll ich dir hochhelfen?«
    »Sie ist … sie ist … wieder weg.« Obwohl Tyra im Flüsterton sprach, war sie deutlich zu hören. »Jedenfalls im Augenblick. Das war natürlich Haydee. Sie lässt mich einfach nicht in Ruhe.«
    »Glaubt sie denn, sie sei besessen?«, fragte Bree Flurry leise.
    Flurry nickte mit ausdruckslosem Gesicht.
    »Besessen! Du liebe Zeit! Das war einfach miserabel gespielt«, murmelte Antonia.
    »Ist doch unsere Diva«, erwiderte Flurry. Die beiden grinsten sich an.
    Tyra nahm die Hand, die Oliver ihr entgegenstreckte, und stand graziös auf. Obwohl sie Bree und die anderen drei Frauen keines Blickes würdigte, wusste Bree, dass sich die Schauspielerin ihrer Anwesenheit

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