Gerechte Engel
sie wird Ihnen bald zur Verfügung stehen. Kommen Sie doch mit zum Cateringwagen. Für eine Rechtsanwältin, die uns nicht verklagen will, haben wir sicher eine Tasse Kaffee übrig. Ich heiße übrigens Florida Smith, aber Sie können ruhig Flurry zu mir sagen.«
»Brianna Winston-Beaufort. Das ist meine Mitarbeiterin Emerald Bil…«
Flurry blieb stehen und grinste Bree entzückt an. »Was Sie nicht sagen! Sind Sie irgendwie mit Franklin Winston-Beaufort verwandt? Diesem Rechtsanwalt, der damals Alex bei der Vorverhandlung vertreten hat? Ist ja cool! Über den hab ich nämlich nicht viel herausfinden können!«
»Wir sind seine Nichten«, sagte Antonia, indem sie sich vor Bree drängte, damit die Drehbuchautorin sie besser sehen konnte. »Wir beide. Bree ist seine ältere Nichte, und ich bin die jüngere. Antonia Winston-Beaufort.« Sie griff nach Flurrys Hand und schüttelte sie. »Ich arbeite vorübergehend am Savannah Rep. Zurzeit führen wir gerade Der Fall Winslow auf. Ich kann Ihnen gern eine Freikarte besorgen, wenn Sie diese Woche einen Abend Zeit haben.«
Flurrys Lächeln verflüchtigte sich. » Sie sind also keine Rechtsanwältin, sondern Schauspielerin. Und Sie sind hier, weil …«
»Weil Sie Hintergrundinformationen über meinen Onkel Franklin brauchen«, fiel ihr Antonia ins Wort.
»Und nicht etwa, weil Sie als ehrgeizige Schauspielerin bereit sind, für eine Rolle in einem Fernsehfilm alles zu tun?« Die Botschaft war unmissverständlich, auch wenn Flurry das alles in ungezwungenem Ton sagte. »Tja, ich werde Justine ganz sicher nicht daran hindern, mit ihrer Rechtsanwältin zu sprechen. Es ist also völlig okay, dass Ihre Schwester auch hier ist. Aber Sie sollten vielleicht lieber mit Willy in die Stadt zurückfahren.«
Bree kam zu dem Schluss, dass es Zeit war einzugreifen. »Meine Schwester interessiert sich brennend für die Dreharbeiten, Flurry. Aber sie ist ganz harmlos. Sie wird niemanden belästigen.«
Antonia setzte eine unschuldsvolle Miene auf.
»Wir werden unseren professionellen Ruf nicht aufs Spiel setzen«, erklärte EB mit einem mahnenden Blick in Antonias Richtung. »Ich garantiere Ihnen, dass niemand irgendwelche Sperenzchen machen wird.«
»Tatsächlich? Nehmen Sie’s mir nicht übel, aber da bin ich skeptisch. Es gibt nämlich nichts Lästigeres als einen Schauspieler, der einen Job sucht. Nichts für ungut, Antonia.«
»Ist schon okay, Flurry.«
EB packte Antonia beim Oberarm. »Solange wir hier sind, werde ich sie nicht aus den Augen lassen.«
Flurry grinste. »Sie sehen ganz so aus, als könnten Sie mit ihr fertigwerden, Schwester.«
EB lächelte freundlich. »Ich bin Emerald Billingsley, Ms. Smith. Sehr erfreut, Sie kennenzulernen. Und Sie haben meine Erlaubnis, den Ausdruck mit dem großen Rand zu benutzen.«
»Und ich erlaube Ihnen, mich zu Onkel Franklin auszuquetschen«, sagte Antonia, schamlos die Gelegenheit nutzend. »Bree können Sie natürlich ebenfalls ausquetschen.«
Zu ihrem großen Kummer wusste Bree allerdings nicht viel mehr über Franklin als Antonia. Er war ihnen beiden immer ein liebevoller, wenn auch etwas unnahbarer Großonkel gewesen. Als sie heranwuchs, hatte sie ihn vier oder fünf Mal im Jahr gesehen, meistens bei Familienfesten. Als kleineres Kind war sie immer in Begleitung ihrer Adoptivmutter Francesca gewesen. Nach Abschluss ihres Jurastudiums hatte sie in der Kanzlei ihres Vaters in Raleigh eine Stelle auf Probe angetreten, und in diesem beruflichen Zusammenhang war sie dann auch öfter mit Franklin zusammengekommen. Doch wenn sie es recht bedachte, war Royal bei solchen Treffen immer mit dabei gewesen. Nein, sie wusste nicht mehr als andere über Franklin Winston-Beaufort. Ihre wahre Herkunft hatte sie erst erfahren, nachdem Franklin gestorben war und ihr seine Kanzlei hinterlassen hatte.
»Darf ich dann hier bei Bree bleiben, Flurry? Oder wollen wir uns gleich zusammensetzen, um Daten über Onkel Franklin zu sammeln?«
Bree schob ihre Schwester sanft beiseite. »Was genau wollen Sie denn eigentlich wissen? In Bitter Tide geht es doch um den Mord an Haydee Quinn, nicht wahr? Und das Drehbuch ist fertig, sonst würden Sie ja nicht drehen.«
Flurry lachte zynisch. »Kein Drehbuch ist jemals wirklich fertig. Selbst bei einem Film von Phillip Mercury nicht.«
Offenbar führte Phillip Mercury ein strenges Regiment. »Okay, dann ändern Sie also während der Dreharbeiten hier und da noch etwas. Aber Franklin hatte mit dem Fall ja
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