Gerechte Engel
mit.«
Flurry schnappte sich zwei Segeltuchstühle und schleppte sie zum Sofa. Mercury stellte seinen Stuhl direkt vor Bree ab, setzte sich und beugte sich vor. »Ich würde gern wissen«, sagte er mit leiser Stimme, »wie zum Teufel Sie das anstellen.«
Bree erwiderte kein Wort.
»Ich meine diesen Ausdruck in Ihren Augen, der besagt: Ich trete Ihnen gleich in den Arsch. Soweit ich bemerkt habe, haben Sie keine Miene verzogen. Sie sind die furchterregendste schöne Frau, die mir je begegnet ist, obwohl ich mich auch schon mal mit Angelina angelegt habe. Und dann noch dieses silberne Haar!« Er streckte die Hand aus, doch Bree packte ihn beim Handgelenk, bevor er ihr Haar berühren konnte. »Aua! Lassen Sie mich los! Ich mach ja gar nichts.« Er grinste sie an und rieb sich das Handgelenk. »Sie haben ganz schön Kraft, Schätzchen. Warum sagen Sie mir nicht einfach, was ich für Sie tun kann?«
Bree grinste zurück. »Ich möchte lediglich einen Moment mit meiner Klientin allein sein.«
»Das ist alles?«
»Das ist alles.«
»Kein Problem.« Er erhob sich.
»Ich hätte da allerdings noch eine Frage«, sagte Bree.
»Ich bin zu jung, um bei Columbo mitgearbeitet zu haben, aber bitte sehr. Was wollen Sie denn wissen?«
»Ihr Star Tyra Steele. Sie glaubt, sie sei vom Geist Haydee Quinns besessen?«
»Sie ist davon besessen. Sie haben Ihr Abo vom National Enquirer nicht verlängert, sonst wüssten Sie das.«
Bree musterte sein Gesicht. Obwohl er in scherzhaftem Ton gesprochen hatte, deutete sich in seinen Augen ein Ausdruck des Unbehagens an. »Und Sie glauben daran?«
»Sie haben es doch selbst miterlebt.«
»Ich habe einen Wutanfall miterlebt. Dass es ein Fall von Besessenheit war, möchte ich bezweifeln.«
»Hey, Sie müssen aber schon an meinen Star glauben.«
»Ein Fall von Besessenheit wäre gute Werbung für Ihren Film.«
Flurry machte ein empörtes Geräusch.
Mercury lachte. »Schon möglich. Aber nur, wenn wir eine andere Art Film drehen würden. Um die Wahrheit zu sagen, es wäre mir lieber, wenn Haydee irgendwo anders rumspuken würde. Kennen Sie zufällig einen guten Exorzisten?«
Flurry stieß ein Schnauben aus. »Nun hör doch endlich damit auf, Phillip. Über all das haben wir schon x-mal gesprochen.« Sie sah Bree eindringlich an. »Ich habe nicht die Absicht, diesem Film einen übernatürlichen Touch zu geben, selbst wenn das die Einschaltquoten erhöhen würde. Dieser Film setzt sich – ebenso wie mein Buch – auf glaubwürdige, ernsthafte Weise mit einem Justizirrtum auseinander. Wir wollen Preise damit gewinnen, Phil. Das hast du mir versprochen.«
»Ja, hab ich. Aber wer konnte denn wissen, wie sich alles entwickelt?«
»Ich kann Flurry nur zustimmen«, schaltete sich Justine ein. »Dieser ganze Hokuspokus ist doch Quatsch. Du merkst einfach nicht, wie dieses schwachsinnige Mädchen deinen Wahnvorstellungen auch noch Vorschub leistet.«
»Dabei geht es nicht unbedingt um Tyra«, sagte Mercury.
»Es geht sogar nur um Tyra.« Justines Wangen waren hektisch gerötet.
»Ich glaube, ich verstehe das Problem nicht ganz«, warf Bree ein. »Was ist hier eigentlich los?«
»Ich stelle meine Filme sonst rechtzeitig und ohne das Budget zu überziehen fertig«, erklärte Mercury. »Bei diesem Film ist das jedoch nicht der Fall. Wir haben das Budget überzogen und den zeitlichen Rahmen überschritten. In den meisten Fällen ist das die Schuld des Regisseurs, aber nicht diesmal. Irgendjemand betreibt hier Sabotage. Vielleicht Haydee, vielleicht auch nicht.« Er warf Justine einen so raschen Blick zu, dass Bree es fast nicht bemerkte.
»Warum?«, fragte Bree.
»Warum?«
Bree schwieg und wartete.
»Weil mich jemand wie die Pest hasst, darum. Tyra behauptet, es sei Haydee. Haydee gefalle das Drehbuch nicht.« Er strich sich mit den Händen durchs Haar. Bree überlegte, was für Drogen sein Hairstylist wohl nahm. Dieses Orange war wirklich zu bizarr. »Und da ich für diesen Film verantwortlich bin, ist sie hinter mir her. Die Investoren hassen mich ebenfalls wie die Pest.« Er machte ein langes Gesicht. »Alle hassen mich wie die Pest. Doch die Einzige, die mich derart hasst, dass sie den Film kaputt machen möchte, ist Haydee Quinn. Alle anderen haben ja auch Geld in den Film gesteckt.«
Flurry seufzte. »Phillip, dein Ruf wird auch ein Zwei-Millionen-Dollar-Debakel überstehen, falls das Ganze tatsächlich ein Debakel wird, was ich aber nicht glaube. Nein.« Ihre Miene verfinsterte
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