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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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diejenigen, die auch mal etwas Geld einbringen. Jedenfalls möchte Consuelo Berufung einlegen – ich nehme an, um aus der Hölle als solcher hinauszugelangen. Da ich aber nicht weiß, in welchem Kreis sie sich befindet beziehungsweise wie schuldig sie tatsächlich ist, habe ich auch keine Ahnung, ob wir das hinbekommen können. Schlimmstenfalls schaffen wir es nur, dass sie ein oder zwei Kreise nach oben rückt. Im günstigsten Fall wird sie in die oberen Regionen verlegt.«
    » Obere Regionen kann man nicht sagen«, warf Petru ein.
    »Ich weiß. Tut mir leid. War nur so dahingesagt.«
    »Die Sphäre ist überall und nirgends.«
    »Verstehe.«
    »Sie umfasst alles und jedes.«
    Bree klopfte energisch mit den Knöcheln auf den Tisch. Wenn es ein zwölfstufiges Programm für Pedanten gegeben hätte, hätte sie Petru sofort dazu verdonnert. »Lassen Sie uns bitte weitermachen.«
    »Hat sie jemanden getötet?«, fragte Lavinia. »Mrs. Consuelo Bulloch, meine ich.«
    »Möglicherweise, ja«, erwiderte Bree. »Der Regisseur und die Drehbuchautorin von Bitter Tide scheinen es anzunehmen. Als Täter hingerichtet wurde jedenfalls Bagger Bill Norris.«
    »Mr. Norris ist aberr nicht unser Klient«, sagte Petru. »Das wissen wir mit Sicherrheit.«
    »Nicht mit hundertprozentiger.«
    Lavinia stellte ihre Kaffeetasse ab. »Meine Güte! Jetzt fällt mir alles wieder ein. War Consuelo nicht die Mutter dieses jungen Mannes? Der sich mit dieser Haydee Quinn eingelassen hat.«
    Obwohl Bree wusste, dass Lavinias irdischer Körper mindestens achtzig Jahre alt war, war sie überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass sie von ihrer Hauswirtin Informationen aus erster Hand über den Mord an Haydee bekommen könnte. »Du liebe Zeit, Lavinia, Sie haben dieses Haus doch Ende der Fünfzigerjahre gekauft, nicht wahr? Dann waren Sie damals natürlich in Savannah. Sie können sich also noch an den Fall erinnern?«
    Lavinia nickte. »Das war allerdings, bevor ich angefangen habe, für Ihren Onkel Franklin zu arbeiten. Er war ein guter Mensch. Gab seinerzeit nicht viele Leute in Savannah, die eine farbige Sekretärin eingestellt hätten.«
    Plötzlich meldete sich in Brees Kopf Dents Stimme zu Wort. Lavinia sagt ja auch farbig.
    »War Ihre Hautfarbe für irgendjemanden ein Problem?«, fragte Ron voller Mitgefühl.
    Lavinia sah ihn vielsagend an. »Die Leute machen aus so gut wie allem ein Problem, aber damals hatte man besonders die Farbigen am Wickel.«
    Sie hat es schon wieder gesagt! Was soll denn das, Beaufort?
    Bree klatschte sich mehrmals mit der Hand gegen die Stirn.
    »Haben Sie Kopfschmerzen, Schätzchen?«, erkundigte sich Lavinia. »Soll ich Ihnen einen Tee machen?«
    »Dent ist da«, sagte Bree. »Genauer gesagt: Dents Stimme. Er möchte wissen, warum …« Sie klatschte sich abermals gegen die Stirn.
    »Hören Sie auf damit«, befahl Lavinia. »Er möchte was wissen?«
    Bree sah die anderen bestürzt an. »Die Sache ist mir überhaupt nicht geheuer. Was hat Dents Stimme denn in meinem Kopf zu suchen?«
    »Kommt ganz drauf an, was er sagt«, erklärte Ron mit aufreizend sachlicher Miene.
    »Aber …« Bree gab es auf. »Er möchte wissen, warum er Afroamerikaner nicht als Farbige bezeichnen darf und warum Lavinia es darf.«
    Lavinia beugte sich vor und schrie Bree ins Ohr: »Weil ich farbig bin und Sie nicht!« Nach kurzem Nachdenken setzte sie ebenso lautstark hinzu: »Wenn man sich selbst beleidigt, kümmert das niemanden. Das kann sogar ganz lustig sein.«
    Bree hielt sich die Ohren zu.
    Danke.
    Dents Stimme verschwand, als hätte ihn jemand abgeschaltet.
    »Er ist weg«, verkündete Bree leicht verwirrt.
    »Er wird sicher wiederkommen«, prophezeite Ron.
    »Was soll das denn heißen? Ich will nicht, dass er wiederkommt!«
    »Sind Sie seine Bürgin?«, fragte Lavinia.
    Im Geist ging Bree noch einmal das Gespräch mit Dent durch. »Er hat unsere neue Klientin gesehen, wozu Sterbliche nicht in der Lage sind. Außer mir. Deshalb habe ich ihn auch gefragt, wer er sei und wo er herkomme. Er sagte, er sei zur Rehabilitation hier und wolle in die Sphäre zurückkehren. Dafür brauche er meine Hilfe. Ich sagte, ich würde mein Möglichstes tun, sei mit Wesen in seiner Situation aber nicht vertraut und müsse erst einige Recherchen anstellen. Daraufhin hat er mich gefragt, ob ich seine Bürgin sein wolle. Ich sagte: Klar, warum nicht, gern. Ich meine, wir weisen doch niemanden zurück, oder? Es gehört zu unserem Job, den Toten zu helfen,

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