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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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hatte sie angenommen, die Miete sei wegen der ungepflegten Gräber um das Haus herum so billig. Binnen Kurzem fand sie dann aber heraus, dass der Friedhof dazu vorgesehen war, die Mörder aufzunehmen, die sie und die Compagnie zur Strecke gebracht hatten.
    »Befürrchten Sie, eine genauere Untersuchung dieses Falls könnte ein schlechtes Licht auf Großonkel Franklin werrfen?«, fragte Petru.
    »Er ist nicht mein Großonkel. Er ist mein Vater. Oder war es. Und das befürchte ich in der Tat.« Bree wendete sich wieder den anderen zu. »Lavinia, als Franklin Alexander bei der Vorverhandlung vertrat, haben Sie wohl nicht schon für ihn gearbeitet, wie?«
    »Nein, das war vor meiner Zeit. Ich kann mich allerdings erinnern, dass Mr. Franklin sagte, seine Kanzlei habe einen gewaltigen Aufschwung erlebt, nachdem ihn die Bullochs engagiert hatten.«
    »Na großartig«, seufzend rieb sich Bree die Stirn. »Die Bullochs haben ihm also dazu verholfen, dass er eine gutgehende Kanzlei aufbauen konnte.«
    »Es war anfangs recht schwer für ihn, Fuß zu fassen. Damals durften Rechtsanwälte nämlich noch keine Reklame für sich machen, so wie heute, wo man ihre Fotos in jedem Bus sieht. Das erlaubte die Anwaltskammer nicht. Zu Anfang hatte Mr. Franklin auch noch kein Geld, obwohl er ein Winston-Beaufort war. Das kam erst später.«
    »Den eigentlichen Reichtum hat Mama in die Familie gebracht«, sagte Bree zerstreut. »Francesca, meine ich. Die Carmichaels schwimmen im Geld. Lavinia, gibt es irgendeine Möglichkeit, an die Klientenakten von damals zu gelangen? Ich weiß, dass die Akten über die toten Seelen bei dem Feuer, in dem er umgekommen ist, vernichtet wurden, während die Akten über irdische Fälle unversehrt sind. Allerdings reichen sie nur zehn Jahre zurück.«
    »Es gibt keinen Grund, die Unterlagen länger aufzuheben, es sei denn, es handelt sich um einen Nachlass«, sagte Lavinia. »Ich erinnere mich jedoch, dass ich von vielen Unterlagen Mikrofiches angefertigt habe, und die Sekretärinnen, die nach mir kamen, sind sicher ebenso verfahren.«
    »Die Mikrofiches hab ich mir noch gar nicht angesehen. Ich werde EB bitten, entsprechende Nachforschungen anzustellen.«
    »Ein merrkwürdiger Fall«, sagte Petru. »Wir sind nicht verrpflichtet, jeden Klienten anzunehmen. Vielleicht sollten wir den Fall lieber ablehnen.«
    Erwartungsvolles Schweigen trat ein.
    Ungehalten trommelte Bree mit den Fingern auf die Tischplatte. »Selbstverständlich übernehmen wir den Fall.«
    Obwohl sich niemand rührte, spürte sie die Erleichterung der anderen.
    »Haben Sie wirklich geglaubt, ich würde einen Rückzieher machen, nur weil ich etwas Unangenehmes über meinen Vater herausfinden könnte?« Ohne eine Antwort abzuwarten – ihre Engel waren durch und durch aufrichtig –, hob sie die Hand und zählte die einzelnen Punkte an den Fingern ab. »Bisher gibt es drei Hypothesen bei diesem Fall: Consuelo hat den Mord begangen; Bagger Bill Norris hat es getan; Alexander Bulloch hat es getan. Wir haben eine Klientin, die sich möglicherweise eines Mordes schuldig gemacht hat – oder auch nicht. Falls sie tatsächlich schuldig ist, müssen wir unser Möglichstes tun, um mildernde Umstände ausfindig zu machen, und dafür sorgen, dass ihr Strafmaß herabgesetzt wird. Falls sie aber nicht schuldig ist, müssen wir herausfinden, wer Haydee Quinn tatsächlich getötet hat, und die entsprechenden Beweise vorlegen. Hört sich das überzeugend an?«
    Die anderen nickten.
    »Gut.« Bree schob ihren Stuhl an den Tisch und griff nach ihrer Aktentasche. »Ich brauche ein bisschen Zeit, um darüber nachzudenken, wie wir die Sache am besten anpacken. Ich habe mit Tyra Steeles Agentin ausgemacht, mich mit ihnen im Mulberry Inn zu treffen. Sie hat mir eine Unterredung von einer halben Stunde zugesagt. Ich werde also schon bald wieder da sein.«
    Das Mulberry Inn war nicht gerade das feudalste Hotel von Savannah, dafür aber sehr gemütlich und so gelegen, dass die Schauspieler und die Crew von Bitter Tide es nicht weit zum Fluss hatten. Außerdem lag das Hotel in der Nähe der Angelus Street. Nachdem Bree ihren Mantel angezogen hatte, verließ sie das Haus. Die Sonne war bereits untergegangen und die Dämmerung angebrochen, doch solange es nicht vollständig finster war, hatte sie von den Pendergasts nichts zu befürchten. Im Vorübergehen warf sie einen Blick auf die Grabstelle, die Ron mit Steinen und Erde abgedeckt hatte, sodass der Grabhügel unversehrt

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