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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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aussah. Bree wusste zwar nicht, warum Josiah sie im Moment in Ruhe ließ, war aber sehr dankbar dafür.
    Draußen war es kühl und regnerisch. Bree bog um die Ecke und steuerte auf das Hotel zu, dessen Eingang von Hecken und Kübeln mit Farnen umgeben war. Das kleine Foyer war mit dunkelblauen Teppichfliesen ausgelegt, in deren Mitte ein Blumenmuster prangte. Zwischen dem Restaurant des Hotels und der langen, mit Mahagoni verkleideten Rezeption befand sich eine anheimelnde Lounge mit Sofas und Sesseln, die linker Hand in eine Bar überging. Bree war Tyra Steele zwar erst einmal begegnet, doch ihre Stimme war von der Art, die man nicht so schnell wieder vergaß. Deshalb erkannte Bree die Stimme sofort, die in diesem Augenblick von der Bar her an ihr Ohr drang.
    Ein Blick auf die Armbanduhr verriet ihr, dass sie pünktlich war. Das Treffen sollte in der Lounge stattfinden, da es dort relativ ruhig zuging. Bree kannte sich mit Filmleuten zwar nicht sonderlich gut aus, war aber ziemlich sicher, dass Tyra Steele zu spät kommen würde.
    Sie hatte sich jedoch getäuscht.
    Denn in diesem Augenblick kam die Schauspielerin mit einem Handy am Ohr aus der Bar und winkte Bree zu, die ganz verblüfft zurückwinkte. Tyra schlenderte über den selleriefarbenen Teppich und streckte Bree ihr Handy entgegen.
    »Sagen Sie Hallo zum Tyra-Team!«
    »Zum Tyra-Team?«, wiederholte Bree.
    »Sie sind doch diese Rechtsanwältin von Justine, oder? Winston soundso.«
    »Ja.«
    »Dann sagen Sie Hallo zu meinen Facebook-Fans!« Sie setzte sich in einen bequemen, mit Chintz bezogenen Sessel und schlug die Beine übereinander. Sie trug sehr kurze Denim Shorts, ein enges T-Shirt, das ihre schönen, erstaunlich hochstehenden Brüste voll zur Geltung brachte, und Flipflops.
    Aus nächster Nähe betrachtet wirkte sie auf künstliche Weise exquisit. Ihre Haut schien makellos, ihre perfekt geformten Zähne strahlten blendend weiß. Ihre ganze Erscheinung erinnerte Bree an hochkarätiges Polyester.
    »Tyra, zu der Sache mit Facebook hat sich Ms. Beaufort nicht bereit erklärt. Also sei so lieb und sag Auf Wiedersehen zu deinen Fans. Du kannst dich ja später noch mal bei ihnen melden.« Tyras Publicityagentin, eine nett aussehende Frau mit kurzem dunklem Haar und freundlichem Lächeln, nahm der Schauspielerin das Handy aus der Hand und sprach hinein. »Wir melden uns später bei euch wieder, Leute. Hier ist Mila, die euch allen erst mal tschüüüs sagt.« Nachdem sie das Handy zusammengeklappt und in einem Aktenkoffer aus Aluminium verstaut hatte, schüttelte sie Bree die Hand. »Schön, Sie wiederzusehen. Bis zu unserem nächsten Termin haben wir ungefähr eine halbe Stunde Zeit. Wie können wir Ihnen behilflich sein?«
    »Es geht um diese alte Schraube, nicht wahr?«, mischte sich Tyra ein. »Mila hat gesagt, ich müsse mit Ihnen sprechen, weil wir andernfalls verklagt werden könnten. Es gibt bei den Dreharbeiten schon genug Probleme, sagt Mila, und Phil würde ausflippen, wenn er noch eine Klage am Hals hätte. Also schießen Sie los mit Ihren Fragen.« Ihre Augen waren türkisblau und so klar wie Meerwasser.
    »Okay.« Bree nahm Tyra gegenüber Platz und gab sich alle Mühe, einen inquisitorischen Ton anzuschlagen. »Mrs. Coville ist beunruhigt, weil Sie es offenbar auf sie abgesehen haben. Heute Vormittag ist sie gestürzt, weil Sie sie geschubst haben. Heute Nachmittag hat sie blaue Flecken am Hals davongetragen, weil Sie versucht haben, sie zu erwürgen. Ich würde gern wissen, was hinter diesem Verhalten steckt.«
    »Meine Güte«, erwiderte Tyra. »Das weiß ich doch nicht. Ich meine, Justine ist wie alt? Hundertdrei oder so. Jedenfalls älter als meine Großmutter, aber genauso tough wie die. Aber alten Menschen tut man doch nicht weh. So was macht man einfach nicht. Haydee müssen Sie fragen, nicht mich. Ich verstehe das Ganze auch nicht. Ehrlich.«
    »Okay«, sagte Bree. »Dann würde ich gern mit Haydee sprechen, wenn’s geht.« Sie ließ den Blick durch die Lounge schweifen, die sich allmählich mit Hotelgästen füllte, die den nachmittäglichen musikalischen Darbietungen lauschen wollten. »Ist das hier der geeignete Ort dafür?«
    Mit einer abrupten Kopfbewegung warf Tyra ihr langes, bis zur Taille reichendes Haar zurück. »Das hat mit dem Ort nichts zu tun. Sie taucht einfach so auf.«
    »Sind damit irgendwelche besonderen Umstände verbunden? Besitzen Sie vielleicht etwas, das ihr gehört hat? Oder passiert es in der Nähe des

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