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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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überrascht zurück. »War wirklich ein anstrengender Tag. Ich hätte nichts gegen ein Beignet einzuwenden.«
    »Frauen sollten ein bisschen mehr Fleisch auf den Rippen haben als Sie.« Er gab ihr den Karton. »Für Ihre Schwester und Ihre farbige Freundin ist auch eins da.«
    Bree holte tief Luft. »Dent, bitte nehmen Sie’s mir nicht übel, aber wenn man sich über andere äußert, gibt es bestimmte Regeln der Höflichkeit. Es grenzt ans Unverschämte, auf mein Gewicht anzuspielen. Es ist heutzutage auch respektlos, Mrs. Billingsley als farbig zu bezeichnen. Und offen gesagt interessiert es mich nicht im Geringsten, wie Frauen Ihrer Meinung nach beschaffen sein sollten.« Meine Güte, dachte Bree, ich höre mich ja genau an wie Francesca.
    » Das gefällt mir schon besser«, sagte Dent. »Wenn Sie so lächeln, meine ich.«
    »Ich habe grad an meine Mutter gedacht«, gab Bree steif zurück. »Dent, Sie sind ein hoffnungsloser Fall. Lassen Sie uns nach Savannah zurückfahren, sobald wir Mrs. Billingsley und meine Schwester ausfindig gemacht haben.«
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder? Dass ich ein hoffnungsloser Fall bin.«
    Sie hatte erneut seine Gefühle verletzt. »Nein. Lavinia würde sagen, dass niemand ein hoffnungsloser Fall ist. Was auch stimmt. Aber Sie müssen wirklich versuchen, sich ein bisschen besser anzupassen, Dent.«
    »Wer ist Lavinia?«
    »Meine Hauswirtin.«
    »Der das Gebäude in der Bay Street gehört?«
    »Nein, ich habe noch eine Zweigstelle in der Angelus Street. Das Haus dort gehört ihr.«
    Sie klemmte sich den Karton unter den Arm und nahm ihre Aktentasche an sich. »Dann wollen wir mal. Es ist schon spät, und heute Nachmittag hab ich noch eine Menge zu erledigen.«
    »Wollen Sie Mrs. Bullochs Fall übernehmen?«
    Bree erstarrte und verspürte ein Prickeln im Nacken. »Sie meinen Mrs. Coville. Justine.«
    »Nein«, erwiderte er. »Ich meine Mrs. Bulloch. Mit der haben Sie doch eben gesprochen, nicht wahr?«
    Bree stellte ihre Aktentasche ab, um die Hände frei zu haben, trat ein Stück zurück und fixierte ihn. »Okay, Mr. Dent. Raus mit der Sprache. Wer sind Sie? Was wollen Sie? Vor allem aber: Was wollen Sie von mir ?«

Die Anmahnung von jenseits der Natur
… kann gut nicht sein …
William Shakespeare, Macbeth
    »Dent ist ein was?«, fragte Bree ihre juristische Hilfskraft Petru Lucheta. Bree war erst lange nach vier Uhr in der Angelus Street angelangt und hatte sofort eine Sitzung der gesamten Belegschaft einberufen.
    »Ein ausgestoßenerr Engel.« Petru hatte einen dichten schwarzen Bart, trug eine dunkle Plastikbrille und sprach mit starkem russischem Akzent. Er war der zweite Engel, den Bree für die himmlische Kanzlei Beaufort & Compagnie angeworben hatte. Der erste war ihre Hauswirtin Lavinia Mather gewesen. Ron Parchese, der dritte Engel im Bunde, hantierte gerade an der Cafetière herum, die am anderen Ende des kleinen Konferenztisches stand. Ron war ihr Sekretär.
    Die drei anderen Mitglieder der Compagnie waren nicht anwesend: Professor Cianquino verließ seine Wohnung am Rande von Savannah fast nie; Brees Hund Sascha war zu Hause bei Antonia; und Gabriel, den Bree insgeheim als den Schläger der Kanzlei betrachtete, tauchte nur dann auf, wenn es darum ging, jemandem eins über den Kopf zu ziehen.
    Bree stützte den Ellbogen auf den Tisch und vergrub das Kinn in der Hand. Das Büro in der Angelus Street stellte in zunehmendem Maße den einzigen Ort dar, wo sie sich völlig entspannt fühlen konnte. Hier gab es keine Geheimnisse, hier gab es niemanden, der Bemerkungen darüber machte, dass sie immer dünner wurde und immer tougher wirkte. Die Arbeit, die sie ausführte, hatte ihren Preis, doch solange sie nicht all ihre menschlichen Eigenschaften verlor, machte das Bree nichts aus. Was ihr allerdings etwas ausmachte, war, wenn andere feststellten, wie dünn sie geworden war. Wie … hart.
    Bree richtete sich auf und ließ den Blick über die Anwesenden schweifen. »Dent sagt, er sei zur Rehabilitation hier.«
    »Anonyme Engel«, sagte Petru. »Stimmt. Das ist ein bewährtes Prrogrramm in zwölf Stufen.«
    »Aber weshalb muss er sich denn rehabilitieren?«
    Ron drückte den Stempel der Cafetière nach unten. »Wenn ihr mich fragt, wegen grober Unhöflichkeit.«
    Bree verzog das Gesicht. »Man kann wegen Unhöflichkeit ausgestoßen werden?«
    »Ronald scherzt nur. Die arme Seele ist in Behandlung. Warum, das muss er Ihnen selbst sagen«, erklärte Lavinia in leicht

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