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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Ortes, wo sie … äh … verschieden ist?«
    »Gewöhnlich passiert es zur Facebook-Zeit«, erklärte Mila, indem sie Bree kaum merklich zuzwinkerte.
    Tyra riss ihre türkisfarbenen Augen auf. »Du hast recht, Millie! Das Tyra-Team ist total begeistert von Haydee. Und das gefällt ihr, wissen Sie. Als sie noch am Leben war, hatte sie jede Menge Fans, und jetzt, wo sie tot ist, braucht sie natürlich auch welche.« Sie beugte sich vor und fuhr in ernstem Ton fort: »Das Tyra-Team kann’s einfach nicht fassen, dass ich spiritistisch begabt bin. Das ist echt klasse.«
    »Du bist klasse, Tee«, verkündete eine sonore männliche Stimme, die leicht feindselig klang. Als Bree aufblickte, bemerkte sie einen Mann Mitte vierzig, der eine maßgeschneiderte Anzugjacke, schmal geschnittene Hosen und ein weißes Hemd trug, dessen Kragen offen stand. »Ist das die Rechtsanwältin, Mila?«
    »Mr. White.« Mila stand auf. »Ja, das ist Miss Beaufort. Bree, das ist Victor Vincent White, einer unserer Produzenten.«
    Da er keine Anstalten machte, zur Begrüßung die Hand auszustrecken, unterließ Bree es ebenfalls. Er wies mit dem Kinn auf den Sessel, in dem Bree gesessen hatte. »Setzen Sie sich wieder. Ich hol uns was zu trinken.«
    »Warum sollten Sie, Mr. White? Ich wüsste nicht, warum ich einen Drink mit Ihnen nehmen sollte.«
    »Millie«, sagte Tyra. »Sind wir hier fertig? Ich muss nämlich los.« Sie erhob sich, wobei ihr die Haare ins Gesicht fielen. Bree bemerkte, dass sie es vermied, Victor White zu nahe zu kommen. Außerdem bemerkte sie, dass White Tyra nicht aus den Augen ließ und sie förmlich mit Blicken verschlang.
    »Ja, wir sind fertig, Miss Steele. Danke für das Gespräch. Ich würde vorschlagen, dass Sie sich mal mit Haydee unterhalten, wenn sie sich wieder bei Ihnen meldet. Sie dürfen einfach nicht vergessen, dass Mrs. Coville eine sehr alte Dame und sehr fragil ist. Körperlich und emotional.«
    »Sie meinen, sie bekommt leicht blaue Flecken.« Tyra nickte verständnisvoll. »Das ist bei meiner Großmutter auch so. Ich muss immer ganz schön aufpassen, wenn ich sie umarme. Ich werde Haydee Bescheid sagen.«
    »Danke«, antwortete Bree.
    »Gibst du mir jetzt mein Handy wieder, Millie?«
    »Nur wenn du aufhörst, mich Millie zu nennen«, erwiderte Mila lächelnd. Sie holte das Handy aus dem Aktenkoffer und warf es Tyra zu, die es mit anmutigem Geschick auffing und sich in Richtung Bar entfernte.
    »Sehen wir uns später noch, Tee?«, fragte White.
    Sie wedelte mit der Hand, ohne sich umzusehen. Als sie die Lounge durchquerte, fingen die Gäste zu tuscheln an, und das Klavier verstummte. Nachdem Tyra in der Bar verschwunden war, setzte die Klaviermusik wieder ein, und die Anwesenden nahmen ihre Gespräche wieder auf.
    »Ist sie nicht hinreißend?« White setzte sich in den Sessel, den Tyra gerade verlassen hatte, und grinste Bree an. »Ist noch ganz warm von diesem süßen kleinen Hintern.«
    Eine Welle der Abneigung durchströmte Bree. Als White ihren Gesichtsausdruck bemerkte, rutschte er unruhig auf seinem Sessel hin und her. Dann sagte er mit aggressiver Miene: »Sie vertreten also Justine Coville, ja?«
    Bree nickte.
    »Es wäre nur zu ihrem Besten, wenn sie von dem Vertrag zurücktreten und die Abfindung akzeptieren würde. Lassen Sie sich das mal durch den Kopf gehen.«
    Bree schwieg.
    »Sie taugt nichts mehr, Br… Ms. Beaufort. Sie war schon in jüngeren Jahren keine sonderlich begabte Schauspielerin …«
    »Das stimmt nicht, Mr. White.« Mila, die jetzt aus unerfindlichen Gründen nervös wirkte, blickte zwischen Bree und White hin und her. »Für Eine kleine Nachtmusik hat sie einen Tony bekommen, und bei Endstation Sehnsucht wurde sie für einen Golden Globe nominiert.«
    »Meine Güte! Und wann war das? In den Achtzigern? Die Zeiten haben sich geändert. Mit Theaterinszenierungen lässt sich sowieso kein Geld mehr machen.« Er schlug die Beine übereinander und balancierte seinen Drink auf dem Knie. »Ich werde Ihnen mal was verraten, Ms. Beaufort.«
    Diese gekünstelte Vertraulichkeit gefiel Bree ebenso wenig wie seine Feindseligkeit. Sie mochte den Typ immer weniger.
    »Geld«, sagte er. »Bei der Kunst geht’s nur um Geld. Wenn die Rolle der Consuelo mit einer zugkräftigen Schauspielerin besetzt wäre, könnten wir uns vielleicht aus dem Sumpf ziehen. Tatsache ist, diese Produktion steckt in Schwierigkeiten. Nicht wegen Tyra. Ganz im Gegenteil, denn nur weil sie ein solcher Publikumsmagnet

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