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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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ist, haben wir immerhin die Chance, die Kosten wieder reinzubekommen. Sie könnte ganz groß rauskommen und ein noch größerer Star als Angelina werden. Sie braucht nur das richtige Vehikel.« Er senkte seine Stimme zu einem vertraulichen Flüstern. »Ich bin da an einer Produktion beteiligt, die sie ganz nach oben katapultieren könnte.«
    Bree blickte auf ihre Armbanduhr und sagte so ruhig, wie sie nur konnte: »Sie müssen schon entschuldigen, Mr. White, aber Mila war so freundlich, mir eine halbe Stunde Zeit zu gewähren. Die möchte ich gern nutzen.«
    Er stellte sein Glas auf den Tisch. »Ja, klar«, sagte er in unsicherem Ton. »Bis dann.« Anschließend sah er Mila mit finsterer Miene an. »Ich werde Tee einen Drink spendieren. Sagen Sie mir Bescheid, sobald Phil aufkreuzt. Wegen dieser neuen Kostenüberschreitung bin ich nämlich ziemlich sauer.« Ohne Bree noch einmal anzusehen, entfernte er sich. Bree wartete, bis sich ihre Gereiztheit gelegt hatte. Am liebsten wäre sie sofort ins Büro zurückgekehrt, um Ordnung in ihre Gedanken zu bringen.
    »Sie wären wohl nicht zufällig an einem Job auf dem Set interessiert, was?«, fragte Mila.
    »Äh … wieso?«
    »Weil Sie White gerade so erfolgreich in die Flucht geschlagen haben.« Mila seufzte. »In unserer Branche gibt es jede Menge Arschlöcher, wie Sie sicher wissen. Er ist noch gar nicht mal der Schlimmste.«
    »Der ist das reinste Raubtier«, erwiderte Bree. »Ich hoffe, Sie passen gut auf Tyra auf. Sie findet ihn abscheulich, glaube ich.«
    »Tyra ist kein großes Licht, Bree, kann aber, was Männer angeht, gut auf sich selbst aufpassen.«
    »Und darf ich hoffen, dass sie sich in Zukunft Justine gegenüber besser verhält?«
    »Ich denke schon. Tyra ist so dumm, dass sie inzwischen bis zu einem gewissen Grad selbst daran glaubt, dass sie von einem Geist besessen ist. Angefangen hat das Ganze als Jux, aber ich muss zugeben, dass sie es inzwischen auf die Spitze getrieben hat.«
    »Ich möchte nicht, dass Justine etwas zustößt. Oder Tyra«, fügte Bree lächelnd hinzu.
    »Tja, sie ist schon ganz liebenswert.« Mila seufzte. »Wenn Sie mir jetzt noch diesen vernichtenden Blick beibringen könnten, mit dem Sie Vincent den Widerlichen zum Zittern gebracht haben, dann würden Sie mich zu einer glücklichen Frau machen. Jedenfalls für fünf Minuten. Wo haben Sie sich den denn angeeignet?«
    »Hier und da«, erwiderte Bree bedrückt. »Hier und da.«

O richtet nicht, denn wir sind alle Sünder.
William Shakespeare, König Heinrich VI. Zweiter Teil
    Als Bree ins Büro zurückkam, war Lavinia bereits nach oben in ihre Wohnung gegangen. Petru und Ron hatten sich ebenfalls nach Hause begeben. Sie setzte sich in ihr kleines Arbeitszimmer, um nachzudenken und sich Notizen zu machen.
    Es war schon fast acht Uhr, als sie mit ihrem vorläufigen Aktionsplan endlich zufrieden war. Sie stellte den Computer ab, spülte in der Küche ihre Kaffeetasse aus und schaltete auch die Deckenbeleuchtung im Wartezimmer – dem früheren Wohnzimmer des Hauses – ab.
    Nicht dass dort je jemand gewartet hätte. Wie naiv sie doch zu Anfang gewesen war! Sie hatte sich vorgestellt, dass Unmengen von Klienten mit interessanten Steuerproblemen – darauf hatte sie sich während des Jurastudiums spezialisiert – zu ihr kämen, Klienten, die alle gewissenhaft ihre Rechnung bezahlen würden.
    Stattdessen … hatte sie es mit Toten zu tun. Die es offenbar nicht kümmerte, dass sie Geld brauchte, um ihre eigenen Rechnungen zu bezahlen. Und diese Tätigkeit schien sie zu verändern oder sogar zu verwandeln – aber in was?
    In der hintersten Ecke stand Rons Schreibtisch. Beim Trödler um die Ecke hatte sie ein altes Ledersofa und einen Sessel gekauft und diese im rechten Winkel vor dem schönen alten, gemauerten Kamin aufgestellt. Auch eine alte Holztruhe hatte sie erworben, die nun als Kaffeetisch fungierte.
    Über dem Kamin, über dem Sims im Stil von Adams, hing das Gemälde Der Aufstieg des Kormorans .
    Bree musste sich förmlich dazu zwingen, es zu betrachten. Ein dreimastiger Schoner pflügte durch Wellen, auf denen Flammen züngelten. Aus dem Meer reckten sich unzählige Hände und Arme ertrinkender Menschen. Am Heck des Schiffes stand eine dunkelhaarige, silberäugige Frau mit verschattetem Gesicht. Über allem aber schwebte mit aufgerissenem Schnabel ein Meeresvogel, der seinen hasserfüllten, hungrigen Blick auf die Toten und Sterbenden unten richtete. Der Kormoran, ein Avatar

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