Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
Vom Netzwerk:
beweisen«, erwiderte sie mit rauer Stimme.
    »Vielleicht nicht in diesem Leben«, entgegnete Bree. »Aber ganz sicher im nächsten.« Sie stellte sich neben Justine und betrachtete den Grabstein:
    CONSUELO BULLOCH
    1900–1968
    UNVERGESSEN
    »Hochnäsige Zicke«, sagte Justine.
    Bree war sich nicht sicher, ob Justine damit ihre tote Klientin oder sie selbst meinte. Aber das spielte eigentlich keine Rolle.
    »Unvergessen. Was für ein Hohn. Sehen Sie sich mal an, wie das hier aussieht.« Sie warf einen verächtlichen Blick auf das verkommene Grab.
    Bree lehnte sich gegen einen Grabstein und hängte sich den Krückstock über den Arm. »Dixie hat mir eine merkwürdige Geschichte erzählt.«
    »Auch so eine hochnäsige Zicke.«
    »Sie hat gesagt, Ende der Fünfzigerjahre hätten Sie für Consuelo gearbeitet.«
    Justine hob den Kopf und sah Bree unverwandt an. Um ihre Lippen spielte ein gemeines Lächeln. »Bei mir gab’s damals beruflich eine Flaute. Das war eine Zeit, da waren beim Theater nicht mehr die klassischen Stücke gefragt, mit denen ich aufgewachsen bin, sondern nur noch dieses moderne Zeug. Deshalb hatte niemand Verwendung für mich, und nach einer Weile war ich pleite. Was nichts Neues war. Das ist mir in meinem Leben immer wieder passiert. Aber in Savannah war es mir auf die eine oder andere Weise gut gegangen. Schien mir der richtige Ort für einen Neuanfang zu sein.«
    »Also sind Sie zurückgekehrt und haben von Consuelo Bulloch einen Job erpresst.«
    Justine rümpfte angewidert die Nase. »Erpresst. Erpresst. Was für ein hässliches Wort. Aber Sie sehen immer nur das Hässliche, Sie Möchtegernanwältin. Ich sah und sehe die Dinge ganz anders. Und meiner Ansicht nach war mir diese Frau eine ganze Menge schuldig.« Ihr Lächeln wurde noch gemeiner. »In jener Nacht bin ich ihr zum ersten Mal begegnet, wissen Sie. Nachdem Billy einen Koller bekommen und versucht hatte, mich umzubringen. Sie war genau so, wie ich es erwartet hatte. Hochnäsig. Eifersüchtig. Machte ein unglaubliches Gewese um ihren heiß geliebten kleinen Jungen. Wissen Sie, dass sie die Frechheit besaß, zu Alex zu sagen, dass wir doch heiraten dürften?« Justine reckte das Kinn hoch und breitete die Arme aus – und eine unheimliche Sekunde lang meinte Bree, Consuelo vor sich zu haben. »Jetzt, da ich sehe, wie es mit dir steht, Alex«, sagte Justine mit breitem Südstaatenakzent, »werde ich dir keine Hindernisse mehr in den Weg legen. Nur zu! Heirate sie!« Justine ließ die Arme sinken und stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Dabei dachte sie nicht im Traum daran, den kleinen Alex heiraten zu lassen! Und ich dachte auch nicht im Traum daran, in der Provinz zu versauern. Ich wollte schließlich nach New York!«
    »Vielleicht stimmte es ja«, sagte Bree leise. »Vielleicht hatte sie tatsächlich nichts mehr gegen eine Heirat einzuwenden.«
    »Sie wollte mir kein Geld geben«, erwiderte Justine. »Darum ging’s. Sie wollte nichts ausspucken, weder damals noch später, als ich zurückkam.«
    »Und deshalb dachten Sie, Sie könnten Alexander zu sich zurücklocken.« Das war eine reine Vermutung. Bree bemerkte jedoch, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. »Aber das gelang nicht. Creighton Oliver wollte auch nichts mehr mit Ihnen zu tun haben.«
    »So sind die Männer nun mal«, sagte Justine nachdenklich. »Alexander … der war ein Schwächling. Und verrückt war er obendrein. Creighton war da ganz anders. Hab ein Weilchen gebraucht, bis ich ihn so weit hatte, dass er genug Geld rausrückte, damit ich nach Hollywood gehen konnte. Aber als er dann erkannte, dass ich die Absicht hatte, bei den Bullochs zu bleiben …« Sie hob die Hände und ballte die Fäuste. »Da hat er gezahlt. Wissen Sie, dass diese dämlichen Bullochs auch fast pleite waren? Das konnte ich einfach nicht glauben. Diese ganze Überheblichkeit – und dabei hatten sie keinen Penny!«
    »Consuelo hat auf andere Art bezahlt, nicht wahr?«, sagte Bree. »Und Charis Jefferson ebenfalls. Wollten Sie sich auch an ihrem Grab weiden?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Es muss doch ein ungeheurer Triumph für Sie sein, dass zwei Ihrer Opfer nebeneinander im Grab liegen.«
    Justine verzog keine Miene. »Sie können nichts beweisen«, zischte sie.
    »Sie wissen doch, wie hoch entwickelt die Forensik ist. Da Sie bei Bristol Blues mitgespielt haben, müsste Ihnen eigentlich klar sein, wozu ein entschlossener Pathologe in der Lage

Weitere Kostenlose Bücher