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Gerechte Engel

Gerechte Engel

Titel: Gerechte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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»Sie haben Haydee Quinn gehasst.«
    War schlecht für meinen Jungen.
    »Ja, vermutlich. Haydee behauptet, Sie hätten den beiden erlaubt zu heiraten. Stimmt das?«
    Ohne sie … war es noch schlechter für meinen Jungen.
    Bree nickte. »Sie haben Ihren Sohn Alexander geliebt. Und Ihre Liebe scheint selbstlos gewesen zu sein. Das musste ich wissen, damit ich mein Möglichstes für Sie tun kann.«
    Die Erscheinung verschwand.
    Bree fuhr nach Hause, um ihr Plädoyer vorzubereiten.

Epilog
    »Sie haben ziemlich abgenommen, seit Lavinia das für Sie genäht hat.« Ron schüttelte den weichen roten Samttalar aus, der für einen Rechtsanwalt obligatorisch war, der vor dem Himmlischen Gerichtshof auftrat. Bree schlüpfte in das Gewand, dessen Saum und Revers mit kunstvoller Goldstickerei verziert waren. Ron und sie befanden sich im sechsten Stock des Gerichtsgebäudes von Chatham County. Es war Mittwochvormittag. Vor genau drei Wochen war Justine Coville in die Kanzlei in der Bay Street gekommen, um Brees Zeit in Anspruch zu nehmen und ihr Mitgefühl zu erregen.
    »Ich werd schon wieder zunehmen, wenn erst mal dieser verdammte Verband ab ist.«
    Ron verdrehte die Augen. »Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Was hat denn der Verband damit zu tun? Leah ist das auch widerfahren, wissen Sie. Sie ist so schlank wie ein Windhund geworden.« Er beugte sich vor und sah Bree ins Gesicht. »Stimmt was nicht?«
    »Die Arbeit, die ich mache, hat ihren Preis, Ron. Ich weiß nicht, ob ich bereit bin, ihn zu zahlen.«
    »Verstehe«, erwiderte er unverbindlich. Dann trat Schweigen ein, das sich so lange hinzog, bis Bree es nicht mehr aushielt. »Ron«, sagte sie. »Kann ich aufhören? Geht das überhaupt?«
    »Selbstverständlich.« Er strich den Talar an den Schultern glatt. »Dafür gibt es – wie für alles andere auch – ein bestimmtes Verfahren. Wenn Sie aufhören, werden Sie uns vergessen. Sie werden sich an nichts von alldem erinnern, so, als wäre es nie geschehen. Bestraft werden Sie jedenfalls nicht.« Er trat zurück und lächelte sie an.
    Bree brachte den hohen steifen Kragen in Ordnung. Ihr Haar hatte sie hinten zu einem Knoten geschlungen, damit die abrasierte Stelle bedeckt war. Das Haar wuchs zwar nach, aber – wie sie fand – nicht schnell genug. Mit ihrem Bein stand jedoch alles zum Besten. Sie stieß mit dem Krückstock auf den Fußboden. »Ich glaube, den kann ich hierlassen.«
    »Denken Sie daran, dass Sie die lange Treppe hinuntersteigen müssen. Nehmen Sie ihn also lieber mit. Außerdem … ein Richter sollte zwar völlig unparteiisch sein, trotzdem dürfte es Eindruck machen, wenn Sie als tapfere, lädierte Kämpferin auftreten. Behalten Sie den Stock bitte bei sich.«
    Bree grinste. »Wahrscheinlich haben Sie recht.« Sie seufzte. »Okay. Ich bin so weit.«
    »Wir haben noch ein paar Minuten Zeit. Hätten Sie was dagegen, wenn wir kurz zu Goldstein reinspringen? Er möchte mit Ihnen sprechen.«
    »Gut.«
    Bree folgte Ron den Korridor entlang und trat mit ihm in die große gewölbte Halle. Als die schwere Eichentür lautlos hinter ihnen zufiel, hörte sie Goldstein ausrufen: »Ah! Ah!« Einige der Mönche blickten leicht überrascht auf. Einer winkte ihr mit seinem Federkiel fröhlich zu. Andere klatschten. Goldstein eilte ihnen beschwingt entgegen – »Meine Liebe! Meine Liebe!« – und schloss Bree in die Arme. Er roch nach Papier, feuchter Wolle und ganz leicht auch nach Weihrauch. Eine Feder seines Flügels geriet Bree in die Nase, sodass sie niesen musste.
    »Drei schwebende Verfahren auf einen Schlag zum Abschluss gebracht! Ich glaube, das ist ein Rekord! Danke, dass Sie vorbeigekommen sind, meine Liebe. Ich weiß, dass Sie gleich in den Gerichtssaal müssen, aber ich wollte Ihnen unbedingt persönlich gratulieren.«
    »Sie hätten ja eine E-Card schicken können«, sagte Ron. »Natürlich nur, wenn Sie online wären. Bei www.dankeoherr.com gibt es ganz großartige. Mit Engelschören, die ein Liedlein schmettern und so.«
    »Dann wär mir ja der verlegene und gleichzeitig so erfreute Ausdruck in ihrem Gesicht entgangen.« Goldstein ließ Bree los und faltete die Hände. »Norris: Erster Kreis der Hölle. Nicht schlecht, wenn man seine bewegte Vergangenheit in Betracht zieht. Alexander Bulloch: Erster Kreis des Himmels. Auch nicht schlecht, denn schließlich war er wegen Leichenschändung angeklagt. Bei der armen Charis Jefferson war das Verfahren zwar schon abgeschlossen, aber ich weiß, dass sie

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