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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARLA KELLY
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nicht erfüllt.
    „Wie lange dauerte die Schiffsreise?“
    „Sechs Monate, vielleicht auch länger.“
    „Merkwürdig, dass Sie nach so langer Zeit nicht mehr über ihn wissen.“
    Nie im Leben hätte er Miss Alderson auch nur ein Wort über sein schändliches Treiben mit Lady Audley gestanden. Bereits der Gedanke daran trieb ihm die Schamröte ins Gesicht.
    „Ruhen Sie sich aus“, riet er und hoffte, sie würde nicht glauben, er wolle sie loswerden. „Ich bleibe bei ihm.“
    Sie nickte und ging zur Tür neben Sams Zimmer. „Klopfen Sie, bevor Sie gehen, falls ich noch nicht wach bin.“
    Im Krankenzimmer zog James die Vorhänge halb auf, um die Morgensonne einzulassen, und stellte fest, dass es nicht mehr nach Schweiß stank.
    Er beugte sich über Sam und schnupperte. Dann nahm er die Flasche neben der Wasserschüssel zur Hand. Eau de Lavande, las er auf dem Etikett. Offensichtlich hatte die gute Miss Alderson ihn mit verdünntem Lavendelwasser gewaschen. Sam trug auch nicht mehr Sir Josephs riesiges Nachthemd, sondern ein blau-weiß gestreiftes Nachthemd seiner Größe.
    James zog den Stuhl ans Bett, setzte sich und dachte daran, wie die frommen Missionare ihm Sam ausgehändigt und sich beinahe dafür entschuldigt hatten. „Er wird die Reise wahrscheinlich nicht überstehen, aber hier können wir ihn nicht länger brauchen“, hatte der Leiter der Gruppe gesagt.
    James hatte ihm im Stillen zugestimmt. Der kräftigste Missionar war mit Sam Higgins auf dem Rücken die Strickleiter an Bord geklettert und hatte das abgezehrte, schwitzende Bündel behutsam auf die Deckplanken gelegt.
    Nachdenklich betrachtete James den schlafenden Mann. „Dich hätten sogar die Haie verschmäht, alter Freund“, sagte er leise. „Seltsamerweise hast du überlebt und bist wieder in meinem Leben aufgetaucht.“ Er lehnte sich zurück, gähnte und schloss die Augen.
    „Lieutenant Trevenen? Habe ich mich gestern auf Sie geworfen?“
    James richtete sich auf. Sam hatte die Augen geöffnet. Er behielt immer noch die förmliche Anrede bei. Seit James den Missionaren auf seiner Insel splitternackt entgegengewankt war und sich vorgestellt hatte, war er für Sam Higgins immer der Lieutenant geblieben. Er legte Sam den Handrücken an die Stirn. Sie fühlte sich heiß an, aber er schwitzte nicht. „Ich bin nur noch James Trevenen“, sagte er. „Nachdem ich Sie bei der Missionsgesellschaft in Aldergate Street abgeliefert hatte, bin ich aus der Marine ausgetreten. Zu Ihrer Frage: Ja, Sie sind mir direkt in die Arme gefallen.“ Er schmunzelte. „Ihre Mitbrüder fragen sich vermutlich, wieso ein Fremder Sie einfach mitgenommen hat, aber Sie werden mir verzeihen, wenn ich daran zweifle, dass die frommen Mönche fähig wären, Sie in dieser Krise richtig zu behandeln.“
    „Danke.“ Sam schloss die Augen, und seine Schweißausbrüche setzten wieder ein. James wusch ihn mit einem Schwamm und verdünntem Lavendelwasser. Sam verlangte ächzend nach Wasser, aber James hütete sich, ihn aus einem Glas trinken zu lassen. Zu oft hatte er erlebt, wie ein Offizier während eines Malariaanfalls ins Glas gebissen und aus dem Mund geblutet hatte. Deshalb träufelte er Sam mit einem sauberen Tuch Wasser in den Mund.
    Nach ein paar Minuten war der Kranke wieder ruhig und öffnete die Augen. „Wo ist sie?“
    „Miss Alderson? Sie ruht sich aus, nach der langen Nachtwache an Ihrem Bett.“
    Sam nickte kaum merklich. „Noch nie habe ich eine …“ Die Lider wurden ihm schwer. „Eine so hübsche Frau … gesehen.“ Dann fielen ihm die Augen zu.
    James blieb der Mund offen stehen. Miss Alderson? Sam faselte wohl im Delirium. Nicht einmal ein Blinder würde Miss Alderson als hübsch bezeichnen. Aber er wollte nicht kleinlich denken nach allem, was sie für Sam getan hatte. „Ja, sie sieht gut aus“, bestätigte er ohne Gewissensbisse.
    Irgendwann hörte er Schritte im Korridor. Er müsste Sir Joseph aufsuchen – falls er bereit war, ihn zu empfangen –, um ihn davon in Kenntnis zu setzen, dass er seine Bitte, „etwas für Loisa zu tun“, erfüllt hatte. Aber er verließ das Zimmer nicht. Intuitiv wusste er, dass Miss Alderson, die dringend Schlaf brauchte, aufwachen würde, sobald er aus der Tür war.
    Möglicherweise hatte Sir Joseph den gleichen Gedanken gehabt. Denn kaum eine halbe Stunde später schob Barmley den Rollstuhl des alten Herrn ins Zimmer. James stand auf.
    Sir Joseph bedachte ihn mit einem nachsichtigen Blick über seine Brille

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