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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARLA KELLY
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er sie zum ersten Mal in der stillen Bucht gesehen hatte und von einem so entsetzlichen Hunger überfallen worden war, dass er sie am liebsten lebendig verschlungen hätte, hätten ihre Farben nicht so schillernd geleuchtet.
    Susannah schwieg, als er die Zeichnung von der Staffelei nahm.
    „Es ist nicht nötig, dass Sie das Bild malen“, sagte er. „Ich nehme es wieder mit.“
    „Aber ich habe die Wette verloren“, wandte sie ein. „Im Übrigen habe ich so viele Blumen und Pflanzen gezeichnet. Es ist eine angenehme Abwechslung, mal ein anderes Motiv zu malen.“
    „Nein. Lassen Sie nur.“ Er hatte nicht beabsichtigt, schroff zu klingen, denn sein scharfer Ton erschreckte sie gewiss.
    Susannah sah ihn nur forschend an, als versuche sie, seinen plötzlichen Sinneswandel zu begreifen. James fürchtete, sie würde sein grauenhaftes Geheimnis aufdecken, wenn er noch länger in ihrer Nähe blieb.
    Als Susannah sich räusperte, wusste er, dass es zu spät war. Er stellte die Zeichnung auf die Staffelei zurück und begegnete standhaft ihrem Blick. Sie hatte ihn ertappt. Er wollte die Hände an die Ohren legen, um nichts hören zu müssen, doch dann ermahnte er sich, wenigstens so tapfer zu sein wie Noah, und wartete.
    „Lieber Mr. Trevenen, Sie werden von Visionen verfolgt, nicht wahr?“

15. KAPITEL
    James richtete den Blick so eindringlich auf einen Punkt hinter ihrem Kopf, dass Susannah sich unwillkürlich umdrehte, ohne jedoch etwas Ungewöhnliches zu entdecken. Nur zwei Gärtner machten sich draußen an den Pflanzen zu schaffen. Sie sah ihn wieder an und wünschte von Herzen, diesen sonderbaren Ausdruck in seinen Augen vertreiben zu können, eine Mischung aus Angst und Erschöpfung.
    Hatte er tatsächlich Visionen? Während ihrer kurzen Bekanntschaft hatte sie einiges von James kennengelernt. Er war entscheidungsfreudig, gelegentlich unaufrichtig – aber gewiss nicht wahnsinnig. Nein, vor einem Wahnsinnigen hätte sie Angst, aber er war ihr nicht unheimlich. Andererseits, welcher Mann, der jahrelang auf einer einsamen Insel ausgesetzt war, würde keinen seelischen Schaden an diesen traumatischen Erlebnissen nehmen?
    Ich will ihm helfen, dachte sie, und da ich meinen guten Ruf ohnehin längst verspielt habe, ist es einerlei, was ich tue. Sie legte die Hand auf seinen Ärmel und strich darüber.
    Er kniete sich vor sie hin. Mit einem Ausdruck völliger Ergebenheit schloss er die Augen und bettete den Kopf in ihren Schoß.
    Susannah legte ihm die Hand an den Hinterkopf und begann, ihn zu massieren. Er hatte volles brünettes Haar mit einem Stich ins Rötliche. Unter ihren kräftigen Fingern entspannte er sich allmählich, und Susannah fragte sich, wann er wohl zum letzten Mal zärtlich berührt worden war. Einerlei. Sie wollte ihm Trost spenden, mehr nicht.
    Wie selbstverständlich legte er seine Arme um ihre Mitte, wie Noah es immer tat, wenn sie ihm den Lockenkopf kraulte.
    Susannah schloss die Augen. Eigentlich bin ich Ihre Trösterin, Mr. Trevenen, aber mir gefällt es auch, dachte sie. Und dann riss sie erschrocken die Augen auf. Wie lange bin ich eigentlich nicht mehr zärtlich berührt worden?
    Sie wollte keine Antwort auf diese Frage finden, sondern richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf James, streichelte ihn sanft und fragte sich, wie er es geschafft hatte, das Grauen zu überleben. Jeder andere wäre wahrscheinlich daran zugrunde gegangen.
    „Es tut mir leid.“
    Das war alles, was er murmelte, dann schwieg er wieder lange.
    „Würden Sie mir einen Gefallen tun?“, fragte er schließlich.
    „Das kommt darauf an“, antwortete Susannah und bemühte sich, einen leichten Ton anzuschlagen. „Solange Sie nicht die Hälfte meines bescheidenen Königreiches haben wollen … und Noah ist nicht verkäuflich.“
    Er barg sein Gesicht in ihren Röcken. „Nennen sie mich James.“
    Sie lachte verlegen. „Ich kenne Sie kaum, Sir. Wie könnte ich es wagen?“
    „Tun Sie mir den Gefallen.“
    Warum sollte sie ihm den Gefallen nicht tun? In weniger als zwei Wochen wäre er ohnehin wieder in Cornwall. „Einverstanden, James.“
    Er kauerte sich auf die Fersen und blickte zu ihr auf, sein Gesicht war nun entspannt, seine Augen glänzten feucht. Sie zog ein Taschentuch aus dem Ärmel und wischte ihm die Tränen fort. „Besser, James?“
    James barg die Wange an ihrem Knie, und sie wusste, dass er den Blick auf seine Krabbenzeichnung gerichtet hielt. Sie spürte, wie er sich noch mehr entspannte.
    „Die

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