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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARLA KELLY
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hinweg und sah dann den schlafenden Mann an. „Das ist also unser Missionar“, sagte er mit gedämpfter Stimme. „James, bleiben Sie doch sitzen.“ Der alte Herr wirkte wesentlich aufgeräumter als bei der ersten Begegnung.
    „Ja, mir geht es besser“, sagte Sir Joseph als Antwort auf James’ prüfenden Blick. „Die Gicht ist ein merkwürdiges Leiden. An manchen Tagen könnte ich beinahe – wie gesagt beinahe – herumspringen wie eine Gazelle, und an anderen Tagen kann ich kaum die Finger bewegen.“
    James verkniff sich ein Lächeln bei der Vorstellung, der beleibte Sir Joseph springe herum wie eine Gazelle. „Und heute ist … so ein Gazellentag?“
    „Genau. Ich wies Barmley an, mich hierher zu rollen, weil ich mir diesen Missionar ansehen will, den Sie uns aufgehalst haben. Eine dauerhafte Lösung kann das allerdings nicht sein. Was wird aus Loisa, wenn es ihm besser geht?“
    „Sobald Mr. Higgins wieder einigermaßen klar denken kann, überrede ich ihn, seine vollständige Genesung ein wenig hinauszuzögern, um Zeit zu gewinnen, mir etwas Besseres einfallen zu lassen.“
    „Ich nehme Sie beim Wort. Barmley, bringen Sie mich nach unten zum Frühstück.“
    „Sehr wohl, Sir.“ Der Butler rollte ihn aus dem Zimmer.
    „Barmley“, rief James ihm nach. Der Butler drehte sich um. „Ist das Ihr Nachthemd?“
    „Ja, Mr. Trevenen“,antwortete er.„Miss Alderson bat mich um ein Hemd, das dem Kranken besser passt. Sie wissen vielleicht, welchen Nachdruck sie in eine Bitte zu legen versteht.“
    „Ja, ich habe eine Vorstellung davon“,antwortete James.„Vielen Dank für Ihre Hilfe.“
    „Nicht der Rede wert, Sir. Miss Alderson half mir, den Kranken hochzuheben und ihm das frische Nachthemd anzuziehen.“
    James zog die Brauen hoch. „Ich bin nicht sicher, ob sie an den Anblick eines nackten Mannes gewöhnt ist.“
    „Das waren auch meine Bedenken“, entgegnete Barmley würdevoll. „Doch sie wollte nicht auf mich hören.“ Mit einer höflichen Verneigung kehrte er in den Korridor zurück, wo Sir Joseph im Rollstuhl wartete.
    James lächelte. Hoffentlich war Sam keine Enttäuschung für Miss Alderson.
    Nach einem prüfenden Blick zu dem Kranken machte er es sich bequem, zog die Schuhe aus und legte die Füße aufs Bett. Er versuchte, wach zu bleiben, aber bald war er eingedöst.
    Irgendwann wachte er benommen auf und war sich der Gegenwart eines Fremden im Zimmer bewusst. Es ist nur Sam, dachte er, dennoch sträubten sich seine Nackenhaare. Er hörte ein Wimmern, das von ihm selbst kam.
    Diesmal hockte der Schiffszimmermann auf der Fensterbank und schwang ein Bein lässig zu einem Rhythmus, den nur er hören konnte. Er streckte James die Hand entgegen, der erschrocken auf die Füße kam und rückwärts zur Tür wich.
    „Lass mich allein“, bat James. „Siehst du denn nicht, dass es taghell ist?“
    Und dann war er verschwunden. James starrte zum Fenster. Nichts. Ein Flügel stand offen, eine leichte Brise blähte die Vorhänge. Erschöpft sank er auf den Stuhl zurück. Vielleicht kann ich nie wieder schlafen, dachte er.
    Er sah Sam an und beneidete ihn um seinen tiefen Schlaf. Mit ihm könnte er reden. Nein, nicht mit Sam, entschied er. Es wäre grausam, einen kranken Mann damit zu belasten.
    Sein Butler in Cornwall kannte einen Teil der Geschichte. Es hatte sich nicht vermeiden lassen. Orm hatte den Vorschlag gemacht, nachts einen Imbiss ins Schlafzimmer zu stellen und sich auch eine einigermaßen plausible Geschichte als Erklärung für das Hauspersonal einfallen lassen, warum er im Ankleidezimmer des Hausherrn nächtigte, bis der Zimmermann schließlich nicht mehr aufgetaucht war.
    Orm hatte seinen Herrn nur ungern nach London reisen lassen. Der Butler hatte gewusst, dass er noch nicht für die Welt bereit war – nicht, wenn er tote Männer auf Fensterbänken sitzen sah oder unverschämte Lügen verbreitete.
    James spürte, wie ihm die Schamröte ins Gesicht stieg. Es schien irgendwie alles außer Kontrolle zu geraten, und er wünschte, Orm wäre hier. Nein, er sehnte sich nach mehr als nur nach dem Verständnis eines Dieners. Er brauchte einen Menschen, der ihn in die Arme nahm und ihn vor seinen Albträumen bewahrte.
    James konnte nicht länger still sitzen, sprang auf und ging rastlos im Zimmer auf und ab. Es gab allerdings etwas, das ihn zumindest vorübergehend vor dem Grauen zu schützen vermochte, doch das befand sich in Mrs. Parks Händen. Wenn er nur einen Blick auf die Gloriosa

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