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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARLA KELLY
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er leise und zog sich zurück.
    Nachdem er in seinem Zimmer das Tablett mit kaltem Braten und Käse auf dem Schreibtisch begutachtet hatte, legte er sich aufs Bett, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte an die Zimmerdecke, bis ihm die Augen zufielen.
    Als er die Augen wieder aufschlug – ob zwanzig Minuten oder zwei Stunden später, hätte er nicht sagen können –, saß jemand im Stuhl. Mit einem Schreckenslaut fuhr er hoch, bevor er Susannah erkannte, die ihn mit großen Augen ansah.
    „Ich kann später wiederkommen“, entschuldigte sie sich zaghaft und stand auf. „Ich wollte nur die Zeichnung holen und Sie nicht stören.“
    „Nein, nein. Bleiben Sie.“ James erhob sich, trat an den Schreibtisch, holte die Abhandlung aus der Ledermappe, und sein Herzschlag beruhigte sich wieder. Er nahm die Zeichnung der Gloriosa heraus und dachte an seine erste Begegnung mit den kleinen Krustentieren in der Lagune. „Als ich die Krabben zum ersten Mal sah, war ich so hungrig, dass ich sie am liebsten roh verschlungen hätte“, erklärte er.
    „Das wäre ein großer Verlust für die Wissenschaft gewesen“, scherzte sie. „Was bewog Sie dazu, die Lebensweise der Tiere zu studieren?“
    Er überreichte ihr die Zeichnung und setzte sich auf den Bettrand, um ihr näher zu sein. „Wahrscheinlich fühlte ich mich noch einsamer als hungrig. Ich setzte mich auf einen Felsen und schaute den Krabbeltieren zu.“ Er lächelte beinahe kindlich.
    „Natürlich hatte ich vor, sie nach einer Weile zu verspeisen. Hal
    ten Sie mich jetzt für einen Narren?“
    „Nein.“
    Unvermutet schoss ihm der Gedanke durch den Sinn, dass es vielleicht doch möglich wäre, sich in zwei Wochen zu verlieben. Susannah schaute auf die Zeichnung, und er konnte sie einen Moment lang ungestört betrachten.
    Wie weich sie sich in der Kutsche angefühlt hatte, als sie sich weinend an ihn gelehnt hatte. Sie roch angenehm nach Lavendelseife. Er dachte daran, wie sie ihren kleinen Sohn in die Arme genommen hatte, wie ihr Busen sich sanft hob und senkte, wenn sie still saß. Er dachte an die widerspenstigen dunkelblonden Haarkringel, die sich aus ihrem Nackenknoten stahlen.
    Mit dieser Frau könnte ich leben und nie eine andere begehren, überlegte er und zwang sich, den Blick von ihr zu wenden, um seinen Wunsch zu bezähmen, sie in die Arme zu nehmen.
    Eine sinnlose und unerfüllbare Traumvorstellung. Wenn sie wüsste, was geschehen war, würde sie sich weigern, ihm je wieder in die Augen zu schauen.
    Und dann schoss ihm ein anderer Gedanke wie ein Blitz durch den Kopf. Angenommen, der Dämon, der ihn verfolgte, ließe sich irgendwann nicht mehr mit einem nächtlichen Imbiss zufriedenstellen? Ein Schauder durchlief ihn, und Susannah sah fragend zu ihm auf.
    „James, auch wenn ich die Wette verloren habe, hoffe ich, dass Sie mir bald die ganze Geschichte erzählen“, sagte sie leise.
    „Niemals“, entgegnete er ebenso leise. „Niemals.“

14. KAPITEL
    In dieser Nacht musste James feststellen, dass der Schiffszimmermann sich nicht mit einem Imbiss beschwichtigen ließ.
    Es hatte eine Zeit gegeben, kurz nach seiner Ankunft in Cornwall, als James bemerkt hatte, wie das Gespenst jedes Mal, wenn er ein Zimmer betrat, in den Schatten humpelte und verschwand. Damals hatte er gehofft, der Spuk wäre für immer gewichen. Doch er hatte sich geirrt, der Dämon war wiedergekehrt und verfolgte ihn unerbittlicher denn je.
    Da der Zimmermann offenbar gerne im Stuhl neben seinem Bett saß, mied James den Blick in diese Richtung. Stattdessen lag er in der Dunkelheit und dachte an seine Angst vor Donner und Blitz in seiner Kindheit. Zitternd hatte er sich ins Schlafzimmer seiner Eltern geschlichen und gewartet, bis seine Mutter die Bettdecke hob und er sich an ihre Wärme schmiegen durfte.
    Er fragte sich, was Susannah wohl tun würde, wenn sie ihn neben ihrem Bett stehen sah, gepeinigt von Horrorvisionen im verzweifelten Wunsch, sich an einen Menschen zu schmiegen, der nicht einmal ahnen konnte, was er erlebt hatte. Würde sie zulassen, dass er sich neben sie legte? Natürlich nicht.
    Ein einziger Gedanke hinderte ihn daran, seine Tasche zu packen und das Haus im Morgengrauen zu verlassen. Susannah hatte ihn beim Vornamen genannt, auch wenn sie sich dessen vielleicht gar nicht bewusst gewesen war. Es war eine Nichtigkeit, aber James war bereit, sich an jeden Strohhalm zu klammern.
    Seufzend drehte er sich auf den Rücken, streckte sich und verschränkte

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