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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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Karte A und Schlitz B: der Seesack. Wie endete doch das kurze Stück, das er geschrieben hatte, »Der Bulle, der mich verhaftet hat«?
    Ferdie stellt die große Frage, die, wo das Geld ist. Ich kann nur lachen.
    Ivy setzte sich auf. Selbst ohne alles noch einmal durchzukauen wusste sie, dass Mandrell den Teil mit dem Geld ganz allein bewerkstelligt haben konnte. Die Kombination von Seesack und Loch in der Weide katapultierte Betty Ann umstandslos aus der Story – oder in einen anderen Teil.
    Und wo gehörte dieser andere Teil hin?
    Ivy starrte auf Harrow hinunter, der in einem diffusen Mondstrahl lag, die leere Ginflasche auf dem Boden neben sich. Sie deckte ihn mit seinem Sweatshirt zu. Im Schlaf machte er ein leises, dankbares Geräusch. Er wirkte friedlich in diesem Teich aus Licht, um Jahre jünger. Die Jeans, die er in Hütte eins gefunden hatte, lag zusammengeknüllt neben ihm. Ivy durchsuchte die Taschen, fand den Schlüssel für den Pick-up. Sie zog sich an und verließ die Höhle.

Zweiunddreißig
    D er Mond hing tief am Himmel, ihm fehlte nur eine winzige Scheibe am unteren linken Rand. Ivy kletterte den Vorsprung hinunter, bis sie festen Halt auf dem Geröllpfad fand, und begann abwärtszugehen. Das Geräusch ihrer Schritte wurde von der dünnen Schneedecke gedämpft, die mittlerweile den Boden bedeckte. Sie schraubte sich die Insel hinunter, die eine Hälfte der Zeit im Mondlicht, die andere im Dunkeln.
    Ein paarmal blieb sie stehen, um zu lauschen, hörte aber nichts außer ihrem eigenen Atem und einmal das Flügelschlagen eines großen Vogels, der unsichtbar an ihr vorüberglitt.
    Unten am Kiesstrand zerrte Ivy die Zweige vom Boot, stürzte es ins Wasser und setzte die Ruder ein. Dann stieg sie hinein und ruderte. Eine leichte Brise kam auf, kräuselte den See, winzige Spiegelmonde hüpften ringsumher. Vor ihr schrumpfte der Schattenriss der Insel. Sie konnte die horizontale Fläche des Vorsprungs erkennen. Dort regte sich nichts. Mittlerweile war das Kreuz deutlich sichtbar, silbern und scharfkantig, vermutlich wegen des Schneefalls. Ivy ruderte kräftiger, hob sich mit jedem Schlag vom Sitz. Schweiß tropfte an ihrem Kinn herab, als das Ruderblatt sich in den Sandstrand vor den Hütten fraß.
    Ivy sprang aus dem Boot und warf einen letzten Blick auf die steil aufragende, dunkle Insel in der Ferne. Sie rannte zum Pick-up. Er sprang mit diesem Explosionsgeräusch an. Sie fuhr los, den Feldweg bis zum kahlen Felsen, Du und Ich, einen Moment vom Scheinwerfer erfasst, dann hinauf zur Lichtung und auf der anderen Seite wieder hinunter. Sie befand sich auf der Teerstraße, fünf oder sechs Meilen vom See entfernt, ehe sie das erste andere Auto sah, das ihr entgegenkam. Es näherte sich rasch, schoss an ihr vorbei. Ein Minivan, über dessen Steuer sich eine weißhaarige Frau beugte, neben ihr ein wachsamer Hund: Jean Savard und Rocky.

    Der Mond ging unter. Als Ivy in West Raquette eintraf, hatte die nächtliche Dunkelheit ihren Höhepunkt erreicht. Sie fuhr die steile Straße bis zum Fuß der Ransom Road und parkte in dem Carport hinter Claudettes rostigem BMW. Ivy stellte den Motor ab, lauschte. Sie hörte das Klicken des warmen Motors, dann nichts mehr.
    Ivy stieg aus dem Pick-up und ging zur Seitentür. Sie hob die Faust, um zu klopfen. Im Haus schrillte ein Alarm, erschreckte sie. Aber es war keine Alarmanlage, nur das Signal eines Radioweckers. Dann folgte ein Stöhnen und ein oder zwei Minuten danach das Geräusch einer Toilettenspülung. Hinter einem Seitenfenster flammte Licht auf. Ivy blieb, wo sie war, im Schatten unter dem Dach des Carports.
    Im Haus quietschte ein Turnschuh. Die Tür öffnete sich, und Claudette trat in ihrem Wal-Mart-Kittel heraus, angestrahlt von der Flurbeleuchtung hinter ihr. Sie sah Ivy und riss die Augen auf. Ivy legte Claudette die Hand auf die Brust, drängte sie wieder hinein und schlug die Tür mit dem Fuß zu.
    »O mein Gott«, stöhnte Claudette und schlug die Hände vor den Mund. »Du warst im Fernsehen.« Sie warf einen Blick zur Küche, wo ein Wandtelefon hing. Das ärgerte Ivy; bis zu diesem Zeitpunkt ihres Lebens hatte sie kaum Hass verspürt, aber jetzt überwältigte er sie. Wieder schob sie Claudette, diesmal in die andere Richtung, den Flur hinunter.
    Ivy fühlte sich lächerlich stark und vollkommen frei von physischer Furcht. Claudette stolperte rückwärts, in ein winziges Bad am Ende des Gangs, in dem sich nur ein Klo und ein Waschbecken befanden. Ivy

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