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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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ihren Arm, dann kehrte er in die Höhle zurück und nahm dabei die leere Flasche mit. Ivy blieb draußen, versuchte jedes winzige bisschen der Aussicht in sich aufzunehmen, aber nach einer Weile wurde ihr zu kalt.

    In der Höhle war es viel wärmer, aber warm genug, um sich nackt darin zu bewegen? Ivy hätte es nicht gedacht, aber bald waren sie es. Der Mond sank ein wenig, dann schwebte er direkt vor dem Höhleneingang, und es wurde noch heißer: eine seltsame Mondhitze, die ihre mittlerweile feuchte Haut zur Farbe von Knochen bleichte.
    Später lagen sie nebeneinander, Ivy hinter ihm, die Hand um das gelegt, was sich jetzt im Ruhezustand befand. Das brachte ihr das Bild von Felix aus Sergeant Toccos Überwachungskamera in Erinnerung, bleich und schutzlos unter der Dusche, wenige Minuten bevor er starb. Und danach das, was Harrow ihr erzählt hatte. Oh, Morales hat Felix erledigt, das ist schon richtig. Was Sergeant Tocco ebenfalls angenommen hatte, bis er die aufgezeichneten Indizien verglich.
    »Schläfst du schon?«
    »Fast.«
    »Ich muss immer an Felix denken.«
    »Netter kleiner Bursche.«
    »Sie haben herausgefunden, dass Morales ihn nicht umgebracht hat.«
    »Wer hat dir das erzählt?«
    »Sergeant Tocco.«
    »Und du hast ihm geglaubt?«
    »Ja. Er –«
    »Tocco ist ein Trottel«, sagte Harrow. »Und Trottel lügen.« Er klang nicht im mindesten betrunken, nicht auf konventionelle Weise, doch in seiner Stimme lag eine Schärfe, die ihr noch nie aufgefallen war.
    Ivy dachte an Sergeant Toccos Haus mit dem weißen Lattenzaun, ein ordentliches kleines Haus, in dem nur Frau und Kinder fehlten. Sie mochte Sergeant Tocco. »Mich hat er nie angelogen«, beharrte sie.
    »Warum sollte er auch?«
    »Wie meinst du das?«
    »Du bist Zivilistin.«
    »Aber –«
    »Tu mir einen Gefallen«, bat Harrow. »Schlaf jetzt.«
    »Du verstehst nicht«, sagte Ivy. »Er –«
    Harrow setzte sich auf, sehr schnell, drehte sich um, beugte sich über sie. »Kein Wort mehr von Tocco«, zischte er. »Er hat dir die Hucke vollgelogen.«
    »Warum sollte er?«
    »Aus einer Million Gründen, die es nicht mal wert sind, darüber zu reden«, sagte Harrow. »Aber ich kenne die Wahrheit, Ivy. Ich habe die ganze Sache mit angesehen.«
    Ivy: Hatte er sie eigentlich jemals bei ihrem Namen genannt? »Welche ganze Sache?«, fragte sie.
    »Wie es Felix besorgt wurde«, sagte Harrow. »Es war in der Sporthalle, in der kleinen Ecke, wo die Geräte stehen.« Seine Augen schimmerten im Mondlicht. »Ich konnte nichts tun, falls du das denkst«, fuhr er fort. »Solche Dinge gehen schnell.«
    Jene Fotos mit dem Zeitcode: So konnte es nicht passiert sein, in der Sporthalle. Am Wo und Wann gab es nicht den geringsten Zweifel. »In der Sporthalle?«, fragte Ivy.
    »Ja.«
    »Weißt du das sicher?«
    »Was?«
    »Wie Felix starb.«
    »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«
    »In der Sporthalle.«
    »Das habe ich doch gesagt.« Seine Augen strahlten auf sie hinunter. Er streckte die Hand aus. Streichelte sanft ihren Hals. Er senkte die Stimme, doch die Schärfe schwand nicht, wenn überhaupt, nahm sie an Intensität zu. »Irgendein Grund, an mir zu zweifeln?«, fragte er.
    Der Mond sank tiefer, die Höhle wurde dunkler. »Nein«, sagte Ivy.
    »Du zitterst.«
    »Nur wegen der Kälte.«
    »Arme Ivy«, sagte er. »Soll ich dich aufwärmen?«
    Er rollte sich auf sie. Sein Körper war warm, sogar heiß, aber es half nicht. Kurz darauf tat er alles, was er auch vorher schon getan hatte, vielleicht besser: Ihr wurde bewusst, wie viel er bereits über ihre Sexualität gelernt hatte. Doch diesmal blieb die Wirkung aus, eine Entwicklung, die ihm nicht aufzufallen schien.
    Sie lagen nebeneinander auf dem Rücken.
    »Erzähl mir die Geschichte«, bat Ivy.
    »Welche Geschichte?«
    »Wie Felix starb.«
    »Willst du das wirklich hören?«
    »Unbedingt.«
    Langes Schweigen. Dann: »Der Tod des Felix Balaban«, begann Harrow. Er atmete tief ein. »In gewisser Weise war es meine Schuld, was mit Felix passierte. Ich schlug vor, er solle in der Sporthalle trainieren, um kräftiger zu werden. Obwohl ich wusste, dass er zu diesen Typen gehörte, die nie wirklich stark werden, egal, was sie machen. Typen wie Felix bestehen nur aus Gehirn.« Er hielt inne.
    Ivy hatte das seltsame Gefühl, dass er geistig einen Absatz machte.
    »Der Kraftraum in Dannemora ist praktisch leer – die Wachen haben keine Lust mehr, Monster heranzuzüchten. Es gibt dort nur noch diese kleine Ecke mit der

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