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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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Bank, einer Beinpresse und einer verrosteten alten Universalmaschine. Keine Hanteln. Ich war wie üblich dort, um ein paar Körbe zu werfen. Ich konnte Felix gerade noch sehen, der unter der Stange auf der Bank schwitzte. Dann trat Morales ins Bild. Weißt du, dass man daran, wie Leute stehen, eine Menge erkennen kann? So wie Morales dort stand, signalisierte er: Ich bin dran. Und Felix lag dort auf eine Weise, die sagte: noch zwei oder einen noch, oder irgendeine andere vernünftige und vollkommen falsche Antwort, wenn man bedenkt, wie die Dinge zwischen ihm und den Latin Kings standen. Ich drehte mich um, warf den Ball, sah mich um. Morales beugte sich über Felix. Das Messer blitzte auf. Und dann der Schnitt, echt tief, Felix’ Kehle vollkommen ungeschützt, so wie er auf der Bank lag. Das einzige Geräusch war ein leises swisch. Das war mein Ball, der durch das Netz rutschte, was nur zeigt, wie schnell Dinge aus dem Ruder laufen können.«
    Schweigen.
    »Und dann?«
    »Ende.«
    »Aber was geschah dann?«
    »Nichts«, sagte Harrow.
    Nichts passiert nach dem Ende einer Geschichte. »Irgendwas muss doch passiert sein«, beharrte Ivy.
    »Nichts Wichtiges«, sagte Harrow. »Wer immer dabei war, schlich sich davon. Standardverfahren.«

    Sie lagen in der Höhle. Harrows Atemzüge waren erst flach, dann tief und langsam. »Der Tod des Felix Balaban«: ein kleines Juwel, die Charaktere stimmig und absolut glaubwürdig, der Schluss unvermeidlich, die Einzelheiten einfach perfekt. Ein kleines Juwel, aber vom ersten bis zum letzten Wort unecht.
    Dinge, die sich in Ivys Verstand festgesetzt hatten – Hinweise, wenn man sie so nennen wollte –, lösten sich, setzten sich auf der Suche nach einem neuen Muster von selbst in Bewegung. Felix hatte einen Fluchtplan, wollte aber nicht fliehen, sondern die Idee gegen Bewährung oder ein geringeres Strafmaß tauschen. Er hatte Ärger mit den Latin Kings und war zu seinem Schutz in eine Zelle mit Harrow verlegt worden. Jemand – nicht Morales – hatte ihn in den Duschräumen von Block B umgebracht, nicht in der Sporthalle. Und: Früher oder später wäre ich sowieso rausgekommen.
    Eine Bemerkung Harrows, die ihr komisch, stoisch, sogar ritterlich erschienen war; aber angenommen, er hatte den Fluchtplan gekannt. Dann wäre es eine einfache Tatsachenfeststellung gewesen. Und falls Harrow entdeckt hatte, wie Felix den Plan nutzen wollte, für einen Handel, der ihn wertlos machte? Ivys Verstand scheute vor der Schlussfolgerung zurück. Aber warum? Ihr Körper hatte sie schon gezogen.
    Ihr wurde kälter, sie begann wieder zu zittern. Seine Haut hatte sich ein wenig abgekühlt, war aber noch immer warm. »Hast du Felix umgebracht?«, fragte sie.
    Keine Antwort.
    Er war fähig – absolut fähig – in Notwehr oder zu ihrer Verteidigung zu töten, aber den kleinen Felix? »Das kannst du nicht getan haben.«
    Er atmete nur, langsame, tiefe Atemzüge. Sie roch Gin.
    Und falls doch? Entsetzlich, umso mehr, da er unschuldig gewesen war. Ivy ging alles noch einmal durch – alle Spuren – und vergewisserte sich, dass es stimmte, dass das Unschuldiger-Mann-Muster standhielt. Drei maskierte Täter: Mandrell, Lusk, Carter. Nur Mandrell überlebt, bringt das Geld in einem Seesack zum Bootsanleger. Er wird innerhalb weniger Minuten verhaftet, aber das Geld ist verschwunden und mit ihm Betty Ann. Mandrell schwärzt Harrow als den dritten Mann an, wechselt ins Zeugenschutzprogramm, trifft irgendwann unterwegs wieder mit Betty Ann zusammen und erlangt genug von dem Geld zurück, um sich etwas aufzubauen. Hatte sie etwas entdeckt, das die Story unterminierte, das Muster zerstörte? Nein.
    Aber aus irgendeinem Grund kam ihr Verstand immer wieder auf die Weide zurück, im Besonderen auf die Art, wie Harrow sie sorgfältig mit der Taschenlampe untersucht hatte, erst aufhörte, als er das längliche Loch im Stamm entdeckt hatte. Zunächst hatte sie geglaubt, er suchte nach Mandrell, aber das Loch war zu klein für einen Menschen. Etwas an dem Loch amüsierte Harrow: Er hatte gelacht und Dieser Frankie gesagt. Als ob …
    Als ob er etwas herausgefunden hätte. Aber was? Ein Loch in einem Baum, zu klein für einen Menschen – was für eine Bedeutung konnte es haben? Hatte er befürchtet, dass Mandrell dort eine Waffe versteckt hatte? Was hätte das für einen Sinn gehabt? Mandrell hatte eine Waffe bei sich getragen, ebenso wie Vic. Und dann begriff sie mit einem Schlag, es war so simpel wie

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