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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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schlug.
    »Aber die sechzig Millionen Dollar«, sagte Ivy.
    »Was ist damit?«
    »Hat er sie nun gestohlen oder nicht?«
    »Was soll diese Frage?«, sagte Danny. »Nicht gerade dein übliches Niveau, Ivy.«
    Ivy schwieg. Sie hatte das Gefühl, dass sich ihre Beziehung, die noch nicht einmal wirklich begonnen hatte, dem Ende näherte, ohne eines der Zwischenstadien zu durchlaufen; ein Rekord für sie.
    »Sein Tod ist vollkommen sinnlos«, sagte Danny. Seine Stimme klang erstickt.
    »Es tut mir leid«, sagte Ivy. »Ich schätze, du hast ihn ziemlich gut gekannt.«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass es nicht so war.« Danny holte tief Luft. »Er war ein Kunde, das war alles. Eigentlich der von meinem Chef. Ich habe ihn bei Terminen getroffen, und wir sind ein paarmal zusammen weggewesen.«
    »Weggewesen?«
    »Wir haben ihn übers Wochenende auf die Bermudas eingeladen, solche Sachen.«
    »Und dann hast du ihn im Gefängnis besucht?«
    »Er tat mir leid.«
    Ivy dachte daran, wie Morales Felix gezwungen hatte – vielleicht nicht wirklich gezwungen, aber irgendwie hatte er ihn dazu gebracht – zu behaupten, er hätte seinen Abschluss in Harvard gemacht, nicht an der Cornell. Dann wurde ihr bewusst, dass Danny Harvard-Absolvent war, sogar mit Betriebswirtschaftsdiplom. Ihr kam ein unheimlicher Gedanke.
    »Dieser Einfall von Felix«, sagte sie. »Der ihn in solche Schwierigkeiten brachte – hast du ihn dabei beraten?«
    »Mein Chef«, antwortete Danny. »Im Großen und Ganzen.«
    »Bei dieser Derivatgeschichte?«
    »Genau«, bestätigte Danny.
    Eine brillante Idee, die vielleicht drei Menschen auf der Welt verstanden.
    »Erzähl mir davon«, bat Ivy.
    »Von der Idee? Warum?«
    »Ich bin neugierig.«
    »Du weißt, was Schuldverschreibungen sind?«, begann Danny. »Es funktioniert so ähnlich wie eine Kurssicherung –« Und er redete ein oder zwei Minuten in diesem Stil weiter, aber Ivy, die weder Ahnung von Schuldverschreibungen noch von Kurssicherung hatte, hörte gar nicht zu.
    »Wer hatte die Idee denn als Erster?«, fragte sie.
    »Felix, das habe ich dir doch gesagt.«
    »Aber den Keim«, sagte Ivy, »den Samen.«
    Stille. Dann sagte Danny mit kälterer Stimme, als sie für möglich gehalten hätte: »Ich muss auflegen.«
    »Bis dann.«
    »Ja.«

    Am Montag rief Ivy Sergeant Tocco an.
    »Noch immer Kontaktsperre?«, erkundigte sie sich.
    »Nein.«
    »Haben Sie herausgefunden, wer es getan hat?«
    »Nein.«
    »Aber der Kurs findet statt?«
    »Ja.«
    »Willst du dir jede Woche einen Mietwagen nehmen?«, fragte Bruce Verlaine.
    »Von Port Authority soll ein Bus fahren«, erwiderte Ivy.
    »Sicher«, sagte Bruce. »Und wenn der nicht mehr ist, kannst du auf Glasscherben laufen.« Bruce’ Augen, ohnehin schon schmal, wurden noch schmaler, als ein Weinvertreter hereinkam, den er nicht leiden konnte. »Ich mach dir einen Vorschlag, Ivy. Ich verkaufe dir den Saab.«
    Bruce besaß einen alten, vielleicht zwanzig Jahre alten, roten Saab. »Wie viel?«, fragte Ivy.
    »Sagen wir, fünfhundert.«
    Auf Ivys Konto lagen 732 Dollar, plus ungefähr zweihundert in der Kommode neben dem Waschbecken.
    »Wo soll ich ihn unterstellen?«, meinte sie.
    »Ich kenne da jemanden«, sagte Bruce.
    Etwas Derartiges hatte Bruce noch nie getan. Vielleicht spiegelte sich etwas in ihrer Miene, denn er sagte: »Erwähn mich einfach in der Danksagung.«
    »Danksagung?«
    »Von deinem ersten Buch«, erklärte Bruce. »Bei dieser Sache in Dannemora geht es doch darum, Material zu sammeln, oder?«
    Der Weinvertreter trat auf sie zu und entkorkte unterwegs schon eine Magnumflasche Rosé – Bruce verabscheute Rosé –, während sich ein zuversichtliches Lächeln auf seinen Zügen malte.

    Der rote Saab war Ivys zweites Auto. Das erste war ein Honda Civic gewesen, den ihr Vater ihr geschenkt hatte, als sie siebzehn wurde, ein paar Monate nach der Scheidung. Er war noch in jenem Jahr von Cincinnati nach Seattle in ein neues Leben aufgebrochen. Im Jahr danach brachten Ivys Noten, mündliche Prüfungen und Fußball sie nach Williamstown. Bereits in ihrem dritten Studienjahr war ihre Mutter wieder verheiratet, der neue Ehemann ein ehemaliger Präsident der Handelskammer, den Ivy schon nach fünf Minuten persönlicher Bekanntschaft unerträglich fand. Andererseits war ihre Mutter nie glücklicher gewesen. Der Honda Civic war in ihrem Abschlussjahr in Flammen aufgegangen, als sie ihn ihrem Freund für eine Skireise geliehen und er vergessen hatte, den

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