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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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feindselig – nichts Persönliches – einfach nicht freundlich. Vermutlich hatte er Barbra Streisand mit demselben Blick angesehen.
    »Harrow besuchte die Schreibwerkstatt, Felix hat ihn ermutigt, nehme ich an. Viel von dem Geschriebenen, das ich in Dannemora gesehen habe, ist ziemlich gut, aber Harrow hat ein anderes Niveau.«
    »Meinen Sie, ein professionelles Niveau?«
    »Ich bin nicht eigentlich qualifiziert, das zu beurteilen, aber doch, ja«, erwiderte Ivy. »Er könnte großes Talent besitzen.« Der Füller der Assistentin machte leise kratzende Geräusche, wie eine winzige grabende Kreatur. »Meiner Ansicht nach«, fügte Ivy hinzu. »Es brachte mich ins Grübeln.«
    »Worüber?«
    Über ihn. Die Wahrheit, aber sie könnte zu Fehlinterpretationen führen. »Das ist schwer in Worte zu fassen«, sagte sie.
    »Aber ist nicht genau das Ihre Stärke?«, sagte Landau.
    Das saß, trotz seiner sanften Stimme.
    »Die Geschworenen beraten noch, Mr. Landau«, gab Ivy zurück. Sein Blick veränderte sich leicht; war vielleicht nicht weniger unfreundlich, aber aufmerksamer jetzt, als würde endlich etwas Interessantes passieren. »Aber wie wäre es damit?«, sagte Ivy. »Ich wollte herausfinden, woher diese Fähigkeit rührt.«
    »Um das Schreiben und den Mann in Einklang zu bringen?«
    »Ja.«
    »Vollkommen verständlich«, sagte Landau. »Wie sind Sie vorgegangen?«
    »Als Erstes habe ich mir Harrows Kladde angesehen«, sagte Ivy. »Das ist –«
    Er hob die Hand, vertraut mit dem Begriff.
    »Dann habe ich an Orten oben im Staat gestöbert, wo er gewohnt hat und wo das Verbrechen passierte. Die Idee, dass er unschuldig sein könnte, ist mir anfangs gar nicht gekommen. Das war Zufall.«
    »Wie ist die Haltung der Menschen dort oben?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Waren sie kooperativ?«
    »Ja.«
    »Sie haben darauf reagiert – den Mann mit dem Schreiben in Einklang zu bringen?«
    »Nicht ganz«, sagte Ivy. »Irgendwann unterwegs entstand bei mir die Idee, dass man die ganze Story zu einem Roman verarbeiten könnte. Und so habe ich es angefasst.«
    Landau lächelte; ein Lächeln reinen Vergnügens, obgleich Ivy nicht klar war, was er so komisch fand. Und – noch eine Überraschung; das Lächeln erreichte seine Augen, die nicht länger so unfreundlich schauten.
    »Also blieb Ihre Verbindung zur Schreibwerkstatt die ganze Zeit – wie soll ich sagen – im Hintergrund?«
    »Das hätte nur für Verwirrung gesorgt.«
    »In der Tat«, stimmte Landau zu. Er warf einen Blick zum Telefon. »Ich werde mir die Sache ansehen, Miss Seidel.«
    »Wirklich? Also stimmen Sie mir zu?«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Was die Aufzeichnungen angeht?«
    »Ich gebe sie zurück, sobald wir Kopien gemacht haben«, sagte Landau.
    »Aber Sie halten sie auch für wichtig?«
    »Sie hören von mir«, sagte er.
    »Ich meine den Unterschied zwischen –«
    »Bald«, sagte er, während er nach dem Hörer griff.
    »Danke, Mr. Landau«, sagte Ivy, als sie sich erhob. »Vielen Dank. Und was die Bezahlung –«
    Er hob erneut die Hand. Die Assistentin beendete einen Satz und machte einen Punkt.

    Ivy riss eine Doppelschicht ab. Höhepunkte: Erstens, der neue Koch hielt sich zwanzig Minuten. Zweitens, ein Inspektor – der Bruce zufolge einen Tipp vom rachsüchtigen Chen Li bekommen hatte – entdeckte Rattenlosung unter der Kühltheke und forderte kostspielige Änderungen. Drittens beschloss Bruce, dass es sich um eine Verschwörung handelte und begab sich auf die Suche nach dem Verräter. Viertens, er entschied sich für einen Verdächtigen.
    »Ich kenne das Wort nicht, Verräter «, sagte Dragan.
    »Die Ratte, die die Rattenscheiße plaziert hat«, erläuterte Bruce. »Kannst du bilanzieren, wo du heute Morgen zwischen vier und sechs warst?«
    »Bilanzieren?«, fragte Dragan. »Mr. Spiegel?« Seine Sprachkenntnisse ließen ihn mit rasender Geschwindigkeit im Stich.
    »Lass den Steuerberater da raus, Kumpel«, sagte Bruce, der Dragan gegen die Musicbox drängte. »Keine faulen Eier.«
    »Eier?«, fragte Dragan, der wirkte, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. »Aber die stehen doch gar nicht auf der Karte. Wie können diese Ratten –«
    Fünftens, Ivy ging dazwischen.

    Sie kam erst nach zwei nach Hause, schleppte sich die Treppen hoch in ihr Apartment und warf sich aufs Bett. Das Lämpchen am Anrufbeantworter blinkte. Sie drückte auf die Taste. Danny.
    »Hi. Wie klingt ein Wochenende auf den Bermudas? Ruf mich an.« Kurze Pause.

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