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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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Harrow.
    »O nein«, sagte Ivy. »Der Morgen ist noch weit weg.«
    »Erzählen Sie mir, wie es ausgeht«, sagte Harrow.
    »Sicher«, sagte Ivy. »Kann … kann ich Sie anrufen?«
    Harrow lachte, das weiche kurze Lachen. Im Gegensatz zu vielen anderen Arten von Lachen, die es dort draußen gab, hatte dieses nichts Gemeines; zumindest hörte Ivy es so. »Bei der nächsten Stunde reicht völlig«, sagte er.
    »Setzen Sie mir einen Termin?«, fragte Ivy.
    »Warum nicht?«, erwiderte Harrow. »Das muss doch schön sein.«
    »Was?«
    »Termine haben.«
    Wieder Stille. Irgendwo aus dem Hintergrund an seinem Ende hörte man ein schwaches metallisches Klingen.
    »Sie haben Ihr Bett noch nicht zu Ende beschrieben«, sagte Harrow.
    »Ein Doppelbett«, sagte Ivy. »Wie bereits erwähnt.«
    »Beschreiben Sie es.«
    »Das ist mir ein bisschen peinlich.«
    »Ja?«
    »Ich habe dieses Bett, seit ich klein war. Das Kopfende ist mit Spielzeug bemalt – Dreirad, Puppenhaus, roter Leiterwagen, solche Sachen.«
    »Es hat ein Kopfende?«
    »Ja.«
    »Wie sieht Ihr Zimmer aus?«, fragte er.
    »Soll ich das auch beschreiben?«
    »Ja.«
    »Na ja«, sagte sie. »Es ist sehr klein.« Sie zögerte. Ivy wusste, dass sie in diesem Moment dasselbe dachten: Es geht auch noch kleiner.
    »Fahren Sie fort«, drängte er.
    »Ich habe einen Tisch, den ich zum Schreiben und Essen benutze, außerdem eine kleine Arbeitsfläche mit einem Kühlschrank darunter und einem Herd daneben.«
    »Was ist an den Wänden?«, fragte Harrow.
    Ivy war auf den Beinen und besichtigte ihre eigene Wohnung. »Hier drüben hängt in einem Rahmen ein Stück Buntglas vom Flohmarkt. An der Wand sind ein paar Fotos, die ich in New Bedford von Berufsfischern geschossen habe. Und hier hängt eine Kohleskizze, die ein Freund von mir gezeichnet hat.«
    »Ihr Liebhaber?«
    »Ja.«
    »Ist er jetzt bei Ihnen?«
    »Er ist Vergangenheit«, sagte Ivy.
    Schweigen.
    »Sind Sie allein?«
    »Natürlich.«
    Harrow holte tief Luft, als würde er sich entspannen. »Was tragen Sie auf dem Bild?«
    »Es ist vom Hals aufwärts«, erwiderte Ivy.
    Kurzes Schweigen. »Was sehen Sie von Ihrem Fenster aus?«, fragte er.
    »Nicht viel«, sagte Ivy. »Aber vom Dach hat man einen unglaublichen Blick.«
    »Wie kommen Sie dort rauf?«, fragte Harrow.
    Sie schilderte ihm die Prozedur – auf den Tisch stellen, Dachluke, Klappleiter.
    »Haben Sie gerade Lust dazu?«, fragte Harrow.
    Ivy kletterte aufs Dach.
    »Was sehen Sie?«, fragte er.
    »Manhattan.«
    »Weiter.«
    In Wahrheit hatte sich der Dunst den ganzen Tag über verdichtet, und jetzt war es neblig, die vertikalen Lichter waren nur undeutlich zu erkennen, die Türme vage Schatten, die vielleicht nicht dort waren. Fast nichts zu sehen, und die Luft war rauh und ungemütlich. Doch das wollte Ivy nicht weitergeben, deshalb beschrieb sie den Ausblick, wie sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, in jener warmen Septembernacht, ehe Joel nach L.A. ging, die Nacht, in der ihr zum ersten Mal der Gedanke an »Höhlenmann« gekommen war.
    »Die Skyline ist erleuchtet«, sagte sie. »Riesig und gleichzeitig verwundbar, als wäre sie nicht wirklich massiv, falls das Sinn ergibt.«
    Schweigen.
    »Ich höre ein Nebelhorn«, sagte Harrow. »Ist es neblig?«
    »Ein bisschen.«
    Danach sagten beide eine Weile nichts mehr. Zu ihrer Rechten konnte Ivy erkennen, dass auf der Brooklyn Bridge etwas passiert war, blaue Polizeilichter blitzten.
    »Warum haben Sie sich schuldig bekannt?«, fragte sie.
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Harrow.
    »Ich habe Ihre Akte gelesen.«
    Die Telefonverbindung veränderte sich: Unvermittelt klang Harrow weiter entfernt. »Mhm«, sagte er. »So was steht nicht in der Akte, nicht die Antwort des Angeklagten.«
    »Ich habe außerdem ein bisschen herumgeschnüffelt«, bekannte Ivy.
    »Wo?«
    »Oben im Norden. Im Casino und in West Raquette.«
    »Warum?«
    »Schwer zu erklären«, sagte Ivy. »Die Geschichte von dem Eissturm hat mich ins Grübeln gebracht.«
    »Wieso?«
    »Ich habe mich zum Beispiel gefragt, ob Ferdie ein wirklicher Mensch ist«, sagte Ivy. »Wie sich herausstellte, ist er es.«
    Kurze Pause. »Sie haben mit Ferdie Gagnon geredet?«
    »Habe ich.«
    »Dann wissen Sie, dass alles aufgezeichnet worden ist«, sagte Harrow, dessen Stimme immer leiser wurde. »Mir blieb keine Wahl.«
    »Aber ich habe auch das andere Video gesehen«, sagte Ivy, »das Video von Ihnen beim Football.«
    »Football?«
    »Für die West Raquette High an

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