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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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»Ein Freund von mir hat in einem dieser indianischen Läden mal den Jackpot abgeräumt.«
    Mandrells Hände – behaarte Hände, die dunklen Haare kontrastierten mit den Haaren auf seinem Kopf auf eine Weise, bei der Ivy ein bisschen mulmig wurde – umklammerten plötzlich die Armlehnen des Stuhls. »Indianische Läden?«, wiederholte er.
    Das reicht, Ivy. Was wollte sie beweisen? Doch sie konnte nicht aufhören. »Gibt es hier oben bei Ihnen keine?«
    Seine Augen machten wieder dieses Verschleierungsding. »Wovon sprechen Sie?«
    »Von indianischen Casinos«, sagte Ivy. »Direkt hinter der Grenze steht eins, vielleicht eine Stunde von hier.«
    Er wurde blass um die Nase. Er setzte an, etwas zu antworten, schluckte, versuchte es noch einmal. In diesem Moment klopfte es an die Tür. Er und Ivy kontrollierten den Monitor: Draußen stand Vic, der gerade die Hand hob, um erneut zu klopfen.
    »Herein«, rief Frank.
    Vic trat ein, bedachte Ivy mit einem flüchtigen Blick und wandte sich an Frank. »Entschuldige, Jake«, sagte er, »aber Gina ist oben. Sie will mit dir reden.«
    »Hä?«
    »Gina.«
    »Das habe ich beim ersten Mal verstanden«, sagte Mandrell. »Weswegen?«
    Vic senkte die Stimme, in Gegenwart Ivys eine merkwürdig heimlichtuerische Geste. »Ich glaube, das sollte sie dir selbst sagen.«
    Mandrell stand auf. Mit nachdenklichem Blick schaute er auf Ivy hinunter. »Bin sofort wieder da.«
    »Ich leiste ihr so lange Gesellschaft«, sagte Vic.
    »Ja«, meinte Mandrell. »Tu das.«
    Er verließ den Raum. Ivy, die fiebrig über die Implikationen von Gina Mandrells Besuch nachdachte, wäre es beinah entgangen: sein Gang, der Schritt. Ihr wurde schwindlig. Frank Mandrell ging schwerfällig, mit nach außen gedrehten Füßen, im Entengang. Die Fakten des Gold-Dust-Überfalls purzelten an die richtigen Stellen. Wieder einmal änderte die blutige kleine Geschichte ihre Gestalt.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Ivy. »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich habe gefragt, ob ich Ihnen etwas zu trinken holen soll«, wiederholte Vic.
    Gina Mandrell nimmt das Telefon ab. Eine Anruferin fragt nach Frank Mandrell. Jetzt war Gina in der Bar und unterbrach das kleine Gespräch über indianische Casinos. Der daraus resultierende Gedanke war recht simpel, und Mandrell galt als der mit Verstand.
    »Ja bitte«, antwortete Ivy in der Hoffnung, dass Vic den Raum verlassen würde. »Ein Wasser.«
    Vic ging nirgendwohin. Stattdessen öffnete er einen Wandschrank. »Still oder mit Kohlensäure?«
    »Das ist egal.« Ivy beobachtete die Monitore, entdeckte Mandrells blonden Schopf oben an der Bar. Er lauschte einer Frau mittleren Alters mit großen Kreolen in den Ohren. Ivy schob sich in Richtung Tür. »Ich muss nur mal zur Toilette.«
    Vic wies auf eine zweite Tür hinter dem Schreibtisch. »Für Sie«, sagte er, »das Direktionsklo.«
    Einer der Monitore zeigte jetzt Frank Mandrell, der eine Treppe hinunterhastete.
    Ivy betrat das Direktionsklo. Darin war ein Whirlpool, eine Schale mit Kondomen, ein hohes, schmales Fenster über der Toilette, sehr schmal. Ivy stieg hinauf. Ihre Augen befanden sich auf Straßenniveau. Draußen sah sie einen Mülleimer, eine kopfsteingepflasterte Gasse, Licht in einem Gebäude gegenüber. Die Eingangstür zum Büro würde jetzt jeden Moment aufspringen. Ivy sah sich mit wildem Blick um und entdeckte einen versifften Pömpel, der neben der Toilette stand.
    Der Eingang zum Büro sprang krachend auf.
    Ivy schnappte sich den Pömpel und schlug die Scheibe ein. Dann zog sie sich hoch, stieß sich mit den Füßen von der Mauer ab und wand sich durch das Fenster auf die Gasse.
    Hinter ihr wurden Stimmen laut. Ivy rappelte sich hoch und rannte – die Gasse hinunter, um eine Ecke, dann eine zweite. Sie kam auf einem hell erleuchteten Bürgersteig heraus, voller Menschen, die sich am Samstagabend amüsierten. Ein Taxi tauchte auf. Sie hob die Hand. Es hielt.

    In ihrem Hotel in der Altstadt stand ein Obstkorb auf dem Tisch, und auf den Kissen lag Schokolade, aber Danny war mitsamt seinen Sachen verschwunden. Ein Zettel, ohne Anrede und nicht unterschrieben, informierte sie, dass am Flughafen ein Ticket von Montreal nach New York auf sie wartete. Sie ging ins Bad, wusch sich das Blut von den Händen und wickelte ein Handtuch um die Stellen, die noch immer bluteten.

Vierundzwanzig
    M itten in der Nacht wachte Ivy auf, weil etwas Hartes gegen ihr Gesicht drückte. Sie riss den Kopf zurück, schaltete das Licht

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