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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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ein, was Claudette beim letzten Mal zu ihr gesagt hatte. Schreiben Sie einfach, dass ich ihr vergeben habe. Ivy senkte die Stimme. »Was hat Betty Ann dir angetan?«
    Die Härte in Claudettes Blick begann zu weichen. Sie schwieg. Ivy ebenso. Die Härte wich, wich immer weiter, schließlich wurde ihr Blick sanft. »Das ist einfach die menschliche Natur«, sagte Claudette. »Schließlich und endlich sind wir alle nur Tiere. Es gibt nichts zu verzeihen.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Ivy. Aber allmählich dämmerte es ihr. Alles, was sich bewegt. Sie stand vom Tisch auf und setzte sich auf das Sofa. Claudette rutschte ein bisschen zur Seite, damit sie nebeneinander, Arm an Arm, sitzen konnten, das Foto vor sich.
    »Er hat wirklich gut ausgesehen«, meinte Ivy.
    »Wie ein Hollywoodstar – hab ich das schon erwähnt?«, antwortete Claudette. »Außerdem war er ehrgeizig – er wollte die Leiter hoch, das konnte man einfach sehen. Und natürlich war auch sie ehrgeizig, wollte hier raus, so schnell es ging.«
    Ivy betrachtete Mandrells strahlendes Lächeln, Betty Anns nach innen gerichteten Blick, Harrows Glück. »Und dann?«, fragte sie.
    »Dann?«, wiederholte Claudette und warf auf einmal das Foto auf den Tisch, es schlidderte darüber und fiel zu Boden. »Was glaubst du?«
    »Frank und Betty Ann hatten eine Affäre?«, fragte Ivy.
    »Nur ich wusste davon.« Claudette zeigte auf den Flur, der zu ihrem Schlafzimmer führte. »Ich hab sie genau hier dabei erwischt.«
    »Wie lange vor dem Überfall war das?«, fragte Ivy.
    »Sie war immer die Hübsche, weißt du«, erzählte Claudette. »Warum war das nicht genug? Warum musste sie ihn mir wegnehmen?«
    »Er ist es nicht wert, dass du dich darüber aufregst«, meinte Ivy.
    Claudette sah ihr ins Gesicht. »Was weißt du über ihn?«
    »Nur, was ich gehört habe«, sagte Ivy. »Ein Ex-Häftling und Dieb, und dass es sein großer Ehrgeiz war, Striplokale zu besitzen.« Sie stand auf und entfernte sich ein paar Schritte.
    »Was bist du – ein Snob?«, fragte Claudette. »Mit Striplokalen kann man viel Geld machen.«
    »Jerry Redfeather ist erschossen worden«, sagte Ivy.
    »Damit hatte Frank nichts zu tun«, wehrte Claudette ab. »Er war nicht mal dort. Harrow und die anderen haben Mist gebaut.« Sie merkte, dass ihr Bademantel offen stand; diesmal unternahm sie nichts dagegen.
    Ivy wusste, dass sie Claudette eine wichtige Frage gestellt hatte, die bis jetzt unbeantwortet geblieben war, aber ihr fiel nicht mehr ein, was es gewesen war.
    »Das Dope wirkt nicht mehr«, stellte Claudette fest. »Ich wünschte bei Gott, ich hätte noch was.«
    »Für mich war es mehr als genug«, sagte Ivy.
    Claudette begann wieder zu lachen. »Sind alle Schriftsteller so komisch wie du?«
    »Nein«, antwortete Ivy. »Ich bin die komischste Schriftstellerin, die jemals die Löschen-Taste gedrückt hat.«
    Weiteres Gelächter. »Du machst mich fertig«, gluckste Claudette. »Meine Lungen.«
    »Ich werde mich zusammennehmen«, versprach Ivy.
    Claudette kicherte. Unvermittelt fiel Ivy die wichtige Frage wieder ein. Sie stürzte sich darauf, solange sie in Reichweite war.
    »Zwischen dem, äh, Ertappen von Frank und Betty Ann und dem Überfall«, sagte sie.
    »Hä?«
    »Wie viel Zeit lag dazwischen?«
    »Zwei oder drei Tage«, antwortete Claudette.
    »Mehr nicht?«
    »Vielleicht einer.«
    »Einer?«, wiederholte Ivy. »Du meinst doch nicht, am selben Tag?«
    Claudette zuckte die Achseln.
    »Wer weiß noch davon?«
    »Wovon?«
    »Von Frank und Betty Ann.«
    »Keiner, den ich kenne«, erwiderte Claudette. »Hab ich das nicht gesagt? Oder warst du das?«
    »Du hast es niemandem erzählt?«, bohrte Ivy.
    »Wem denn?«
    »Harrow.«
    »Warum sollte ich das tun?« Sie schloss den Bademantel.
    »Er hatte ein Recht, es zu erfahren.«
    »Nicht von mir«, sagte Claudette. »Betty Ann war meine Schwester.« Ihre Stimme brach. Sie holte tief Luft. »Ist. Ich will nicht behaupten, dass ich nicht aufgebracht war. Tatsächlich habe ich die Stadt für einige Wochen verlassen und bin zu einer Freundin nach Massena gefahren.«
    »Heißt das, du warst in der Nacht des Überfalls überhaupt nicht hier?«, fragte Ivy.
    »Ich habe erst in den Nachrichten davon gehört«, antwortete Claudette. »Aber weißt du, woran ich immer denken muss?«
    »Woran?«
    »Während der ganzen Zeit, die Frank und Harrow den Überfall geplant haben, das Ganze, du weißt schon, haben sie ihn betrogen. Ist doch unheimlich, oder?«
    »Ja«,

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