Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
Vom Netzwerk:
bemerkt hatte, dicke Verbände, hier und da rosa gefleckt.
    »Versorgt man Sie anständig?«, fragte sie.
    »Kann nicht klagen.«
    »Was sagt der Arzt?«
    Harrow schloss die Augen. »Er will dieses Thanksgiving versuchen, den Truthahn einzufrieren.«
    »Ich meinte, über Ihren Zustand«, sagte Ivy.
    Harrow leckte sich die Lippen. Seine Zungenspitze war nicht mehr so weiß, sah aber nach wie vor nicht normal aus.
    »Ich hole noch Wasser«, sagte Ivy. Sie ging zur Tür.
    Hinter ihr redete Harrow. »Bier wäre schöner.«
    Sie drehte sich zu ihm um.
    Jetzt waren seine Augen geöffnet, und auf seinem Gesicht lag ein dünnes Lächeln.
    »Ist das gestattet?«, fragte sie.
    Er schloss die Augen, und sein Lächeln schwand, als würde beides mit demselben Schalter betätigt. Ivy ging hinaus, um Taneesha zu fragen, ob eine kleine Dose Bier im Bereich des Möglichen lag. Taneesha, nach wie vor auf ihrem Stuhl, nach wie vor gegen die Wand gekippt, schlief fest, mit offenem Mund. Ivy füllte den Becher am Trinkbrunnen auf und kehrte zum Krankenbett zurück. Diesmal ließ Harrow zu, dass sie den Becher für ihn hielt.
    Er trank alles aus, dann stieß er einen Seufzer aus, der seinen gesamten Körper erschütterte. »Ich hatte Durst und habe es nicht mal gewusst«, sagte er. Er betrachtete sie.
    »Möchten Sie mehr?«
    »Mehr«, wiederholte er. »Ja.«
    Sie holte mehr. Taneesha schnarchte sanft.

    Harrow trank. Er begann besser auszusehen, noch ehe er den Becher ganz geleert hatte. Sein Gesicht nahm wieder eine normale Farbe an, die Blässe verlor sich, als würde eine Art Flut in ihm steigen.
    »Wie werden Sie behandelt?«, fragte Ivy.
    »In diesem Moment?«, sagte er, die Stimme noch immer heiser, aber nicht mehr kratzig. »Erstklassig.«
    »Ich meinte die Ärzte.«
    »Kann nicht klagen.«
    »Was ist mit der Infektion?«
    Er warf einen kurzen Blick auf den Infusionsbeutel.
    »Was sagen die Ärzte?«, fragte Ivy.
    »Nicht viel.«
    »Was ist das für eine Infektion?«
    »Ich glaube, im Blut«, antwortete Harrow. »Ich war eine Weile nicht ganz da.« Er sah sie an, seine Augen wirkten nicht mehr ganz so matt. »Holen Sie sich einen Stuhl.«
    Ivy zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ans Bett.
    »Hungrig?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete er und klang ein wenig überrascht.
    »Ich habe eine Banane«, sagte Ivy. Sie nahm sie aus der Mappe, eine schimmernde, tiefgelbe Banane; sie schien beinah zu leuchten. Ivy schälte sie halb und hielt sie ihm an den Mund. Er biss ab.
    »Ah«, sagte er.
    Ivy fütterte ihn mit der restlichen Banane. Er kaute langsam und gründlich, als würde er eine Delikatesse genießen.
    »Danke«, sagte er.
    »Gern geschehen.«
    Er betrachtete sie. Durch die Tür drangen leise Schnarchgeräusche.
    Harrows Blick wanderte zu der Mappe auf ihrem Schoß. »Ich habe nie erfahren, was Sie in der letzten Stunde geschrieben haben.«
    Ivy langte in die Mappe, fand die Seite. Sie las lautlos.
    Wo wurde die Aufnahme gemacht – von Ihnen, Betty Ann, Claudette, Frank Mandrell? Claudette hat sie mir gezeigt. Wussten Sie, dass sie in der Ransom Road wohnt?
    Ivy blickte auf. Sein Blick ruhte auf ihr; fast wieder normal, das dunkle Braun so intensiv. Ihr Werk selbst schien überholt – sie wusste mittlerweile so viel mehr. Nicht nur das: Sie hatte das betreffende Foto. Ivy zog es aus der Mappe und hielt es so, dass Harrow es sehen konnte.
    »Darüber habe ich geschrieben«, sagte sie.
    Harrow starrte auf das Foto, sein Blick wanderte langsam über die Gesichter. Ivy beugte sich zu ihm, ihr Mund dicht an seinem Ohr.
    »Ich weiß, dass Sie unschuldig sind«, flüsterte sie. »Nichts, was Sie sagen, wird meine Meinung ändern. Nichts.«
    Ihre Blicke trafen sich. In seinem erkannte sie etwas Neues – vielleicht nicht neu, doch jetzt unverhüllt – etwas, das sie dazu brachte oder verleitete oder nötigte, seinen Körper zu mustern, jenseits seiner nackten Brust, dort, wo er vom Laken bedeckt wurde. Das Laken erhob sich wie ein Zelt über seinen Leisten.
    Ivy griff nach unten, zog das Laken weg, befreite ihn. Irgendeine Macht übernahm das Kommando, eine vollkommen selbstsichere Macht, unmöglich aufzuhalten, als wäre die unmittelbare Zukunft bereits geschehen. An diesem Tag trug Ivy einen Rock, nicht ganz knielang, nicht eng. Er ließ sich einfach hochstreifen. Sie streifte ihn hoch, kletterte aufs Bett und setzte sich rittlings auf ihn. Er drückte sich gegen sie. Sie griff nach unten, zerrte den Schritt ihres

Weitere Kostenlose Bücher