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Germania: Roman (German Edition)

Germania: Roman (German Edition)

Titel: Germania: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Gilbers
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Sicherheitsdienst berichtet hatte, leuchtete ihr Gesicht geradezu vor Aufregung. Psychologie war Hildes Steckenpferd, insbesondere die Erforschung des kriminellen Verstandes. Oppenheimer hatte schon vermutet, dass sie an dem Fall interessiert sein würde. Doch momentan nahm eine andere Frage ihre Aufmerksamkeit in Anspruch.
    »Also, ich fress ’nen Besen«, sagte Hilde. »Warum, zum Teufel, muss ausgerechnet die SS diesen Mordfall aufklären?«
    »Es kann nur bedeuten, dass diese Angelegenheit für die Partei sehr wichtig ist. Aber was genau dahintersteckt, keine Ahnung. Sie haben nichts rausgerückt.«
    »Tja, was kann eine getötete Frau nur mit der Sicherheit des Staates zu tun haben?«
    Die nächsten Minuten saßen sie schweigend da und überlegten. Als Oppenheimer den Rauch der zweiten Zigarette durch das Mundstück aus Meerschaum sog, fiel ihm auf, wie Hilde gierig den blauen Dunst einatmete.
    »Sag mal, willst du dir nicht auch eine gönnen?«, fragte er.
    »Nee, lass mal. Zu kostbar. Hast du eine Ahnung, was sich am Schwarzmarkt für einen Glimmstengel so alles organisieren lässt? Ist besser als jedes Papiergeld. Da lebe ich lieber abstinent.«
    »Jetzt machst du mir glatt ein schlechtes Gewissen.«
    »Ach, ich habe noch genügend in Reserve. Also, Richard, ich weiß nicht, ob das klug ist.«
    »Was meinst du?«
    »Na ja, diese Idee, jetzt abzutauchen. Ich kann Lisa zwar verstehen, doch so, wie es aussieht, ist die SS bereits auf dich aufmerksam geworden. Wenn du jetzt einfach verschwindest, sind sie sofort alarmiert. Die haben sicher schon spitzgekriegt, wo du arbeitest.«
    Der Führer oder die deutsche Volksgemeinschaft oder wer auch immer hatte beschlossen, dass selbst ein Jude wie Richard Oppenheimer die Kriegswirtschaft zu unterstützen hatte. Demzufolge musste auch er seit einigen Monaten in einem kleinen Betrieb als Maschinenputzer schuften.
    »Vielleicht kommen sie ja nicht mehr und lassen mich in Ruhe«, wandte Oppenheimer ein.
    »Dann gäbe es auch keinen Grund, abzutauchen.«
    »Wir drehen uns im Kreis.« Er stöhnte. »Ich nehme an, du hast noch deine Kontakte?«
    »Im Zweifelsfall bringe ich dich schon irgendwo unter, da gibt es sicher Möglichkeiten. Es ist nicht einfach, aber vielleicht verpassen wir dir am besten gleich eine neue Identität. Weißt du, bei den ganzen Ausbombungen müssen eine Menge neuer Personalausweise ausgestellt werden. Es ist den Ämtern schon lange nicht mehr möglich, alle Angaben zu kontrollieren. Wir müssten erst einmal bei einem Bezirksamt eine Ausbombung bescheinigen lassen. Mit etwas Glück springt für dich dabei sogar ein arischer Lebensmittelkartenersatz für einen Monat heraus. Wenn es gelingt, dich irgendwo bei den An- und Abmeldungen einzuschmuggeln, besteht sogar die Möglichkeit, dass du mit einem fingierten Namen zu vollgültiger Bürgerschaft kommst. Solange sie dich nicht gerade mit heruntergelassenen Hosen erwischen, werden sie nichts merken.«
    »Und wenn es nicht funktioniert?«
    »Dann wird dir nichts anderes übrigbleiben, als dich bei Privatleuten zu verstecken und keinen Mucks von dir zu geben. Und deine Unterkunft musst du dann auch ständig wechseln. Du wirst die ganze Zeit auf der Flucht sein. Ich hoffe, dass dir das klar ist.«
    »Ich fürchte, ich habe keine andere Wahl«, entgegnete Oppenheimer trübsinnig.
    Hilde überlegte kurz. »Also schön. Wir machen es folgendermaßen: Schlaf noch einmal über die Sache, während ich alles in Gang bringe. Abblasen können wir die Sache dann immer noch. In der Zwischenzeit musst du dich vorbereiten.«
    »Die paar Sachen, die ich habe, sind bereits gepackt.«
    »Wie sieht es bei der Arbeit aus?«
    »Zwei Tage kann ich ohne ärztliches Attest schwänzen. Wenn es länger dauert, brauche ich eines von einem Vertrauensarzt.«
    Hilde erwog die Optionen. »Hm, mit welchen Kollegen hast du einen engen Kontakt?«
    »Da ist erst einmal Arnold. Ich hab dir schon mal von ihm erzählt, der Jude, mit dem ich zusammen die Maschinen putzen muss und der wie Siegfried höchstpersönlich aussieht. Und dann gibt es noch Ludovic. Er kommt immer, um mit uns zu reden, obwohl er es eigentlich nicht darf.«
    »Ein Franzose?«
    »Ja. Leider spricht er genauso schlecht Deutsch wie ich Französisch. Er ist ein junger Kerl aus Avignon, so viel hab ich herausbekommen. Ist dort zum Arbeitseinsatz eingezogen worden.«
    »Ah, haben sie ihn nach Berlin gekarrt. Na bravo.« Hilde schüttelte kurz den Kopf. »Also gut. Dann spiele

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