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Germania: Roman (German Edition)

Germania: Roman (German Edition)

Titel: Germania: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Gilbers
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Details dekadenter und abartiger Sexualpraktiken vor dem geneigten Leser auszubreiten, so dass man die Artikel häufig von Pornographie aus der untersten Schublade kaum unterscheiden konnte.
    Der Angriff hob sich von den anderen Blättern kaum ab, weder in der politischen Ausrichtung noch im Ton. Der Umstand, der diese Zeitschrift zu etwas Besonderem machte, war vielmehr, dass Joseph Goebbels höchstselbst sie gegründet hatte und immer noch als Herausgeber fungierte.
    Offiziell war Der Angriff die Berliner Gauzeitung der NSDAP und stand damit in direkter Konkurrenz zum Völkischen Beobachter. Goebbels hatte sie im Vorfeld der Machtergreifung dazu genutzt, um seinen Einfluss zu vergrößern und um ungehindert Hetzjagd auf politische Widersacher machen zu können. Andere Parteifunktionäre hatten in der Anfangsphase der NSDAP dieselbe Idee gehabt und eigene Hofzeitungen gegründet, um ihren Einfluss im Gerangel um die Pfründe der Partei zu stärken. Während diesem Wildwuchs von Hitler bald der Riegel vorgeschoben wurde, durfte Der Angriff, Goebbels’ eigene Hauspostille, auch weiterhin erscheinen und hatte sich in der Reichshauptstadt in den letzten Jahren sogar zu einer der wichtigsten Tageszeitungen gemausert.
    Ursprünglich war die Redaktion praktischerweise in der NSDAP-Gaugeschäftstelle Berlin in der Hedemannstraße 10 ansässig. Doch seit den Anfängen hatte man die Berichterstattung deutlich ausgeweitet, so dass die Redaktion von Der Angriff weitaus komfortablere Räume benötigte und mittlerweile in die Zimmerstraße 68–91 umgezogen war. Pikanterweise teilte sich die Redaktion von Goebbels’ Der Angriff das vierstöckige Gebäude mit der Redaktion des Konkurrenzblattes Völkischer Beobachter, dessen Name auch in riesigen Buchstaben, zusammen mit einem stilisierten Reichsadler, auf der rotbeflaggten Fassade prangte.
    Oppenheimer folgte Vogler durch die Redaktionsräume. Sie hatten sich zunächst verlaufen, doch sobald klargestellt war, dass sie die Redaktion von Der Angriff suchten, wies ihnen eine Sekretärin den richtigen Weg. Sie mussten unzählige Schreibtische passieren, bis sie zum Schriftleiter kamen, der die Leserbriefe betreute. Er verschwendete keine Zeit und übergab Vogler sogleich ein Papier. »Das hier lag heute Morgen im Briefkasten.«
    Oppenheimer trat an Vogler heran, um ebenfalls einen Blick auf das Schreiben werfen zu können. Er erkannte, dass der Brief mit der Schreibmaschine getippt war. Während Vogler aufmerksam las, wandte sich Oppenheimer an den Schriftleiter. »Hat den Brief sonst noch jemand zu Gesicht bekommen?«
    »Nein, ich habe ihn selber geöffnet und sofort die Gestapo verständigt. Das ist bei uns so üblich. Wir stehen ständig in Kontakt mit den Sicherheitsbehörden und wissen, wie sensibel vertrauliche Informationen sein können. Wenn Sie sich zurückziehen möchten, dort drüben ist ein leeres Büro mit Telefonanschluss.«
    Sobald sich die Bürotür hinter ihnen geschlossen hatte, übergab Vogler das Schreiben an Oppenheimer. Der Kopf des Hauptsturmführers war gerötet, die Lippen zusammengepresst. »Dieser Bastard treibt ein Spielchen mit uns«, knurrte er.
    Oppenheimer setzte sich auf den erstbesten Stuhl und las.
Ich hab wieder eine hure kaputt gemacht. Sie solln uns nicht ansteken. Die tragen krankheiten in ihren Votzen. Damit sie jeder kriegt. An der Polizei meine Briefe wurden nicht gelesen. Drum schreib ich jetzt, zu Ihnen. Die sollen wissen was ich tu warum ich was tu. Die Dirnen sind gefärlich. Viel noch als die Juden und die Bolschehwisten zusammen. Sie habn unsre Heimat unterwandert. Sie verschmutzen unser Bluht rauben uns unsre Lebenskraft. Jemand muß es die Leute sagen. Die Hure die ich in Schöneweide, hab liegenlassen ist nicht die letzte. Warum siet der Führer zu, daß in den Puffs vom Lebensborn die gesammte SS veseucht wird? Unsre Bewegung, hat eine falsche richtung genommen. Kaum wer siet es. Ich muss es ebn tun wenn niemand was gegen die Huren tut. Wir müssen sie ausmärzen. Nur Tot werden sie reinn. Warum macht die Partei nichts gegen diese Volksschädlinge? Sehr Geehrter Herr ich hoffe daß Sie davon berichten daß mich noch mer Volksgenossen unterstützen. Halten Sie sich bereit, bald komt die nächste Votze dran.
Heil Hitler!
    Oppenheimer lehnte sich zurück und kniff die Augen zu. Der letzte Satz verhieß nichts Gutes. Dieser Wahnsinnige hatte eine neue Tat angekündigt.
    Auch Vogler starrte grimmig vor sich hin. Oppenheimer steckte

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