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Germinal

Germinal

Titel: Germinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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machten ihre Späße über die Szene und stellten sich in einem weiten Kreise auf. Welchen Wohlgeruch fand er denn an ihm? Doch unbekümmert um die Späße wurde Bataille immer lebhafter. Er fand an dem Genossen ohne Zweifel den Wohlgeruch der freien Luft, den längst vergessenen Geruch des von der Sonne beschienenen Grases. Plötzlich brach er in ein lautes Gewieher aus, in einen Freudenruf, in den sich etwas wie ein zärtliches Schluchzen mengte. Das war der Willkommgruß, die Freude über die alten Dinge, von denen ihm jetzt ein Hauch zukam, zugleich die Trauer über diesen neuen Gefangenen, der nicht mehr lebend an die Erdoberfläche gelangen sollte.
    »Der Schlingel Bataille!« riefen jetzt die Arbeiter, erheitert durch dieses Treiben ihres Lieblings. »Seht, wie er mit dem Kameraden plaudert.«
    Trompete war mittlerweile seiner Fesseln entledigt worden, rührte sich, aber noch immer nicht. Das Pferd blieb auf der Seite liegen, als fühle es sich noch immer im Netz gefangen; es war gleichsam durch die Furcht gelähmt. Endlich brachte man es mit einem Peitschenhieb auf die Beine; betäubt und an allen Gliedern zitternd, stand es jetzt da. Vater Mouquette führte die beiden Tiere weg, die sogleich Freundschaft miteinander schlossen.
    »Kommen wir endlich an die Reihe?« fragte Maheu.
    Man mußte die Förderschalen freimachen; aber es fehlten noch zehn Minuten an der zum Aufstieg festgesetzten Stunde. Allmählich leerten sich die Werkplätze; die Grubenarbeiter kamen aus allen Galerien herbei. Es hatten sich schon etwa fünfzig versammelt, durchnäßt, fröstelnd in dem Luftzuge, der von allen Seiten kam. Pierron mit dem sanften Gesichte ohrfeigte seine Tochter Lydia, weil sie zu früh den Schlag verlassen hatte. Zacharias kneipte heimlich die Mouquette, um sich ein wenig zu erwärmen. Doch die Unzufriedenheit unter den Arbeitern wurde immer größer; Chaval und Levaque erzählten von der Drohung des Ingenieurs, daß der Preis des Karrens herabgesetzt, die Verholzung besonders bezahlt werden solle. Dieses Vorhaben wurde mit allgemeinen Entrüstungsrufen aufgenommen; ein Aufruhr gärte in diesem engen Winkel, sechshundert Meter unter der Erde. Bald wurden die Stimmen laut; die von der Kohle geschwärzten und vom Warten in dem Luftzug erstarrten Männer beschuldigten die Gesellschaft, daß sie die eine Hälfte der Arbeiter in den Gruben töte, während sie die andere Hälfte Hungers sterben lasse. Etienne hörte es fröstelnd mit an.
    »Rasch, sputet euch!« rief der Aufseher Richomme den Verladern zu.
    Er beschleunigte die Vorbereitungen für den Aufzug; er wollte nicht hart sein und tat daher, als höre er nicht. Indes nahm das Murren dermaßen zu, daß er genötigt war, sich einzumengen. Hinter ihm rief man, daß es nicht immer so bleiben dürfe und daß eines Tages »die Bude in die Luft fliegen werde«.
    »Du bist besonnen, heiße sie schweigen«, sagte er zu Maheu. »Wenn man nicht der Stärkere ist, muß man der Klügere sein.«
    Doch Maheu, der sich beruhigt hatte, und den das Gerede ringsumher zu beängstigen begann, hatte es nicht mehr nötig sich einzumengen. Plötzlich verstummten alle Stimmen; Negrel und Dansaert kehrten von ihrem Besichtigungsgange zurück und kamen aus einer Galerie, beide mit Schweiß bedeckt. Die Gewohnheit der Disziplin nötigte die Leute, sich in Reih und Glied zu stellen, während der Ingenieur schweigend durch die Gruppe schritt. Er setzte sich in einen Karren, der Oberaufseher in einen andern; man zog fünfmal an der Signalleine -- um die schwere Ladung hinaufzuschaffen, wie man von den Vorgesetzten sagte -- und die Schale flog inmitten einer dumpfen Stille in die Höhe.
     

Sechstes Kapitel
    In der Schale, die ihn -- mit vier anderen zusammengepfercht -- in die Höhe führte, beschloß Etienne, seine Hungerwanderung auf den Landstraßen wieder aufzunehmen. Besser sogleich zu verrecken, als wieder in diese Hölle hinabzusteigen, wo man nicht einmal sein Brot erwerben konnte. Katharina war über ihm eingestiegen und saß nicht mehr knapp an seiner Seite mit der wohltuenden Wärme ihres Körpers. Er hielt es für besser, nicht mehr an Torheiten zu denken und seiner Wege zu gehen. Er hatte mehr gelernt als diese Herde und fühlte nicht ihre Entsagung in sich; schließlich werde er einen Vorgesetzten erdrosseln. Plötzlich war er wie geblendet. Der Aufstieg war so schnell vor sich gegangen, daß die Tageshelle, deren er sich schon entwöhnt hatte, ihn nötigte, die Augen zu

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