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Germinal

Germinal

Titel: Germinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Schutthaufen beisammen, denn sie hatte schon den freien, wiegenden Gang der Dirnen. Er schmollte ganz grundlos mit ihr, als habe sie ihn betrogen. Sie aber wandte sich jede Minute nach ihm um, machte ihn auf ein Hindernis aufmerksam, schien ihn gleichsam aufzufordern, freundlich zu sein. Man war so allein und hätte so gemütlich schäkern können. Endlich erreichten sie die Abfuhrgalerie; für ihn war dies eine Erleichterung inmitten der Unbestimmtheit, die ihn quälte; während sie ein letztes Mal einen traurigen Blick auf ihn richtete, als bedauere sie ein Glück, das sie sich habe entgehen lassen und das sie nicht wiederfinden würden.
    Rings um sie her herrschte jetzt ein geräuschvolles unterirdisches Leben, ein ewiges Kommen und Gehen der Aufseher und der Züge, welch letztere von den Pferden im Trabe fortgeschleppt wurden. Man sah unaufhörlich Lampen in der Grubennacht funkeln. Katharina und ihr Begleiter mußten sich an die Felswand drücken und den Weg freilassen für die Schatten der Menschen und Tiere, deren Hauch ihr Gesicht streifte. Johannes, der mit nackten Füßen hinter seinem Kohlenzuge einherlief, schrie ihnen eine Bosheit zu, die sie in dem Lärm der rollenden Räder nicht hörten. Sie gingen immer weiter; sie schwieg jetzt still, er aber erkannte die Gassen und Kreuzwege nicht wieder, die er am Morgen gesehen, und bildete sich, ein, daß sie ihn hier unter der Erde immer mehr irreführen wolle. Am meisten litt er durch die Kälte, eine immer mehr zunehmende Kälte, die ihn ergriffen, als er vom Schlage heruntergestiegen, und die ihn immer heftiger schüttelte, je mehr er sich dem Aufzugsschachte näherte. Zwischen den geraden Wandungen wurde die Luftsäule wieder zum Sturme. Er verzweifelte schon, daß sie jemals ans Ziel kommen würden, als sie sich plötzlich in dem Aufzugssaale befanden.
    Chaval warf ihnen mit argwöhnisch verzogenem Munde einen hämischen Blick zu. Auch die anderen standen schweißtriefend in dem eisigen Luftzuge, stumm wie sie, dumpfe Zornesworte hinunterwürgend. Sie kamen zu früh, und man wollte sie erst nach einer halben Stunde hinaufbefördern, um so mehr als man allerlei verwickelte Zurüstungen zu machen hatte, um ein Pferd hinabzulassen. Die Verlader stellten noch Kohlenhunde mit betäubendem Geräusch von klirrendem Eisen ein; die Schalen flogen empor und verschwanden in dem Platzregen, der aus dem finsteren Loche niederfiel. Aus der zehn Meter tiefen Grube, die dieses Wasser auffing, kam ein schlammigfeuchter Geruch herauf. Männer hatten fortwährend um den Aufzugsschacht zu schaffen, zogen an den Signalleinen und drückten die Hebel inmitten des Wasserstaubes nieder, der ihre Kleider durchnäßte. Die rötliche Helle der drei frei brennenden Lampen, die große, schwankende Schatten warf, verlieh diesem unterirdischen Saale das Aussehen einer Verbrecherhöhle, einer Banditenschmiede in der unmittelbaren Nachbarschaft eines reißenden Wassers.
    Maheu wagte einen letzten Versuch und näherte sich Pierron, der seinen Dienst beim Förderschacht um sechs Uhr angetreten hatte.
    »Höre, du könntest uns hinauflassen.«
    Doch der Verlader, ein hübscher Mann mit kräftigen Gliedern und sanftem Antlitz, weigerte sich und machte eine Bewegung des Schreckens.
    »Unmöglich; wende dich an den Aufseher ... Ich würde bestraft.«
    Wieder brummten die Grubenleute Worte des Unmutes vor sich hin. Katharina neigte sich zum Ohr Etiennes und sagte:
    »Komm den Stall besichtigen; dort ist's gut!«
    Sie mußten sich unbemerkt davonschleichen; denn es war verboten, in den Stall zu gehen. Dieser lag links am Ende einer kurzen Galerie. Der Stall, fünfundzwanzig Meter lang und vier Meter hoch, war in den Felsen gebrochen und mit Ziegeln gewölbt; zwanzig Pferde hatten darin Platz. In der Tat ließ es sich gut darin sein; es herrschte da die Wärme lebender Tiere und der angenehme Geruch einer reinlich gehaltenen frischen Streu. Die einzige Laterne verbreitete in dem Raume das gedämpfte Licht einer Nachtlampe. Die zur Rast eingestellten Pferde wandten den Kopf mit ihren großen, harmlosen Augen und machten sich dann wieder an ihren Hafer ohne Eile als wohlgenährte, gesunde, von jedermann geliebte Arbeiter.
    Doch als Katharina laut die Namen las, die auf Zinkplatten oberhalb der Raufen angebracht waren, stieß sie einen leisen Schrei aus: eine Gestalt hatte sich plötzlich vor ihr aufgerichtet. Es war die Mouquette, die sich betroffen von der Streu erhob, wo sie geschlafen hatte. Wenn

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