Gern hab ich Sie bedient: Aufzeichnungen des Oberkellners im Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg (German Edition)
von Fritz J. Raddatz war übrigens eine meiner letzten »Amtshandlungen« im Hotel Vier Jahreszeiten. Auch etwas, was uns verbindet.
Nina Grunenberg und Reimar Lüst – Charme und Stil
Reimar Lüst, Professor an der Universität Hamburg und ehemaliger Präsident der Max-Planck-Gesellschaft sowie der Alexander von Humboldt-Stiftung, verheiratet mit der Journalistin Nina Grunenberg, ist einer der Gäste, die ich im Besonderen schätzte. Ein wirklich »großer« Mann, eine Persönlichkeit und ganz bescheiden. Seine Frau: stets offenes, herzliches, aus ganzer Seele kommendes Lächeln. Wenn sie spricht, dann ruhig und mit Bedacht. Wohltuend. Ein ähnlicher Charakter wie ihr Mann, beide aus edlem Holz geschnitzt, besser gesagt gedrechselt. Diese feinen Menschen bekamen zu bestimmten Jubiläen immer eine Grußkarte von mir, wofür sie sich mit herzerwärmenden Worten bedankten: »Allein, dass Sie daran gedacht haben, hat uns schon sehr berührt.«
Professor Reimar Lüst war Mitglied im Rotary Club, der seine wöchentlichen Meetings im Hotel Vier Jahreszeiten abhielt. Bei fast jedem Besuch im Club kam er auf einen Sprung in den Grill, um mir Guten Tag zu sagen. Das hat Stil, das erfreut das Gemüt.
Seine unglaublich charmante Frau – oh, wie gerne mochte ich sie! – überreichte mir einmal ein von ihr selbst verfasstes Buch (sie war lange im Zeitverlag tätig), mit den Worten: »Darf ich Ihnen dieses Buch schenken, damit Sie nicht immer die von Fritz lesen müssen?« Sie meinte natürlich ihren ehemaligen Kollegen Raddatz.
Tief in der dunkelsten Kammer unseres Herzens verborgen, steckt in uns allen ein gesundes Virus der Eitelkeit. Ein nicht zu unterschätzender Beitrag zur Ergänzung und Vervollkommnung der eigenen Persönlichkeit.
Christian Pfannenschmidt und mein Gastspiel beim Fernsehen
Der oben bereits erwähnte Drehbuchschreiber und Romancier Christian Pfannenschmidt ist ein Connaisseur, ein Kenner und Liebhaber guten Essens und gepflegter Atmosphäre. Und so hatte ich oft die Gelegenheit, ihn zusammen mit Freunden oder mit seiner zauberhaften Mutter im Grill verwöhnen zu dürfen. Wenn etwas mal nicht seinen Vorstellungen entsprach, tat er mir das immer in sehr humorvoller Weise kund. Wenn er zum Beispiel konstatierte: »Heute ist wieder ›Jugend forscht‹ angesagt«, wusste ich, zu viele Lehrlinge machen zu viel Unsinn. Das konnte sich aber auch auf die Qualität der Speisen beziehen. Nach dem Essen einer Suppe sagte er, ganz leise: »Der Koch ist wohl verliebt«, womit er andeuten wollte, dass die Suppe versalzen war. Worauf ich ihm erwiderte: »Wenn ich mir den Koch genau ansehe, kann ich mir das kaum vorstellen – in wen ?«
Derlei Späßchen und Wortspiele liebte Christian Pfannenschmidt. Als er gerade an seinem Roman Die Albertis arbeitete, informierte er mich zwischen Vorspeise und Suppe, dass er mich in meiner Funktion als Oberkellner auf ein paar Seiten in sein Werk »hineingeschrieben« habe. Ob ich denn damit einverstanden sei? Selbstverständlich. Ich hätte mich selbst dann gefreut, wenn er mich als Garderobier »verewigt« hätte. – Na ja, Garderobier vielleicht doch nicht. Eigentlich, sagte er mir später, habe er die Figur extra für mich erfunden. Das fand ich sehr ehrend. Hat mich gefreut.
Später wurde nach dem Buch Die Albertis die gleichnamige dreizehnteilige Fernsehserie produziert. Christian Pfannenschmidt bat mich, meine Rolle auch selbst zu spielen. Dieses Gastspiel – in meinem Fall ein etwas seltsamer Begriff, ich spielte natürlich einen Oberkellner – machte mir großen Spaß. Leider wurde die Serie nach einigen Folgen abgesetzt. Weiß der Teufel, warum. Es war alles so vielversprechend. Ich war in der zweiten Folge dabei, also bin ich immerhin über den Äther gegangen. Habe auch nicht umsonst gespielt und gute Gage bekommen (und sie auch versteuert).
Alfons Haider – Dessert nur wienerisch
Der junge (oder jung gebliebene), erfrischend unprätentiöse Wiener Schauspieler, Seriendarsteller und Conférencier des Wiener Opernballs, Alfons Haider, der auch Schneid und Rückgrat genug hat, in seiner Show »Dancing Stars« mit einem Mann zu tanzen, logiert, wenn er in Hamburg verweilt, immer im Hotel Atlantik oder in irgendeinem modernen Designer-Hotel. Zum Dinner geht er am liebsten mit sehr schicken jungen Männern oder auch mit eleganten Damen aus der Wiener High Society in angesagte New-Wave-Restaurants, zum Beispiel zu Hensler & Hensler oder in das wunderschöne »San
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