Gerris Freunde als Detektive
Diese trübe Tasse! Dann eben Bernhard; der machte immer alles mit.
Gerri setzte erneut seine Schleuder in Tätigkeit in Richtung auf Bernhards Fenster. Klick, klick, machten die kleinen Kieselsteine.
Endlich steckte Bernhard schlaftrunken seinen Kopf heraus. „Was ist denn?“
Da rief Gerri hinauf: „Wenn du mein Freund bist, kommst du jetzt ‘runter.“
Der arme Bernhard jedoch, herausgerissen aus tiefstem Schlaf, stotterte: „Ja, aber... der Dampfer!“
„Waas?“ fragte Gerri. „Was denn für ein Dampfer?’*
„Ooch“, machte Bernhard und reckte sich, „ich hab’ gerade so interessant geträumt. Von einem Überseedampfer. — Mensch, laß mich in Ruh’, ich will weiterträumen!“ Und er machte es genauso wie Max, schüttelte sich fröstelnd, schloß das Fenster und verschwand.
Gerri aber stand wie angewurzelt. Was hatte Bernhard gesagt? „Ich hab’ gerade geträumt.“ Ans Träumen hatte Gerri schon lange nicht mehr gedacht. — Seine Träume! Die waren ja auch weg. Mit dem Schlaf waren auch seine Träume weg.
Und plötzlich wußte Gerri, daß alles ganz falsch war, daß er sich auf einen bösen Handel eingelassen hatte und daß er betrogen worden war.
„Mein Schlaf, meine Träume“, sagte er leise. — „Ich will sie wiederhaben.“
Das Geständnis
Die Mutter hatte natürlich bemerkt, daß mit Gerri etwas vor sich ging. Sie hatte nach dem Grund seiner Verstimmung geforscht, aber Gerri war störrisch und abweisend gewesen. Sie konnte nichts aus ihm herausbringen.
Da nahm sie sich ihren älteren Sohn Martin vor: „Sag mal, Martin, was ist eigentlich mit Gerri los?“
Aber Martin wußte es nicht. Es war ihm wohl aufgefallen, daß der kleine Bruder sich in der letzten Zeit oft recht sonderbar benahm, aber er hatte nicht weiter darauf geachtet.
„Vielleicht hat’s was in der Schule gegeben“, meinte er.
Die Mutter wiegte zweifelnd den Kopf: „Ich weiß nicht recht. Irgendwas muß passiert sein, das ihn belastet. Gerri lacht überhaupt nicht mehr.“
„Aber was kann er denn haben? — Soll ich mal mit ihm reden?“
„Ja, Martin, versuch’s!“
Frau Lohmann war eine kluge Mutter. Sie wußte genau, daß es einem Jungen schwerfällt, über sich selbst oder über irgendeinen Kummer zu sprechen. Das hatte gar nichts damit zu tun, daß Gerri kein Vertrauen zu ihr hatte. Nur, es gab Dinge, die sich besser unter Jungen verhandeln ließen. Und wenn Gerri sich bei Martin aussprach, dann war das doch auch schon etwas. Seitdem der Vater nicht mehr lebte, hatte Martin viele Pflichten im Hause übernommen, die sonst dem Vater zugekommen wären. Er war vernünftig mit seinen fünfzehn Jahren, und Gerri hatte seinen Bruder trotz aller Reibereien gerne.
Als Gerri am Nachmittag über seinen Schulaufgaben saß, kam Martin ins Zimmer, tat so, als suche er etwas und fragte dann beiläufig: „Soll ich dir ein bißchen b.ei der Rechenarbeit helfen?“ Gerri blickte erstaunt auf. „Helfen? Wieso denn? Seit wann willst du mir denn helfen?“ Das war ein ungeschickter Anfang. Martin bot sich sonst nie an, ihm bei den Aufgaben zu helfen, und Martin wußte auch nicht recht weiter. Es war ihm ziemlich unbehaglich. Gerri betrachtete ihn mißtrauisch.
„Warum soll ich dir nicht einmal helfen?“ Martin gab sich einen Ruck und versuchte, das Gespräch in Gang zu bringen. „Ich dachte halt - weißt du, ich dachte, du stehst vielleicht ein bißchen wackelig in der Schule.“
Gerri gab seine feindselige Haltung auf. Hatte es sich schon herumgesprochen? Oder hatte der Rektor am Ende seine Mutter benachrichtigt, und Martin hatte den Brief erwischt? „Wackelig?“ fragte er unsicher. „Wie kommst du denn darauf?“
„Na, ja“, sagte Martin und suchte noch immer nach passenden Worten. Weil er sie aber nicht fand und weil es ihm zu dumm war, wie die Katze um den heißen Brei zu schleichen, sagte er einfach: „Ach, Gerri, mit dir ist etwas los. Das spürt man doch.“
Jetzt war es zum ersten Mal ausgesprochen! Martin hatte also gemerkt, daß mit ihm etwas los war. Es gab Gerri einen kleinen Stich, dann sagte er trotzig: „Und wennschon.“
Martin ließ sich aber nicht mehr abfertigen. „Gerri“, sagte er, „sei doch nicht so! Ich frage wirklich nicht aus Neugier. — Vielleicht kann ich dir helfen.“
Gerri hatte den Kopf in beide Hände gelegt und starrte vor sich hin. „Mir kann keiner helfen.“
„Ist es denn so schlimm?“ fragte Martin betroffen.
„Sehr schlimm.“
Martin bekam
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