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Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Titel: Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gernhardt
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keinen schönern auf Erden.«
    Weh dem, der hat.
    Er kann verlieren:
    »Wir hätten damals auch noch das Wäldchen dazu kaufen sollen,
    dann könnte uns nichts passieren.«
    Weh dem, der hat.
    Ihm wird genommen:
    »Schatz, schau mal, wie der Neubau durch die Baumkronen stößt -
    unser Blick ist nicht mehr vollkommen!«
    Weh dem, der hat.
    Er ist verloren:
    »Seitdem diese Schweinerei da drüben passiert ist,
    ist unser Haus für mich gestorben.«
    Costa Smeralda
    Arm dran die Reichen.
    Nie sind sie alleine.
    Da ist das Mädchen,
    da ist der Gärtner,
    da ist der Pool verstopft,
    und man kann froh sein,
    wenn noch wer kommt.
    Laut bei den Reichen.
    Einer schafft immer.
    Saugt nicht das Mädchen,
    so mäht doch der Gärtner.
    Sind beide still,
    lärmt durch den Abend
    der Poolreiniger.
    Einsam die Reichen.
    Es läßt sie alleine
    mit all ihren Sorgen
    das Mädchen, der Gärtner,
    und auch den Mann
    am Pool bekümmert
    kaum, daß er stört und
    nicht, was er kostet.
    Der Künstler und das Geld
    1
    Einst hat es da gesprudelt,
    wo heute Wüste ist,
    klagt der Künstler.
    Es wird schon wieder fließen,
    wenn du erst flüssig bist,
    sagt das Geld.
    So lies nur, wie die Kritiker
    mein letztes Werk verhöhnen,
    weint der Künstler.
    Verlangt es dich nach ihrem Lob?
    Dann mußt du leider löhnen,
    lacht das Geld.
    In hundert Jahren wird mein Ruhm
    noch immer hell erstrahlen,
    schreit der Künstler.
    Den Rotwein, den du heute trinkst,
    mußt du auch heute zahlen,
    sagt das Geld.
    2
    Der Künstler sagt zum Geld:
    Geld ist doch nicht die Welt.
    Da sagt das Geld: Mein Gott!
    Das hab ich ja noch nie gehört,
    ein solcher Satz ist Goldes wert -
    verkaufst du mir den Schrott?
    3
    Der Künstler ruft: Hinaus!
    Verlaß sofort mein Haus!
    Das Geld nimmt seinen Hut
    und lächelt: Mein ist gut.
    Der Künstler ruft: Hör zu,
    laß mich ab jetzt in Ruh!
    Das Geld fragt an der Tür:
    Was zahlst du mir dafür?
    Das Geld tritt aus dem Haus:
    Auf Nimmerwiedersehn.
    Da springt der Künstler auf:
    Du willst doch nicht schon gehn?
    4
    Groß sind des Künstlers Leiden.
    Das Geld fragt ihn: Wie wär's mit uns beiden?
    Mit uns wird das nie was, erwidert er knapp,
    hängt sich beim Geld ein und zieht mit ihm ab.
    5
    Das Geld bittet den Künstler zu Tische.
    »Mein Gott, was allein das Fleisch hier kostet!«
    Das Geld winkt ab: Kleine Fische!
    Das Geld führt den Künstler ins Haus.
    »Himmel, was hier reingesteckt worden ist!«
    Das Geld lacht: Das springt wieder raus.
    Das Geld löscht dem Künstler das Licht.
    »Womit habe ich nur so viel Fürsorge verdient!«
    Noch, mahnt das Geld, hast du's nicht.
    6
    Das Geld reicht dem Künstler den Stift.
    »Sieht aber verdammt wie ein Kaufvertrag aus!«
    Das, sagt das Geld milde, trifft.
    Das Geld treibt den Künstler an.
    »Ich weiß überhaupt nicht, ob mir was dazu einfällt!«
    Das Geld fragt geduldig: Wann?
    Das Geld macht dem Künstler Beine.
    »Wenn du mir keine Zeit läßt, platzen unsere Termine!«
    Es sind, sagt das Geld ihm, deine.
    Das Geld hält den Künstler auf Trab.
    »Bei dieser Hetze werde ich noch wahnsinnig!«
    Und ich, sagt das Geld, werde knapp.
    Das Geld dreht den Geldhahn zu.
    »Da werden wir uns wohl alle einschränken müssen!«
    Nein, sagt das Geld da, du.
    7
    Geschlecht, Gefühl, Natur und Kunst
    verwandelst du in Waren,
    klagt der Künstler.
    Mein Handeln diente immer schon
    dem Schönen, Guten, Baren,
    lacht das Geld.
    Gesang von der Käuflichkeit
    Jene, die da sagen,
    Ich sei käuflich,
    Bitte ich von Herzen:
    Na, dann kauft mal.
    Oder habt ihr nicht
    Genügend Kleingeld?
    Warum habt ihr dann
    So große Schnauzen?
    Meine Freunde, weshalb
    Diese Töne?
    Schwer, was zu verkaufen
    Ohne Käufer.
    Hart, korrupt zu sein,
    Wenn jeder rechnet,
    Auch, und nicht zuletzt,
    Der Korrumpierer.
    Meine Fresse, ich bin
    Doch nicht blöde.
    Wer mich linken will,
    Muß früher aufstehn.
    Glaubt doch nicht, ihr wäret
    Was Besondres -
    So korrupt wie ihr
    Bin ich schon lange.
    Tugendhaft kann heute
    Jeder Arsch sein.
    Hauptsache, kein Sack
    Will in ihn kriechen.
    Wo kein Sack ist, sind auch
    Keine Ratten.
    Wo kein Nager nagt,
    Beißt kein Gewissen.
    Herr mein Gott, wie gerne
    Wär' ich käuflich!
    Aber nicht mal Du
    Hast was geboten.
    Hast mir was geschenkt,
    Ich weiß, das Leben,
    Doch das Sterben ist dann
    Wieder mein Ding.
    Teufel auch, ich bin der
    Faxen müde.
    Will mich wer versuchen,
    Dann versuch er's.
    Ich lach' gern mal, aber
    Doch nicht dauernd:
    Wenn's am drögsten ist,
    Dann soll man

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