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Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Titel: Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gernhardt
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leer/da die Flanierenden selber/nichts in den ihren haben.
    Die Mäuse
    Schön, die Brandmaus.
    Ihr fahles Braun läßt an Steppe denken,
    ihr dunkler Rückenstreifen an Sommer,
    nur ihr doch sehr nackter Schwanz stört.
    Putzig, die Brandmäuse.
    Wie kommen sie auf die Gardinenstange?
    Schwer zu sagen, ob es zwei oder drei sind.
    Na ja, solange die da oben bleiben.
    So denkt, wer im Bett liegt, und will
    bereits die Augen wieder schließen,
    als der Wind die schwere Gardine bauscht.
    Da sieht er, was sie so schwer macht:
    Die ihm abgewandte Seite ist ein einziges Vlies
    von Mäusen, die sich nur noch mit Mühe halten können.
    Und richtig! Sie fallen in Trauben ins Zimmer!
    Das spritzt regelrecht und schießt übern Boden!
    So ungestüm, daß sogar die Katze
    klagend zurückweicht!
    Da kann, wer im Bett liegt, nur noch
    auf einen guten Ausgang des Abenteuers hoffen.
    Er zieht die Decke über den Kopf
    und achtet ansgespannt darauf,
    ob sie nicht schwerer wird auf ihm
    oder bewegter.
    Was aber, wenn sie es würde?
    Die Vögel
    Flugunfähige Ohreulen/zehn Stück gut und gern/
    torkeln am hellichten Tag/den Bürgersteig entlang.
    Kaum schaffen sie es/dank hilfloser Hupfsprünge/
    den verendeten Raben auszuweichen/welche
    die sonnenbeschienenen Platten bedecken.
    Oder leben die noch?/Hin und wieder scheint es/
    als hebe einer der Schwarzröcke/mit letzter Kraft
    den Kopf.
    Dazu erklingt unentwegt eine Stimme/die eines
    Radiosprechers/der sich um Sachlichkeit bemüht:
    All diese Vorgänge haben eine natürliche Ursache/
    All diesen Ursachen wird man auf den Grund gehen/
    All diese Gründe werden erkannt und beseitigt werden.
    Doch so sehr der Betrachter sich müht, seinen
    Augen nicht zu trauen/er sieht, was er sieht,
    und er weiß/daß das, was er hört, nur Lügen sein
    können.

VI
    Im Gespräch
    Verhör
    - Hat Sie mal was ergriffen?
    - Davon, Herr, wollte ich gerade berichten:
    Ich lief ihr übern Weg
    Sie gabelte mich auf
    Ich fragte sie: Was nun?
    Alles, was Menschen tun, hat doch Folgen
    Sie sagte: Darauf ist schlicht gepfiffen!
    - Das hat Sie ergriffen?
    - Verzeiht, ich bin noch nicht fertig:
    Wir gingen auf ihr Zimmer
    Sie fragte mich: Was hast du?
    Ich sagte ihr: Wenn ich so weitermache, werde ich noch
    unter dem Beil enden
    Sie lachte: Das ist doch schon längst geschliffen!
    - Das hat Sie ergriffen?
    - Mit Ihrer Erlaubnis fahre ich fort:
    Sie griff beherzt zum Beil
    Ich sagte ihr: Schlag zu
    Sie fragte mich: Wofür hältst du mich eigentlich?
    Glaubst du im Ernst, daß ich dir die Drecksarbeit abnehme?
    Hast du noch immer nichts begriffen?
    - Das hat Sie ergriffen?
    - Ich beeile mich, zum Schluß zu kommen:
    Sie reichte mir das Beil
    Ich hob es in die Höh'
    Man fiel mir in den Arm
    Sie rief: Richtet ihn! Wer zum Beil greift, der
    soll durch das Beil umkommen
    Ich begriff: Sie hatte mich verpfiffen!
    - Das hat Sie ergriffen?
    - Da wurde ich ergriffen. Und jetzt, Herr, bin ich hier.
    Spielende Mädchen vor dem
Pantheon
    A:
    Die kleinen Mädchen, sie wissen
    vom schrecklichen Liebreiz, den sie
    mit jeder Bewegung der dünnen
    Glieder verschenken.
    B:
    Die haben doch nichts zu verschenken,
    die selbstvergessenen Dinger.
    Was ist denn an diesen Gören
    so schrecklich?
    A:
    Dir, der das sagt, gratulier ich.
    Was man nicht weiß, kann nicht schrecken.
    Nur schließ nicht von dir auf die Mädchen:
    Die wissen.
    Er und sie
    ER:
    Die Frau, der ich erlieg'
    Muß jeden haben können
    Wenn ich schon jemand will
    Dann bitte nicht allein
    Wer schön ist, wird begehrt
    Wenn einzig ich begehre
    Kann der Begierde Ziel
    Nicht allzu lohnend sein.
    CHOR DER MÄNNER:
    Hohohohohohoho
    SIE:
    Der Mann, dem ich verfall'
    Muß ausschließlich mich wollen
    Ich treffe meine Wahl
    Damit er mich erwählt
    Wen er begehrt, wird schön
    Begehrt er mich alleine
    Hab' ich mein Ziel erreicht
    Und er hat seins verfehlt.
    CHOR DER FRAUEN:
    Hihihihihihihi
    Das alte Lied
    A:
    Gedichte sondert man ab.
    Nur eine Frage der Drüsen.
    Was raus muß, muß raus.
    Kein Grund, deshalb groß zu gackern.
    B:
    Gedichte sondern dich ab.
    Ein Grund, das kurz zu bekakeln.
    Du bedenkst, und die anderen schaun mal.
    Du beschaust, und die anderen greifen.
    Du begreifst, und die andern befingern.
    Du besingst, und die andern beschlafen.
    Du beschließt, und die anderen kommen.
    A:
    Du nervst. Und die anderen können mich mal.
    Zurück aus dem Odenwald
    Dieses viele Grün, dieses hohe Blau
    und in der Ferne Worms
    - Warum sagen Sie das?
    Da war so viel Grün, und das

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