Gesammelte Wanderabenteuer
aktuell, was die Wegemarkierung angeht, vor allem um Bollendorf herum. Empfehlenswert ist der Wanderführer: »Sauertal ohne Grenzen«. Das Buch enthält nicht nur die üblichen Wandervorschläge. Eine echte Hilfe ist die Übersicht am Ende jeder Tour, wie viele Kilometer über Landstraße, Dorfstraße, Fahrweg und Fußweg führen, auch die kundigen Texte über Hopfenanbau, historische Eisenbahnen, Panzerwerke, Stockhäuser, Wegkreuze, Kohlenmeiler, Mühlen und das Lehnswesen sind lesenswert!
|409| Der Merksatz der Geologie
Sich für Geologie zu interessieren hat ungefähr den gleichen Coolness-Faktor wie Pepitahütchen zu tragen, Physik zu studieren oder Fan des VfL Wolfsburg zu sein. Aber Geologie hat zu Unrecht dieses Langeweilerimage, wobei es der Geologe wissensdurstigen Laien mit seinem Fachchinesisch auch nicht leicht macht. Da mein zweiter Vorname »Didaktik« ist, versuche ich mal auf zwei Seiten die gesamte Geologie Deutschlands verständlich zu erklären.
Nehmen wir als Bild eine sehr, sehr alte Wohnung. Das ist die Erde. In dieser Wohnung gibt es eine Wand, wo in vielen, vielen Jahren verschiedene Tapetenschichten übereinandergeklebt wurden. An einigen Stellen sind die Tapeten eingerissen oder haben (wegen Feuchtigkeit) Blasen geworfen. Die neueste Tapete deckt dabei nicht zwingend alle anderen Schichten ab. Manchmal ist die neueste Schicht abgekratzt, und es scheinen alte Tapeten durch. So ist es auch in der Geologie. Die Meere, die im Laufe der Jahre über Deutschland geschwappt sind, haben Sand, Geröll und Steine hinterlassen, und die haben sich übereinandergeschichtet. Die ältesten Steine in Deutschland finden sich im Bayerischen Wald und sind 3,8 Milliarden Jahre alt, also ziemlich unfassbar alt. Deutschland existierte damals auch nicht ansatzweise in der heutigen Form. Durch den Bayerischen Wald ging der Äquator, und alles war Teil des großen Urkontinents Gondwana. Wahrscheinlich wurde aber damals dort schon Bayrisch gesprochen.
Für die deutschen Mittelgebirge waren andere Phasen entscheidend. Mit den unterschiedlichen Erdzeiträumen kam |411| ich immer durcheinander. Es gibt aber auch im Gegensatz zu den Planeten (»Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten« für die Reihenfolge von Mars, Venus, Erde, Merkur, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto) keinen Spruch, um sich die urzeitlichen Epochen zu merken.
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Ein 3,8 Mrd. Jahre alter Stein im Bayerischen Wald und ein starker Hobby-Geologe
|411| Das ist die Reihenfolge der Erdzeitalter:
Devon (395–345 Mio. Jahre)
Karbon (345–280 Mio. Jahre)
Perm (280–225 Mio. Jahre)
Trias (225–190 Mio. Jahre)
Jura (190–136 Mio. Jahre)
Kreide (136–65 Mio. Jahre)
Tertiär (65–2 Mio. Jahre)
Quartär (2 Mio. Jahre bis heute)
Und das sind vier mögliche Merksätze:
Drei Könige planten, theoretisch jedenfalls, keinen totalen Quatsch.
Die Kinder pieksten tagelang jeden Kadaver toter Quallen.
Dänen können peinliche Theorien jedoch kaum tolerieren, quasi.
Dieter konnte plötzlich tausend junge Kartoffeln teigig quetschen.
|412| Okay, ist immer noch schwierig zu merken, vergessen Sie also außer Trias und Jura erst einmal alles andere. In diesen Zeiträumen entstanden die meisten landschaftlich prägenden Gebiete der deutschen Mittelgebirge. Im Trias sind, wie der Name schon andeutet, drei kürzere geologische Phasen vereint. Zunächst entstand aus Flussablagerungen der rote Buntsandstein. Den hat wahrscheinlich jeder Wanderer schon einmal gesehen. Nach dem Buntsandstein kam eine Phase, in der zum Beispiel in der Eifel ein flaches Meer existierte. Als sich das Meer verflüchtigte, blieben die Muscheln und kleine Meerestiere zurück und wurden im Muschelkalk eingeschlossen. Nachdem das Meer abgeflossen war, bildeten sich Binnenseen, das war die dritte Zeitspanne des Trias. An den Uferregionen lagerte sich der Keuperton ab, ein heller Stein.
An unserer Wohnungswand sehen wir nun eine rötliche Tapete, eine mit Muschelmustern und eine helle Tapete übereinander. Im anschließenden Jura bringen dann Flüsse aus Richtung Norden (die Fließrichtung war damals anscheinend umgekehrt) Sand in die deutschen Mittelgebirge. Es entstanden riesige Platten aus weichem Sandstein, die in einzelnen Gebieten der Eifel (Irrel, Rurtal und Luxemburg) und Sachsens (Sächsische und Böhmische Schweiz) vorkommen. Im Tertiär (also vor nicht allzu langer Zeit) hob sich das uralte Schiefergebirge, das schon im Devon entstanden
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