Gesammelte Wanderabenteuer
kann man als Bonus abziehen.
|396| Aufführungslänge
Das Spezielle am Rennsteig ist, dass man durch das sanfte Höhenprofil richtig Kilometer bolzen kann. Auch historisch war der Weg, wie der Name schon sagt, eher ein Weg zur schnellen Fortbewegung von Boten, keine breite Fahr- und Heerstraße, eben ein »Rynnestig«, ein Laufweg für professionelle Kuriere, die, wenn sie denn so fit waren wie ihre antiken Berufskollegen, die 168 Kilometer locker an einem oder zwei Tagen bewältigten. An dieser Stelle muss mit der Legende aufgeräumt werden, der Bote von der Niederlage Athens in Marathon sei nach 42 Kilometern tot in Athen zusammengebrochen. Das hat sich der Märchenerfinder Plutarch ausgedacht. Historisch richtig ist, dass ein Bote von Marathon 200 Kilometer an einem Tag über hügeliges Gelände nach Sparta lief, um die dortigen Bürger für den gemeinsamen Kampf gegen die Perser zu begeistern. Die zierten sich (»Och nö, heute nicht«), sodass der Bote am nächsten Tag 200 Kilometer nach Athen zurücklegte, um seine Nachrichten aus Marathon zu überbringen. Und der Bote klappte nicht aus Erschöpfung tot zusammen, der war natürlich putzmunter, denn das 200-Kilometer-an-einem-Tag-Laufen war eben dessen Job, dafür hatte er trainiert.
Auf dem Thüringer Rennsteig komme ich noch mal auf die gute alte WDG, die Wanderdurchschnittsgeschwindigkeit, zurück. Am ersten Tag ging ich 27 Kilometer (WDG 5,40 km/h), am zweiten Tag 51,5 Kilometer (WDG 5,01 km/h). Außerdem legte ich bei der Rekordwanderung am zweiten Tag eine saubere Drei-Autokennzeichen-Wanderung hin und ging durch den Ilm-Kreis (IK), den Kreis Sonneberg (SON) und den Kreis Kronach (KC).
Aufführungsdauer
Am ersten Tag 5 Stunden mit 40 Minuten Pause, am zweiten Tag 11 Stunden und 14 Minuten mit insgesamt 67 Minuten Pause
|397| Programmheft
Topographische Karte »Rennsteig auf 5 Einzelkarten«, 1:50.000. Braucht man beim Wandern als Orientierung überhaupt nicht, da die Mareile allgegenwärtig ist. Zur Vorbereitung hingegen vor allem wegen des Höhenreliefs unverzichtbar.
|398|
Luxemburg
|399| Luxemburg, 12 Points
EIN SCHWANK IN ZWEI AKTEN
Personen
Doro
Meine Frau
Luxemburger Volk
Schauplatz ist die Luxemburgische Schweiz, die Zeit April 2006.
Die Sauer ist ziemlich unbekannt. Sowohl als Grenzfluss als auch als Fluss überhaupt. Den Rhein kennt jeder, die Neiße oder die Oder. Dazu passt, dass die Sauer die Grenze zu Deutschlands kleinstem Nachbarland bildet: Luxemburg. Dieses Grenzgebiet kenne ich von zahlreichen Urlauben in der Südeifel. Da ich im Urlaub fast jeden Tag wandere, war ich auch schon oft auf der Luxemburger Seite, in der Luxemburgischen Schweiz. Mir ist natürlich klar, dass dieses Gebiet nicht im strengeren Sinne zum deutschen Mittelgebirge gerechnet werden kann, aber zum Wandern ist es dort einfach derart schön, dass ich es keinesfalls unterschlagen möchte.
Ich war mit dem Bus nach Echternacherbrück, einem Ort auf der deutschen Seite der Sauer, gefahren und erreichte das luxemburgische Echternach über eine alte Grenzbrücke. Die kleine Innenstadt versetzte mich in die Welt meines Französischbuchs des siebten Schuljahrs: Boucheries, Bar-Cafés, |400| Pharmacies, Telephones, alles Vokabeln, bei denen man schon im Unterricht immer weggehört hatte. Ich war, zum Verdruss meines frankophilen Vaters, so schlecht in Französisch, dass ich in diesem Fach die einzigen Sechsen meiner Schullaufbahn schrieb. In Echternach orientierte ich mich an den Auslagen, und der erste Lernerfolg stellte sich schnell ein: Stimmt, Boucherie heißt Metzgerei! Wer nicht so gut Französisch kann und sich in Luxemburg aufhält, muss das Glück haben, an einen Deutsch sprechenden Luxemburger zu geraten. Das gelingt genau wie in Holland immer seltener. Meistens sprechen die jungen Menschen in Holland und Luxemburg nur noch Englisch. Was jedoch wirklich keinem, selbst dem enthusiastischsten Europäer zuzumuten ist, ist das Erlernen des letzeburgischen Idioms. Diese Sprache, eine Mischung aus Eifeler Platt, Flämisch und etwas Undefinierbarem, ist wirklich den Bewohnern des Großherzogtums vorbehalten.
Am Rand der Innenstadt liegt der Busbahnhof, von dort führt ein Wanderweg bergan. Ich folgte einem nur 50 Zentimeter breiten und gepflasterten Weg. Der Kopfsteinpflasterwanderweg muss eine spezielle luxemburger Variante sein. Schnell gewann ich an Höhe und ging entlang der Sauer zur Wolfsschlucht. Mächtige Sandsteinblöcke links
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