Gesammelte Wanderabenteuer
Baybachtal verloren hatte. »Die Ehrbachklamm ist etwas für kleinere Kinder«, befand Lena fachmännisch. Gut zu wissen. Dann kann ich jetzt mit meinen »großen« Kindern ja auch anspruchsvollere und längere Touren planen.
»Das ist ein Fuck-Weg.«
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1. Tag:
Wegstrecke:
20 Kilometer
Wanderzeit brutto:
8 Stunden, 11 Minuten
Wanderzeit netto:
5 Stunden, 12 Minuten
WDG:
3,85 km/h
2. Tag
Wegstrecke:
12 Kilometer
Wanderzeit brutto:
5 Stunden, 40 Minuten
Wanderzeit netto:
3 Stunden, 15 Minuten
WDG:
3,69 km/h
Autokennzeichen:
Von SIM (Kreis Simmern) nach MYK (Kreis Mayen-Koblenz) und am zweiten Tag umgekehrt von MYK nach SIM
Wanderkarte:
Die Mosel von Bernkastel-Kues bis Koblenz, zugleich Wanderkarte Nr. 36 des Eifelvereins und Wanderkarte des Hunsrückvereins, 1:50.000
Das Bier der Region:
Königsbacher Pils
Höchster Punkt der Wanderung:
480 m (Emmelshausen)
Niedrigster Punkt der Wanderung:
108 m (Hotel Forellenzucht)
|181| Der feuchte Schwarzwald
Im Frühjahr 1998 war ich im Schwarzwald unterwegs. Der FC hatte in einem Sonntagsspiel beim VFB Stuttgart 1:1 gespielt. Das sollte gegen den Abstieg reichen. Dachte ich. Dachten alle. Aber danach hatte der 1. FC Köln bis zum letzten Spieltag keinen einzigen Punkt mehr geholt. Und auch am vorletzten Spieltag in Bielefeld verloren. Danach bin ich auch gewandert, aber dazu im nächsten Kapitel. Gemäß Punkt zwei der Nach-Auswärtsspiel-wandern-Regeln nutzte ich den Aufenthalt im Süddeutschen, um die Gegend zu erkunden. Am Montag war ich von Pforzheim bis kurz vor Freudenstadt gewandert. Das waren 40 Kilometer gewesen. Ich war auf dem Schwarzwald-Mittelweg gegangen. Es gibt drei Höhenwege durch den Schwarzwald: West-, Mittel- und Ostweg, die alle in Pforzheim starten.
In der Pension in Freudenstadt pflegte ich meine malträtierten Füße. Die Etappe am Dienstag sollte kürzer werden: nur 28 Kilometer bis Schiltach. Der Wanderführer hatte gewarnt: Keine Einkehrmöglichkeiten zwischen Freudenstadt und Schiltach, Natur pur.
Ich ging bei leichtem Nieselregen los. Ich fühlte mich gut präpariert. Ich hatte eine Jacke mit einer imprägnierten Schutzschicht angezogen. Ich war damals noch nicht häufig gewandert und trug Jogging- statt Wanderschuhe. |182| Meine Klamotten hatte ich in einem großen Stoffrucksack der Marke »4-U« verstaut.
Der Schwarzwaldhöhen-Mittelweg ist vom Typus her mit dem Rothaarsteig zu vergleichen. Endlos lang gezogene Forststraßen, und am Vortag wäre ich fast zu Schaden gekommen, als mich ein gigantischer Holztransporter mit einem irren Tempo überholte.
Auf den Kämmen des Schwarzwalds sieht man teilweise recht gruselige Waldstücke. Auf riesigen Flächen ragen einzelne Baumstämme wie Streichhölzer in den Himmel. Hat ein Baum seine Äste behalten, ist kein grünes Blatt oder keine grüne Nadel übrig geblieben. Hier oben sah es aus, als habe ein Orkan oder ein Waldbrand gewütet und alles Grüne vertrieben. Große Schilder am Wegesrand klärten über den wahren Sachverhalt auf: Waldsterben. Das gute alte Waldsterben, von dem man lange nichts mehr gehört hatte, das aber dennoch existiert. Der Schwarzwald ist wegen seiner geographischen Lage besonders gefährdet. Der Wind treibt die bösen sauren Regenwolken aus Frankreich herüber über die breite Rheinebene. Dann stellt sich der Höhenzug des Schwarzwalds plötzlich den Wolken entgegen, und es regnet auf die Wälder des Forêt-Noire nieder.
Und in so ein ordentliches Schwarzwälder Abregnen war ich an diesem Dienstag im April gekommen. Wenn es im Wald regnet, dann regnet es richtig. Die Bäume schützen einen nicht vor dem Regen, sondern geben über das Blattwerk die Feuchtigkeit ab. Es kann vorkommen, dass es schon eine Stunde lang nicht mehr regnet, im Wald tröpfelt es aber immer noch kräftig aus den Baumkronen. Ich ließ mich aber nicht beirren. War ich etwa aus |183| Zucker? Hatte ich Weichei vorne auf der Stirn stehen? Na also!
Die Forststraße wechselte immer mal wieder mit einem schmalen Pfad ab, der im Wanderführer als »steindurchsetzte und wurzeldurchzogene Naturwegstrecke« beschrieben war. Hier verlief früher die Grenze zwischen dem Königreich Württemberg und dem Großherzogtum Baden, was durch zahlreiche Grenzsteine gut erkennbar ist.
Dieser Pfad hatte sich im ergiebigen und lang anhaltenden Regen in einen morastigen Sumpf verwandelt. Schon nach sieben Kilometern waren meine Joggingschuhe inklusive Strümpfen völlig durchnässt. Na ja,
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