Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
Vom Netzwerk:
langsam heran. Vor Freude begann Maxim zu lachen. Wie es sich fügte! Er trat die Kupplung und war bereit.
    »He!«, schrie Gai im Befehlston und schlug mit dem Kolben gegen die Panzerung. »Wer da?«
    Maxim schwieg und schmunzelte nur in sich hinein.
    »Ist da jemand?« Gais Stimme klang nun unsicher.
    Gleich darauf polterten seine beschlagenen Absätze über die Panzerung, er öffnete die Luke und zwängte sich in die Kabine. Als er Maxim erblickte, sperrte er den Mund auf, aber Maxim bekam ihn am Overall zu fassen, zog ihn zu sich herunter, warf ihn auf die Zweige zu seinen Füßen und hielt ihn nieder. Der Panzer heulte fürchterlich los und stürzte vorwärts. Ich ruiniere das Triebwerk, dachte Maxim. Gai zuckte und wand sich. Der Helm war ihm ins Gesicht gerutscht, er
sah nichts, strampelte aufs Geratewohl und versuchte, die Maschinenpistole unter sich hervorzuzerren. Dann auf einmal ein Dröhnen und Prasseln; anscheinend schoss man ihnen mit dem Maschinengewehr und MPs hinterher. Das war nicht gefährlich, aber unangenehm, und Maxim wartete ungeduldig darauf, dass die Wand des Waldes endlich näher rückte, immer näher … näher …
    Die ersten Sträucher. Etwas Kariertes schreckte vom Weg zurück. Dann Bäume ringsum, und auf die Panzerung hagelten keine Kugeln mehr. Die Chaussee vor ihnen war auf viele Hundert Kilometer frei.
    Gai gelang es schließlich, seine Waffe hervorzuziehen, doch im selben Moment zog Maxim ihm den Helm vom Kopf. Er sah Gais schweißnasses Gesicht und die gefletschten Zähne; aber allmählich wichen Angst, Wut und Mordlust von seinem Gesicht. Als sich nun zuerst Verwirrung, dann Erstaunen und zuletzt Freude darin widerspiegelte, begann Maxim zu lachen. Gai bewegte die Lippen, anscheinend murmelte er: »Massaraksch!« Maxim ließ die Hebel los und umarmte den Freund, schweißnass, wie er war, dünn und stopplig, und drückte ihn im Überschwang der Gefühle fest an sich. Dann ließ er ihn los, umklammerte seine Schultern und sagte: »Gai, Menschenskind, wie ich mich freue!«, doch er verstand kaum seine eigenen Worte. Er blickte durch den Sehschlitz: Die Chaussee war immer noch gerade; daher stellte er das Handgas wieder fest und kroch nach oben. Gai zerrte er mit sich.
    »Massaraksch!«, knurrte Gai. Er war ziemlich mitgenommen. »Schon wieder du!«
    »Freust du dich gar nicht? Ich freue mich wahnsinnig!« Maxim begriff erst jetzt, wie wenig Lust er gehabt hatte, allein in den Süden zu fahren.
    »Was hat das zu bedeuten?«, schimpfte Gai. Seine Freude war längst verflogen, und er sah sich beunruhigt nach allen Seiten um. »Wohin? Weshalb?!«

    »In den Süden«, erwiderte Maxim. »Ich habe genug von deinem gastfreundlichen Vaterland!«
    »Flucht?«
    »Ja.«
    »Du bist verrückt! Man hat dir das Leben geschenkt!«
    »Wer hat mir das Leben geschenkt? Das ist mein Leben! Es gehört mir!«
    Sie mussten schreien, um einander zu hören, und unwillkürlich ergab sich anstelle eines freundschaftlichen Gesprächs ein Streit. Maxim sprang in die Kabine hinunter und verringerte die Drehzahl.
    Der Panzer fuhr jetzt langsamer, aber das Heulen und Rasseln war dafür weniger laut. Als Maxim wieder nach oben kletterte, fand er Gai finster und entschlossen vor.
    »Ich bin verpflichtet, dich zurückzubringen«, erklärte er.
    »Ich hingegen habe die Pflicht, dich von hier fortzubringen«, sagte Maxim.
    »Ich verstehe nicht, was du willst. Du bist verrückt! Von hier kann man nicht fliehen, du musst zurück. Massaraksch, zurück kannst du auch nicht, sie erschießen dich. Im Süden aber fressen sie uns auf. Versink in der Erde mit deinem Irrsinn! Du hängst mir an wie Falschgeld.«
    »Warte, schrei nicht so«, bat Maxim. »Lass es mich dir erklären.«
    »Ich will nichts hören. Halt den Panzer an!«
    »Nun warte doch«, redete Maxim auf ihn ein. »Ich erzähl’s dir.«
    Doch Gai wünschte nicht, dass man ihm etwas erzählte, Gai forderte, dieses ungesetzlich entwendete Fahrzeug unverzüglich zu stoppen und in die Zone zurückzuführen. Zweimal, dreimal, ein viertes Mal nannte er Maxim einen Holzkopf. Sein »Massaraksch« übertönte den Motorenlärm. Die Lage, Massaraksch, sei grauenhaft. Sie sei ausweglos, Massaraksch. Vor ihnen, Massaraksch, liege der sichere Tod, hinter
ihnen auch, Massaraksch. Maxim sei immer ein hirnverbrannter Irrer gewesen, Massaraksch, doch dieser neue Unfug, Massaraksch, dürfte wohl sein letzter sein, Massaraksch und Massaraksch.
    Maxim unterbrach ihn nicht. Ihm war

Weitere Kostenlose Bücher