Gesammelte Werke 1
hatte mir erklärt: in der Spezialabteilung für Objekte ungeklärter Funktion … Ich erinnerte mich an die Zimmerfluchten, vollgestellt, behängt, verbaut, angefüllt mit sonderbaren Gegenständen, die abstrakten Skulpturen oder topologischen Modellen ähnelten. Und Seine Exzellenz nahm an, ein Stabsoffizier des Imperiums, der hundert Parsek entfernt von hier etwas angestellt hatte, könnte sich für irgendetwas in diesen Räumen interessieren.
Ich wählte die Nummer von Glumowas Arbeitszimmer und war äußerst erstaunt, denn vom Bildschirm lächelte mich das freundliche Gesicht Grischa Serossowins an, genannt Wassermann, aus der vierten Untergruppe meiner Abteilung. Ein paar Sekunden lang beobachtete ich, wie sich der Ausdruck in Grischas rotwangigem Gesicht langsam veränderte. Freundliches Lächeln, Verwirrung, die dienstliche Bereitschaft, eine Anweisung entgegenzunehmen, und schließlich wieder freundliches Lächeln. Jetzt etwas steif. Ich konnte den Jungen verstehen. Wenn ich schon höchst erstaunt war, dann musste er gerade die Fassung verloren haben. Natürlich hatte er alles andere erwartet, als auf dem Bildschirm seinen Abteilungsleiter zu sehen, aber im Großen und Ganzen schlug er sich tapfer.
»Guten Tag«, sagte ich. »Rufen Sie doch bitte Maja Toivowna an den Apparat.«
»Maja Toivowna …« Grischa schaute sich um. »Wissen Sie, sie ist nicht da. Ich glaube, sie ist heute noch nicht gekommen. Soll ich ihr etwas ausrichten?«
»Bestellen Sie ihr, dass Kammerer angerufen hat, der Journalist. Sie müsste sich meiner erinnern. Aber Sie - sind Sie neu in der Abteilung? Irgendwie habe ich Sie …«
»Ja, ich bin erst seit gestern hier. Eigentlich gehöre ich nicht dazu, ich arbeite an den Exponaten …«
»Aha …«, sagte ich. »Nun denn. Danke. Ich rufe wieder an.«
Soso. Seine Exzellenz ergreift Maßnahmen. Sieht so aus, als wäre er absolut sicher, dass Lew Abalkin im Museum auftaucht. Und zwar in der Abteilung für diese Objekte. Versuchen wir zu verstehen, warum er ausgerechnet Grischa ausgewählt hat. Grischa ist bei uns noch ziemlich neu und unerfahren. Aber intelligent, reaktionsschnell. Als Exobiologe ausgebildet. Vielleicht ist es das. Ein junger Exobiologe nimmt die erste selbstständige Forschungsarbeit in Angriff. Etwas wie »Die Abhängigkeit zwischen der Topologie des Artefakts und der Biostruktur eines vernunftbegabten Wesens«. Alles läuft still, friedlich, elegant, anständig. Außerdem ist Grischa Meister in der Disziplin Subaks …
Schön. Das habe ich, wie es scheint, verstanden. Die Glumowa ist wahrscheinlich unterwegs aufgehalten worden. Zum Beispiel könnte sie sich gerade irgendwo mit Lew Abalkin unterhalten. Apropos, wir haben ja für heute um zehn Uhr ein Treffen vereinbart. Hat sicherlich gelogen. Aber wenn ich wirklich zu diesem Treffen fliegen muss, ist es jetzt an der Zeit, ihn anzurufen und mich zu erkundigen, ob seine Pläne unverändert sind. Ohne Zeit zu verlieren, rief ich in »Ossinuschka« an.
Der Bungalow Nummer sechs meldete sich gleich, und ich erblickte auf dem Bildschirm Maja Glumowa.
»Ach, Sie sind es«, sagte sie voller Abneigung.
Ich kann unmöglich beschreiben, welche Kränkung, welche Enttäuschung in ihrem Gesicht lagen. Sie sah merklich schlechter aus als am Tag zuvor. Die Wangen wirkten hohl. Um die Augen lagen Schatten; sie schienen kränklich und allzu groß. Die Lippen waren fiebrig. Und erst eine Sekunde später, als sie sich langsam vom Bildschirm zurücklehnte, bemerkte ich, dass ihr schönes Haar sorgsam und nicht ohne Koketterie frisiert war. Sie trug ein hochgeschlossenes graues Kleid von strenger Eleganz - und darüber die bewusste Bernsteinkette.
»Ja, ich bin es«, sagte der Journalist Kammerer etwas ratlos. »Guten Morgen. Ich wollte eigentlich … Also, ist Lew zu Hause?«
»Nein«, sagte sie.
»Er hat nämlich ein Treffen mit mir vereinbart. Ich wollte …«
»Hier?«, erkundigte sie sich lebhaft und rückte wieder näher an den Bildschirm. »Wann?«
»Um zehn. Ich wollte mich einfach vergewissern, für alle Fälle. Aber nun ist er nicht da …«
»Und er hatte sich sicher mit Ihnen verabredet? Was hat er genau gesagt?«, fragte sie irgendwie fast kindlich und sah mich erwartungsvoll an.
»Was hat er gesagt?«, wiederholte der Journalist Kammerer langsam. Das heißt, nun schon nicht mehr der Journalist Kammerer, sondern ich. »Also, Maja Toivowna. Machen wir uns keine falschen Hoffnungen. Höchstwahrscheinlich wird er
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