Gesammelte Werke 1
Resultat doch nichts Wesentliches herauszufinden …
Ich fasste einen Entschluss.
»Maja Toivowna«, sagte ich, nach Kräften bemüht, die Worte mit fester Stimme auszusprechen.
»Sagen Sie, was war die Ursache für Ihre Verzweiflung, deren unfreiwilliger Zeuge ich bei unserer ersten Begegnung geworden bin?«
Während ich diese Frage formulierte, wagte ich nicht, ihr in die Augen zu sehen. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn sie mich auf der Stelle zum Teufel gejagt oder mir das Videofon auf den Kopf geschlagen hätte. Doch sie tat weder das eine noch das andere.
»Ich war dumm«, sagte sie ziemlich ruhig. »Eine dumme hysterische Gans. Ich hatte das Gefühl, als hätte er mich ausgequetscht wie eine Zitrone und dann einfach weggeworfen. Aber jetzt ist mir klar: Er hat im Moment andere Sorgen. Für Takt und Feingefühl hat er weder Zeit noch Kraft. Ich habe ständig Erklärungen von ihm verlangt, aber er konnte mir nichts erklären … Er weiß ja sicher, dass Sie nach ihm suchen …«
Ich stand auf.
»Vielen Dank, Maja Toivowna«, sagte ich. »Aber ich habe den Eindruck, Sie haben unsere Absichten missverstanden. Niemand will ihm etwas Böses. Wenn Sie ihm begegnen sollten, versuchen Sie bitte, ihm diesen Gedanken begreiflich zu machen.« Sie gab keine Antwort.
3. JUNI’78
Etliches über die Eindrücke Seiner Exzellenz
Vom Abhang her war zu sehen, dass sich Doktor Goannek aus Mangel an Patienten dem Fischfang widmete. Das traf sich gut, denn zu seiner Blockhütte mit dem Null-T-Abort war es näher als zum Klubhaus. Allerdings stellte sich heraus, dass der Weg dorthin an einer Imkerei vorbeiführte, die ich bei meinem ersten Besuch in der Eile übersehen hatte. Ich versuchte also, mich so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen, sprang über allerlei dekorative Flechtzäune und stieß dabei irdene, nicht minder dekorative Töpfe in den verschiedensten Formen um. Alles verlief glimpflich. Ich lief die Außentreppe mit dem geschnitzten Geländer hinauf, betrat die bekannte gute Stube und rief, ohne mich zu setzen, Seine Exzellenz an.
Ich hatte geglaubt, mit einem kurzen Rapport davonzukommen, aber das Gespräch dauerte ziemlich lange, so dass ich das Videofon auf die Treppe hinaustrug, damit mich der gesprächige und leicht zu kränkende Doktor Goannek nicht überraschte.
»Warum sitzt sie wohl dort?«, fragte Seine Exzellenz nachdenklich.
»Sie wartet.«
»Hat er sich mit ihr verabredet?«
»Soviel ich weiß, nein.«
»Die Ärmste«, murmelte Seine Exzellenz. Dann fragte er: »Kommst du zurück?«
»Nein«, sagte ich. »Ich muss noch zu diesem Jašmaa und zur Residenz der Kopfler.«
»Wozu?«
»In der Residenz«, antwortete ich, »hält sich gegenwärtig ein Kopfler namens Wepl-Itrtsch auf, derselbe, der gemeinsam mit Abalkin an der Operation ›Tote Welt‹ teilgenommen hat.«
»Und?«
»Soweit ich dem Bericht Abalkins entnehmen konnte, ist zwischen den beiden eine ungewöhnliche Beziehung entstanden.«
»In welchem Sinne - ungewöhnlich?«
Ich geriet ein wenig in Verlegenheit und suchte nach Worten. »Ich würde fast wagen, es eine Freundschaft zu nennen. Exzellenz … Erinnern Sie sich an diesen Bericht?«
»Ich erinnere mich. Ich verstehe, was du sagen willst. Aber beantworte mir die eine Frage: Wie hast du herausgefunden, dass sich der Kopfler Wepl auf der Erde befindet?«
»Nun … Das war ziemlich schwierig …«
Ich war nicht sofort daraufgekommen, doch nach einer gewissen Zeit, immerhin. Aber in der Tat … Mir, dem Mitarbeiter der KomKon 2, war es bei all meiner Versiertheit im Umgang mit dem GGI ziemlich schwergefallen, Wepl ausfindig
zu machen. Wie aber sollte das einem einfachen Progressor wie Abalkin gelingen, der zudem zwanzig Jahre im Tiefen Raum zugebracht hatte und vom GGI nicht mehr Ahnung hatte als ein zwanzigjähriger Student!
»Ja«, sagte ich. »Sie haben Recht. Und trotzdem müssen Sie zugeben, dass die Aufgabe, Wepl zu finden, für Abalkin durchaus zu lösen ist. Wenn er nur will.«
»Ich stimme dir zu. Aber es geht nicht nur darum. Ist dir noch nicht in den Sinn gekommen, dass er uns Steine ins Gebüsch werfen könnte?«
»Nein«, gestand ich aufrichtig.
Übersetzt man es aus unserem Idiom, bedeutet »Steine ins Gebüsch werfen«: jemanden auf eine falsche Spur lenken, gefälschte Indizien unterschieben, kurzum, die Leute in die Irre führen. Theoretisch war es natürlich schon möglich, dass Lew Abalkin ein ganz bestimmtes, uns unbekanntes Ziel
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