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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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Eindringling mit beiden Händen am Kragen zu packen und durchzurütteln. Doch als ich jetzt sein Gesicht sah, begriff ich: Es wäre sinnlos gewesen. Ob man den da durchschüttelte oder nicht, war ganz egal; nichts würde sich ändern und alles so weitergehen wie eh und je. Er würde immer mit einem Bein im Graben stehen, herumkriechen und herumkramen, etwas in seinen Bart brummen, in Museen Exponate umstürzen und sorgfältig vorbereitete und durchdachte Operationen zunichtemachen.
    Als der Greis die letzte Sektion erreicht hatte, atmete Seine Exzellenz tief durch, trat an den Tisch, setzte sich auf die Kante neben das Köfferchen und sagte mürrisch: »Na, was suchen Sie denn da, Bromberg? Die Zünder?«
    Der alte Bromberg schrie piepsig auf und schreckte zur Seite, wobei er einen Stuhl umwarf. »Wer ist da?«, kreischte er los und fuchtelte wild mit der Taschenlampe herum. »Wer?«
    »Ja, ich bin es doch, ich!«, antwortete Seine Exzellenz noch mürrischer. »Hören Sie schon auf zu zittern!«
    »Wer? Sie? Was zum Teufel …« Der Lichtstrahl traf auf Seine Exzellenz. »Ah, Sikorsky! Habe ich’s mir doch gedacht!«
    »Nehmen Sie die Lampe weg«, befahl Seine Exzellenz und schirmte das Gesicht mit der Hand ab.
    »Habe ich’s mir doch gedacht, dass das Ihre faulen Tricks sind!«, schrie der alte Bromberg. »Mir war gleich klar, wer hinter diesem ganzen Theater steckt!«
    »Nehmen Sie die Lampe weg, oder ich zerschlage sie in tausend Stücke!«, sagte Seine Exzellenz scharf.

    »Schreien Sie mich gefälligst nicht an!«, kreischte Bromberg, lenkte aber den Strahl zur Seite. »Und wagen Sie ja nicht, meine Tasche anzurühren!«
    Seine Exzellenz stand auf und ging auf ihn zu.
    »Kommen Sie mir nicht zu nahe!«, schrie Bromberg. »Ich bin für Sie kein kleiner Junge! Dass Sie sich nicht schämen! Schließlich sind Sie ein alter Mann!«
    Seine Exzellenz trat auf ihn zu, nahm ihm die Taschenlampe aus der Hand und stellte sie auf das nächste Tischchen, mit dem Strahl nach oben.
    »Setzen Sie sich, Bromberg«, sagte er. »Wir müssen miteinander sprechen.«
    »Diese Gespräche mit Ihnen …«, brummte Bromberg und setzte sich.
    Erstaunlich, aber jetzt war er völlig ruhig. Ein munterer, geachteter alter Mann. Ich glaube, er war sogar fröhlich.

4. JUNI’78
    Isaac Bromberg. Die Schlacht der eisernen Alten
    »Versuchen wir, uns in Ruhe zu unterhalten«, schlug Seine Exzellenz vor.
    »Versuchen wir’s, versuchen wir’s!«, erwiderte Bromberg heiter. »Aber was ist das für ein junger Mann, der die Wand da neben der Türe festhält? Haben Sie sich einen Leibwächter zugelegt?«
    Seine Exzellenz antwortete nicht gleich. Vielleicht hatte er die Absicht, mich fortzuschicken. »Maxim, du kannst gehen« - und ich wäre natürlich gegangen. Doch es hätte mich gekränkt, und Seiner Exzellenz war das selbstverständlich klar. Es ist durchaus möglich, dass er noch andere Gründe hatte.
Jedenfalls deutete er lässig in meine Richtung und sagte: »Das ist Maxim Kammerer, Mitarbeiter der KomKon. Maxim, das ist Doktor Isaac Bromberg, Wissenschaftshistoriker.«
    Ich verbeugte mich, und Bromberg erklärte: »Habe ich’s mir doch gedacht. Klar, Sie hatten Angst, Sie könnten Mann gegen Mann nicht mit mir fertig werden, Sikorsky. Setzen Sie sich, setzen Sie sich, junger Mann, machen Sie’s sich bequem. Soweit ich Ihren Chef kenne, wird es ein langes Gespräch.«
    »Setz dich, Mak«, sagte Seine Exzellenz.
    Ich nahm in dem mir schon bekannten Besuchersessel Platz.
    »Also, ich erwarte Ihre Erklärungen, Sikorsky«, ließ sich Bromberg vernehmen. »Was hat dieser Hinterhalt zu bedeuten?«
    »Wie ich sehe, haben Sie sich arg erschrocken.«
    »Was für ein Unsinn!«, ereiferte sich Bromberg auf der Stelle. »Dummes Zeug! Gott sei Dank gehöre ich nicht zu den Schreckhaften! Und wenn mir schon jemand einen Schrecken einjagen kann, Sikorsky …«
    »Aber Sie haben so fürchterlich geschrien und so viele Möbel umgeworfen.«
    »Na, wissen Sie, wenn Ihnen jemand nachts in einem absolut leeren Gebäude etwas ins Ohr …«
    »Es gibt auch keinen Grund, nachts durch absolut leere Gebäude zu laufen …«
    »Erstens geht Sie das gar nichts an, Sikorsky, wo ich wann hingehe! Und zweitens, wann sollte ich es Ihrer Meinung nach denn sonst tun? Am Tage lässt man mich nicht herein. Am Tage veranstaltet man hier irgendwelche verdächtigen Renovierungen oder albernen Ausstellungswechsel. Hören Sie, Sikorsky, geben Sie’s zu: Das ist alles Ihr Werk -

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